Mittwoch, 28. Juni 2017

Tag 12: 02 + 06 = 14

Weil nach der Indischen Laufente gefragt wurde: Immerhin für ein Abbild selbiger war ich mit dem Foto schnell genug:


Heute Morgen gilt es erstmal in 45 Minuten zum eigentlichen Startpunkt an der Waldschule auf knapp 1.000 Metern hinab zu kommen. Zum großen Teil muß ich dazu auf Asphalt gehen, aber da ich mich in dieser Hinsicht in den letzten Tagen extrem geschont hatte, ist das auch kein Problem.

Von dort geht es dann an den Aufstieg. Mal steiler, mal weniger steil, geht bis auf über 1.400 Meter hoch und dabei an Forsthäusern und ähnlichen einsam gelegenen Gehöften vorbei.

Den Reigen der heutigen Wander-Begegnungen eröffnet eine Frau, die betont NICHT auf dem Mariazeller zum Pilgern, sondern einfach nur zum Wandern unterwegs zu sein. Aha, ich werde ja auch immer gefragt, ob ich auf dem 06er unterwegs bin - komische Frage, ich gehe doch wenn von Mariazell wegwärts.

Heute ist der Zentralalpenweg in großen Teilen deckungsgleich zu einem der Mariazeller Pilgerwege. Bereits kurz nach der Mittagspause an einem Pilgerkreuz - als Petrus sich mal kurz einen tröpchenweisen feuchten Scherz mit mir erlaubt hatte - begegnet mir das erste richtige Pilgerpaar. Insgesamt kommen noch zwei Pärchen und ein Fünfer-Trupp mit kunstvoll geschnitztem Rosenkranzkreuz, mit denen ich ins Gespräch komme. Die Idee, ich könne doch auch mal bei dieser Fußpilgerfahrt nach Jerusalem muß ich allerdings weit von mir weisen: Zu warm, zu wenig Berge, zu wenig katholisch. Auf letzteres kontert der Kenner, ich könne als Lutheraner ja auch dem Weg des Buches folgen.
Was es alles gibt, aber vorerst bleibe ich mal beim 02er.


Auf der Schanz kehre ich ein und Karte braucht es auch keine, nachdem ich den Apfel-Heidelbeer-Strudel am Nachbartisch gesehen hatte :-)


Als ich gerade wieder losgehen will, kommt ein älterer Herr. Wie sich herausstellt, ist er auch am Zentralalpenweg unterwegs. In meine Richtung. Er macht halt mal schnell meine letzten drei Tagesetappen in zwei Tagen (Vorteil: er hat statt bei den komischen Kerlen am Alois-Günther-Haus bei den netteren Leuten in der hübscheren Rosegger-Hütte übernachtet, dadurch hatte er auch keine Probleme mit der Quartierfindung in Alpl). Wir verabschieden uns auf später ...

Wie mir Bruno, der Pensionär mit der Frau gerade auf Kur, abends im Gespräch gestehen wird, hat er mich zu diesem Zeitpunkt etwas falsch eingeschätzt: Riesiger Rucksack, Anfänger, schnell eingeholt.

Er irrte zu den letzten zwei Dritteln, denn die verbliebenen angeschriebenen 3,5 Stunden gehe ich wirklich zügig und ohne Pausen an, weil dunkle Wolken und entferntes Donnern drohen.
Da ich bereits vor zwei Tagen den Staub von Niederösterreich bzw. Burgenland an den Schuhen und das Salz am Rucksack beim Eintritt in die Steiermark abgewaschen habe, brauche ich nicht schon wieder eine Komplettwäsche von oben.

Letztlich werde ich dem Tröpfeln erfolgreich davon laufen, auch wenn ich wohl nicht immer, wie sich herausstellen sollte, ganz akkurat meinen 02er-Weg verfolgt habe bzw. geht hier unterschiedliches Kartenmaterial wohl unterschiedliche Wege.

Egal wie, nach 30 Kilometern und gut 950 Aufstiegsmetern erreiche ich gut gelaunt das heutige Tagesziel, das Wirtshaus am Strassegg.

Kommen wir nochmal zu unserer Ausgangsrechnung, über die evtl. trotzdem noch der eine oder die andere nachdenkt: 11 Pilger und 1 Nicht-Pilgerin auf dem 06er Weg + 2 Wanderer in die Gegenrichtung auf dem 02er macht nach Adam Riese eben nun mal 14.

Am Ziel kommt dann noch eine Heerschar an Pilgern dazu: 3 Damen und ein Trupp um die 20 Leute von der Feuerwehr, die noch ordentlich am (Durst) Löschen sind.

Mit Bruno quatsche ich dann noch den ganzen Abend richtig nett. Er hat vor, bis Knittelfeld zu gehen, wobei wir in den nächsten beiden Tagen getrennte Wege gehen werden (er: Südroute, ich: Nordroute), aber ich freue mich schon, ihn hoffentlich dann am Hochanger-Schutzhaus wieder zu treffen, denn nachdem er mich aus der ersten Schublade wieder heraus geholt hatte, haben wir uns viel über (Weit-)Wandern, EDV und alles mögliche unterhalten.

Für weitere Unterhaltung sorgen auch die beiden Originale, die hier die urige, gemütliche und mit super Speisen servierende Unterkunft führen.


Begegnungen:
13 Wanderer (inkl. Bruno)
Feuerwehrpilgertruppe (deren Schnaps Bruno dankenswerter Weise leert)

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