Dienstag, 20. Juni 2017

Tag 04: Ohne Schweiß, kein Preis

Von dem netten Weinlokal nach einem umfangreichen Frühstück, u.a. mit frischen Kirschen, ging es gut gestärkt los. Kleine Unschönheit: Wie gestern war Frühstück erst ab 8:00 Uhr möglich, so daß es wieder recht spät wurde, bis ich fertig war.

Zuerst galt es heute die gestern noch offen gelassenen 5 Kilometer nach Süden bis nach Rust zu gehen. Nein, nicht das mit dem Europapark. Rust im Burgenland war sowohl der Wienerin auf Monaco-Reise ein Begriff und auch die Mutter von Fräulein A. war sofort im Bilde, von was ich sprach - die Weinkenner halt. Der Tipp für ein Lokal vor Ort kam dann Gott sei Dank sowohl zu spät (bis ich die Nachricht las), als auch zu früh (nach fünf Kilometern kann man ja nicht schon wieder einkehren) - ja, und auch mit TraubenSAFT kann man mich jagen.

Ok, ok, vielleicht sollte ich ja gerade etwas gejagt werden, bin ich doch auf recht kurzen Etappen zwar im Schritt ganz gut unterwegs, allerdings brauche ich ob der Hitze unwahrscheinlich viele Pausen.

Bis Rust ging es einen netten Wiesenweg, wo mir ein Weinbauer für den kommenden Tag aber gleich noch mit 37° drohte.

Nach Rust dann erstmal das alte Bild: Asphaltierter Radweg, aber deswegen immer mal wieder mit Bänken im Schatten - hat also alles sein Gutes.
Endlich konnte ich auch mal den See sehen, also so mit Wasser und so.


Die 02er-Markierungen in diesem Bereich südlich von Rust und dann gen Westen sind eine reine Katastrophe: Nicht existent oder nur noch Reste oder vermutlich knapp 40 Jahre alt (Gert, Martin, vielleicht könntet Ihr da mal den Verantwortlichen auf die Füße steigen ? - wäre ja eine Schande zum 40-jährigen ...).


Ohne GPS wäre ich wohl die weiteren 1,5 km bis zur ungarischen Grenze weiter gelaufen, so bog ich im richtigen Moment 90° von Süd nach West ab und es ging den Berg hoch. Die erste Überschreitung der Tour stand an. Nachdem ich den Sattel auf ca.  210 Metern über dem Meer (hier ist ja noch die interessante Frage: bezogen auf welches Meer ?) überschritten habe, geht es auf einem Erdweg durch Wald. Im Schatten. Leicht bergab. Erholung pur !

Es dauert leider nicht lange, und ich habe den Wald bereits durchquert, nun geht es für lange Zeit über freie Fläche auf Schotterwegen zwischen den Feldern durch. Keine Prise Wind. Die Luft steht. Ich mache mir langsam sorgen, um meinen Wasser-Vorrat.

Auf dem Weg nach Wien oder zurück von Südtirol hatte ich noch jede Menge Berichte im Radio gehört, daß die (christlichen) Kirchen nur noch ein Schatten Ihrer selbst seien und immer kleiner werden.
Was soll ich dazu sagen ?
Eines kann ich Euch dazu seit heute gewiß sagen: Das kann auch Segen stiften !

Am Horizont ein kleines Wäldchen mit bereits aus der Ferne sichtbaren Giebeln und beim Näherkommen entpuppt sich eines der Gebäude - etwas abseits und direkt am Weg - als kleine Kirche, zuweilen auch Kapelle genannt. Und auch der Schatten einer Kapelle - ich sage es Euch - spendet genug Schatten, um dort im Zeichen des Kreuzes eine lebensrettende Pause zu machen :-)


Frisch gestärkt sollte es weitergehen, aber wohin ?
Auf dem GPS war eine Lücke von ca. 500m im TK-DACH-Wanderwege-Overlay (ich hatte bereits 2014 zufällig darüber gestolpert, festgestellt, daß das an sich einfach nur genial ist). Im richtigen Leben wies ein Schild auf Privatgrund hin. Keine Alternative weit und breit.

