Donnerstag, 20. Juli 2017

Tag 33: Hoch gepokert und dem Gewitter enteilt

Wären meine Eltern mit auf der Südwiener Hütte gewesen, hätte meine Mutter wohl heute Morgen um 7:00 bei einem Marmeladenbrot mit hausgemachter Butter und Allergie-bedingt selbst mitgebrachter Marmelade wohl die Krise gekriegt: Am Frühstücksbuffet steht eine ovale Schüssel mit einem weißen etwas, welches ich im ersten Moment für Bircher-Müsli halte. Weit gefehlt. SEHR weit. Richtig viel weit.
Als der Hüttenwirt die Folie von der Schüssel nimmt und mir in einem Nebensatz erläutert, WAS er da gerade freigelegt hat, bin ich schon vor dem Probieren begeistert.
Seit meinem Friga-Erlebnis 2014 auf der Klagenfurter Hütte (Graz-Monaco, Tag 14) habe ich nichts annähernd ausgefallenes auf einer Hütte zum Frühstück bekommen. Und lecker ist es (natürlich - ich habe hier nichts anderes erwartet). Schmeckt wie bei Muttern, einzig ein kleines organisatorisches Manko besteht: Anzahl an Nelken, Lorbeerblättern, Wacholderbeeren und hier zusätzlich Pfefferkörnern ist unbekannt.
Aber meinem Vater hätten die einmanierten Heringe zum Frühstück zu 100% auch gemundet. Ah, lecker - und die Mutter hätte wohl wie erwähnt die Krise geschoben ;-)


Nach solch einem Frühstück kann der Tag nur gut werden: Wie am Vortag ist blauer Himmel und Sonne angesagt, allerdings soll es am Nachmittag Wärmegewitter geben.

Ich starte kurz vor den 7 Hannoveranern, denen sich wohl der österreichische Senior anschließt. Wir alle wollen heute zur Franz-Fischer-Hütte.

Über einen schönen Steig durch Alm- und lichtes Waldgelände geht es hoch auf eine Art Hochplateau, über das auch Stromtrassen die Tauern überqueren. Unten im Tal sieht man das Nordportal des Tauerntunnels und die Autos wirken wie Spielzeug.


In der Ferne ist bereits die Taferlscharte zu sehen. Kurz vor mir sehe ich zwei Wanderer hochsteigen. Als ich auf dem Übergang ankomme, rasten Bruno und seine Frau aus Bischofshofen und wir kommen ins Gespräch. Über dies und das, über deren Sohn, der Bergführer ist und lange Jahre in der Schweiz war, letztlich quatschen wir eine knappe dreiviertel Stunde bis die anderen da sind und sich wundern, daß ich immer noch hier bin.
Hoffentlich wird mir das am Nachmittag mit den angekündigten Gewittern nicht zum Verhängnis.

Von der Scharte geht es steil bergab und dann am Hang entlang auf die Entlüftungstürme des Tauerntunnels zu, die der Pfad aber im Bogen umgeht.

Der Rothenwändersee wird nur tangiert und schließlich geht es mit Blick auf den Schlierersee im Tal zur Jakoberalm hinab.

Die Alm sieht so urig aus, ist gut besucht und die Bewirtung durch zwei Mädels war mir so empfohlen worden, daß ich nicht einfach vorbeigehen kann - Gewitter hin oder her.

Einen Apfelstrudel, zwei selbst gemachte Orangenlimonaden und die Begegnung mit Uschi und Hazem aus Saalfelden später mache ich mich auf den Endspurt. Noch knapp zwei Stunden sollen es zur Franz-Fischer-Hütte sein.

Nach 15 Minuten habe ich die beiden Saalfeldener fast eingeholt und pünktlich um 14 Uhr ist der erste Donner zu hören und die schwarzen Wolken im Süden drohen unweit.


Ich lege an Tempo zu, um die letzten Aufstiegsmeter und knapp vier Kilometer möglichst schnell, trocken und am Leben zu absolvieren.

Das Gewitter kommt näher, aber außer ein paar Tropfen erwischt mich nichts und um kurz nach drei habe ich die Hütte erreicht. Uschi und Hazem kommen 35 Minuten später auch noch trocken an und der Regen bricht erst später los.

Die Hütte hat nur 36 Schlafplätze und ich werde wohl der erste sein, der hier ein Notlager bei der neuen Wirtin erhält. Der Platz des Notlagers und die Vorstellung dort noch eine Matratze hin zu bekommen, begeistert, denn aus meiner Sicht der beste Platz in der ganzen 2013 neu gebauten Hütte.


Auch die Dusche mit Panoramafenster in die Berge weiß zu begeistern.


