Mittwoch, 26. Juli 2017

Tag 35: Abstieg auf Speed

Kurz bevor ich um 08:30 losgehen will, schüttet es draußen. Ich vertage meinen Start vorerst und das pokern lohnt sich: Um 09:00 Uhr herrscht Sonnenschein.

Nur die beiden Mädels tun mir leid: Sie waren früher mit dem Frühstück fertig, sind bestimmt bereits unterwegs und wahrscheinlich voll in den ordentlichen Regenschauer gekommen.

Nachdem Monika und Renate in ihrer Wegbeschreibung auch keine Alternative zur Straße nach Karteis parat hatten, gilt es nun also über selbige den zweiten Teil der Zusatzstrecke abzuarbeiten, den mir die Bodenkontrolle in Erlangen bestimmt nicht zur Strafe, sondern nur zur Übung auferlegt hat ;-)
Weiter taleinwärts gibt es wohl einfach keine Quartiere und so folge ich ab Karteis dem Kapellenweg, der ganz nett weg von der Straße auf der anderen Seite des Baches das Tal einwärts führt.

Fast 10 Kilometer habe ich bereits zurück gelegt, als es langsam in den Wald und dann auf den Fußweg 512 geht, der am periodischen Schödersee (der verschwindet teilweise und dann grasen die Kühe im vormaligen See) vorbei und dann steil bergauf führt.

Nach dem See - der gerade noch in Resten vorhanden ist - mache ich erstmal eine Pause, wobei es hier Unmengen an Blaubeeren als nette Nahrungsergänzung zu sammeln gibt.

Über Felsen und ganz viele Stufen führt der Pfad neben dem Kolmbach steil bergauf. Erst kurz vor einer Jagdhütte auf 1.832 Metern wird auf einer Geländezwischenstufe der Bach verlassen.

Die nächste Steilstufe ist nun oberhalb der Baumgrenze aber auch ordentlich steil und die Pfade sind hier nicht so angenehm zu gehen, wie die der letztern Tage.

Mir kommt ein Vater mit seinem Sohn entgegen. Sie waren als Tagesausflug an der Scharte, waren auch in Hüttschlag früh am Morgen gestartet, allerdings waren sie bis zum Beginn des Pfades mit dem Rad gefahren. Ja, die beiden Räder hatte ich gesehen. Die Mutter haben sie mit dem kleinen Bruder im Tal gelassen und laut dem Jungen, wäre der Weg und die Tour für sie sowieso nicht zu schaffen - Kindermund tut Wahrheit kund ?! ;-)

Ich werde noch eine gute Stunde bis zur Arlscharte auf 2.252 Metern benötigen und mittlerweile hat sich der Himmel ganz schön mit dunklen Wolken zugezogen. Für die Gletscher im Südwesten und die Seen unterhalb habe ich deshalb nur ein paar Blicke übrig, denn ich mag nicht unbedingt vom Gewitter in der Höhe erwischt werden. Eine Herde Schafe ist auch schon ein wenig herunter gekommen und lungert in der Nähe des Pfringersees herum, den ich oberhalb zur Scharte umgehen muß.

Erste Tropfen erreichen mich und der Donner der einsetzenden Gewitter auf der anderen Seite der Scharte talauswärts und taleinwärts sind bereits wahrzunehmen.

Eigentlich wollte ich an der Scharte zur Stärkung noch ein Stück Traubenzucker nehmen, nun entscheide ich mich aber spontan stattdessen für Speed: In 20 Minuten bin ich die 300 Höhenmeter den Serpentinenpfad zur Jagasteighütte hinabgeeilt. Gerade als die Tropfen richtig viel und groß und heftig werden, platze ich dort in die Hütte und erschrecke die Seniorchefin augenscheinlich ganz ordentlich.
Mit der Tür ins Haus fallen, nennt man das wohl :-)

1,5 Liter Getränke und eine Suppe später, sieht es draußen eigentlich relativ OK für die restlichen 1,5 Stunden hinab zum Kölnbreinstausee, diesen gen Südwesten auf dem Fahrweg entlang und dann hinauf zur Osnabrücker Hütte aus.

Es ist auch bereits recht spät und so mache ich mich wieder auf die Socken. Das Wetter spielt mir dann noch ein paar Streiche, was letztlich zu Regenhose, Foto-Wegpacken und mehrmals Anorak an und aus führt.

Mittlerweile bin auch wieder auf dem 02er-Weg, allerdings wurde hier in der Ankogelgruppe aus dem gestern verlassenen 702 nun 502.


Nach 8 Stunden Gehzeit und fast 29 Kilometern, komme ich um 18:15 an der Hütte an. Richtig naß geworden bin ich nicht (vor der Tür geht die Welt erst gegen 18:45 unter), aber trotzdem weiß ich nach 5 Wochen unterwegs den ersten richtigen Trockenraum (Raum + trocken + warm + jede Menge Haken, ein paar Bügel und Ablagefächer) sehr zu schätzen.

Ich bekomme sogar noch ein Bett in einem Zimmer und etwas zu Essen.


Mal sehen, was das labile Wetter morgen veranstaltet.


Begegnungen:
2 Frösche
Vater und Sohn aus den neuen Bundesländern
2 Murmeltiere
2 Ziegenherden (die am Stausee unter Felsüberhängen auf der Straße Regen-geschützt herum lungern - die Steinschlagwarnschilder können sie wohl nicht lesen ;-)


2.000er:
Arlscharte, 2.252

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