Nun, vom Weg nach Venedig kannte ich solche Schilder von Kieswerken an der Piave, die wir geflissentlich ignorierten (und an Hand der Spuren, damit zur Mehrheit der Menschheit gehörten) - aber dort hätten wir im Zweifelsfall noch darauf verweisen können, daß wir einfach kein Italienisch können, hier waren die Schilder auf Deutsch.
Da der große Rucksack in der Regel den 4-Tage-Bart und die sonstige Landstreichererscheinung MEHR als egalisiert und es nicht nach aufmerksamen Hunden aussah, habe ich mich mal dumm gestellt und bin einfach mal drauf los.
Über eine Wiese wollte ich aber auch nicht einfach gehen und so landete ich bei einem Haus, wo zwei ältere Herrschaften und der Hund (vermutlich nicht viel jünger, denn er nahm mich erst auf 10 Meter und nach meinem Gruß war) im Schatten saßen.
Es war wie überall: Die Dame erteilte dem Herrn den klaren Auftrag (Einwände/Widersprüche zwecklos), mir weiterzuhelfen und den richtigen Weg zu weisen.
Er schickte mich dann genau über die Wiese, über Pfähle/Zaun auf Fahrweg, bot mir sogar noch etwas zu Trinken an, nachdem er mich über meine Reise ausgefragt hatte. Ich lehnte dankend ab, denn ich hatte ja erst vor wenigen Minuten pausiert und wollte ja irgendwann heute noch ankommen.

Am Fahrweg hatte ich zwar keine Markierung, aber meinen Weg im GPS wieder, der nun auf einem ziemlich verwilderten Weg, an einem Naturschutzgebiet entlang führte, dann kam ein eigentlich nicht langer, aber ob der in der Rinne stehenden Hitze unglaublich Schweiß-treibender Anstieg, bevor ich auf einer Fahrstraße am Waldrand landete. Hier führte nun nicht mehr der Radweg um den Neusiedler See, sondern der Pußta-Radweg vorbei.
Ja, Ungarn ist nah, sehr nah und die Orte tragen hier teilweise zweisprachige Namen und haben westungarischen Bezug.

An ein paar Hügelgräbern geht es dann durch den Wald auf der Straße, die aber eigentlich nicht befahren ist. Leider werden die Bäume recht bald wieder lichter, bis ich schließlich in der Nachmittagshitze über offenes Gelände bis nach Siegendorf, meinem Tagesziel gehe.


Nach dem Frühstück und bis zum Bett gehen, werde ich insgesamt 5 (FÜNF) Liter getrunken haben. Ich kam mir vor wie ein Durchlauferhitzer - wobei, durchgelaufen ist eigentlich so gut wie nix, geschätzt habe ich 0,5 Liter dem Abfluß zugeführt.
Und der Rest ?
Vermutlich verdampft.
Ein Teil in den SCHWARZEN Bergstiefeln: Dort herrschte wohl ein Klima irgendwo zwischen Türkischem Dampfbad und Bio-Sauna, nach dem zweiten Aufguß.
Problem: Der Klebstoff von Tape und Blasenpflastern ist dafür einfach nicht gemacht, sondern er fließt davon, vorzugsweise in die Fasern der Wandersocken.

Da sind wohl noch Optimierungen gefragt ...


Begegnungen:
Der Weinbauer
Greifvogel
Reh
Storch
Fasanenpärchen
Älteres Ehepaar auf dem Privatgrundstück

5 Kommentare:

  1. Wie immer - trotz der Hitze - erfrischend geschrieben.
    Danke

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    1. Hallo Volker.
      Vielen Dank für die Blumen. Damit sie frisch bleiben, werde ich für sie heute einen halben Liter Wasser extra einpacken.
      Deine Berichte kommen im Sommer dann ja auch noch.
      Schöne Grüße,
      K2.

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    2. Eigentlich wollte ich nicht während der Wanderung schreiben, erst danach. Aber eure Berichte haben mich motiviert wenigstens alle paar Tage was von mir hören zu lassen.
      Mal schauen, was ich auf meinem Spiderman-Handy zusammenbring.

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  2. Sind die Markierungen besser geworden? Oder soll ich den Abschnitt Rust-Siegendorf weitergeben? Thx fürs Bescheidgeben!

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    1. Hallo Martin.
      Folgende beiden Abschnitte dieser und der Folgeetappe sind aus meiner Sicht problematisch und teilweise bereits mit etwas Farbe am Baum zu entschärfen, etwas schwieriger ist auf der freien Fläche, da fahren Bauern bestimmt auch mal Pfähle um, aber ein einer Stelle war ein uralter Metallpfahl mit Holzrest nur ohne Schild:
      1. Südlich von Rust, wo es 90° gen Westen weg geht bis kurz vor dem Hügelgrab, wo man aus Hohlgasse wieder auf Straße kommt. Dabei ist insbesondere die Umgehung des Privat-Gutes interessant - oder eine Absprache, denn man tangiert ja nur am Rand und da sind ja keine Massen an Wanderern unterwegs.
      2. Nach dem ehemaligen Kloster/Einsiedelei an Wald entlang habe ich nix mehr gesehen, Rapsfeld (dort konnen ja noch 2 andere Fernwanderwege dazu) bis hoch in den Wald sah es schlecht aus.
      Ab der Kreuzung im Wald Richtung Mattersburg gab es dann unzählige Markierungen, Schilder und Wegweiser. Das war auch heute südwestlich von Mattersburg so.

      Cu K2.

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