Die Hannoveraner rufen einige Zeit später an, daß sie nicht kommen, sondern auf der Jakoberalm beleiben werden. Nun muß ich doch (leider) ins normale Lager.

Mit Uschi und Hazem wird es dann recht spät: Nach 25 Jahren spiele ich mal wieder Canasta. Der Erfolg ist quasi mittelmäßig :-)


Begegnungen:
Bruno und Frau aus Bischofshofen
Schneehuhn mit fünf halbstarken
Uschi und Hazem aus Saalfelden
Evelyn, die neue Hüttenwirtin (vorher auf Passauer Hütte)


2.000er:
Taferlscharte, 2.236
Rothenwändersee, 2.030
Essersee, 2.087

13 Kommentare:

  1. Die Klagenfurter Hütte hat seit 4 Wochen neue Pächter. Über die Qualität der Frigga kann ich nichts sagen, denn es war schon zu spät für warmes Essen. Eigentlich wäre die Hütte für Übernachtungen geschlossen gewesen, weil jemand Ungeziefer eingeschleppt hatte, das war aber wohl schon vertrieben bzw. nicht in meinem Lager. Einer der Mitarbeiter ist allerdings geblieben; er hatte sich kurz vor meiner Ankunft mit einem Metzgermesser in den Arm geschnitten und vermutlich nicht deswegen am Torkeln; am nächsten Morgen hat er in Unterhose Holz gespalten.
    Von meiner einzigen Frigga auf der Eggeralm bin ich noch nicht ganz so überzeugt, ich denke da ist noch Luft nach oben, u. a. wenn Polenta dabei gewesen wäre.

    AntwortenLöschen
  2. Oh mit Polenta kannst Du den jemanden jagen...

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, er läuft quasi schon weg.
      Zu einer guten Polents gehört Brot !

      K2.

      Löschen
  3. Seit vier Wochen? Also ist das jetzt ein anderer wie der, der Hunde auf den Alpenvereinsdecken schlafen lässt?

    AntwortenLöschen
  4. Einen Hund haben die auch, aber ich habe ihn nicht auf AV Decken schlafen sehen. Die Hütte wurde übrigens renoviert, im Erdgeschoss ist alles neu, die Zimmer oben sind wohl gleich geblieben, aber die oben Bäder sind auch neu. Das beste ist aber der Trockenraum, schätzungsweise 35°C; habe meine Kleidung spät abends durchgewaschen, früh morgens war alles trocken.

    AntwortenLöschen
  5. Ania hat. Und auch gleich ihre Hunde auf die Decken gelegt - siehe Fotos Klagenfurter Hütte. No comment.

    Bekommst Du von Kai's Webseite Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren? Wie machst Du das?

    AntwortenLöschen
  6. Schon gefunden deinen Blog - werde ich weiter gespannt verfolgen. Meiner wird nur ex-post befüllt.
    http://zentralalpenweg.blogspot.co.at

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Sebastian.

      Wider Erwarten bin ich doch in 2 Tagen zu Fuß und ohne Hilfsmittel von Duisburger über Umwege nach Heiligenblut gekommen.

      Wie ist es denn Euch und Gert ergangen ?

      Mail: kai at kachels.de

      Schöne Grüße nach nebenan ?
      Kai.

      Löschen
  7. Ugh. Jetzt habe ich aber richtig Hunger. Dann gehen wir mal ins Bavarian Bier Cafe hier in Melbourne (http://www.bavarianbiercafe.com/venue/york-street/).
    Wir wünschen Dir noch eine gute Reise... Liebe Grüße von Ruth und Stefan
    PS: Wir hoffen wir sehen uns im Oktober....

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Ruth und Stefan.

      Schön von Euch zu hören.
      Ich wette, ich habe heute den größeren Hunger :-)

      Schöne Grüße aus Heiligenblut am Großglockner,
      Kai.

      Löschen
  8. So, jetzt hab ich den Kerl gefunden. Lesen bildet und so weiss ich jetzt auch, dass du nicht am Oeschinensee bist (hab mir schon halb den Kopf zerbrochen. ;-)
    Immerhin darf ich jetzt 33 Tage nachlesen. Und gespannt lesen, wie dein Weg weitergeht. Wir warten bis zum 15. August auf dich. Dann "müssen" wir wohl los und werden bis gegen Ende August in Kärnten "residieren".
    Gespannt auf deine Berichte und erfreut, dich nun wieder auf dem Radar zu haben. herzlichst
    Pepi und Frauen

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Pepi.

      Wie immer eine Freude, von Ihnen zu vernehmen.
      Bis 15. August bin ich zwar garantiert nicht mehr in Kärnten, aber auch noch nicht in FL.

      Entscheidend ist also, wie lange Ihr weg seid.

      Cu K2.

      Löschen