Mittwoch, 30. August 2017

Tag 72: Einmarsch in den achten Alpenstaat

Heute gehe ich erst 30 Minuten später zum Frühstück, denn bei einer planmäßigen Gehzeit bis zur Pfälzer Hütte von nur 3,5 Stunden, wäre ich sonst ja bereits deutlich vor Mittag am Ziel.

Da heute Samstag ist und bei dem blendenden Wetter alle Hütten im Umkreis längst ausgebucht sind, wird es auch nochmal spannend, aber die Hütte an der Österreichisch-Liechtensteiner Grenze ist eigentlich alternativlos für mich, denn morgen steht zum Abschluß nochmal eine richtig lange Etappe mit mehr als 10 Stunden Gehzeit an.

Nach ordentlich Trödelei mache ich mich letztlich um 8:30 Uhr auf den Weg am Hang entlang in Richtung Kleine Furka (Salarueljoch). Nachdem es nachts geregnet hatte, morgens wieder blauer Himmel war, ist es nun bedeckt.

An der Abzweigung unterhalb der Kleinen Furka sehe ich schon aus der Ferne zwei Leute sitzen. Als ich näher komme, sehe ich, daß es die beiden Damen aus der Pfalz von gestern sind: Sieglinde und Tatjana.

Nach kurzer Unterhaltung spazieren wir gemeinsam hinüber zur Großen Furka (Hochjoch), wo wir wieder von der Schweiz nach Österreich wechseln. Tatjana hat auch eine Ausbildung zum Wanderleiter bei den Naturfreunden gemacht und war vor dieser Tour mit einer Gruppe aus der Pfalz in den Bergen unterwegs gewesen und Sieglinde stammt eigentlichen aus dem Großen Walsertal und ist in Feldkirch zur Schule gegangen.

Die beiden haben kurz vorher Ihre Reservierung auf der Pfälzer Hütte storniert und wollen gleich noch in den Nenzingerhimmel absteigen, um dann mit dem Wandertaxi aus dem Tal hinaus und zurück zum Auto zu fahren.

Damit steigt natürlich meine Hoffnung auf einen Schlafplatz - wirklich zuvorkommend die beiden, wie gestern schon mit der Duschmarke :-)


Als die beiden nochmal pausieren, gehe ich gleich weiter den Liechtensteiner Höhenweg/die Via Alpina bzw. den 02er zur Hütte, die dann schon auf Liechtensteiner Grund liegt (ca. 2,5 Meter), und bin schon um 11:30 vor Ort. Der junge Mann an der Kasse ist zwecks Unterkunft erst sehr skeptisch - trotz meines Arguments, daß ja erst vor einer guten Stunde zwei Plätze frei geworden sein müßten. Aus dem Hintergrund (vermutlich von der Chefin) kommt aber aus dem Off der Kommentar: Ein Lager ist kein Problem.


Super ! Und noch dazu bekomme ich meine einzeln aufgebockt stehende, ca. 1,20-Meter-Matratze umgehend zugeteilt (in den Stockbettenlagern rings um, müssen sich immer zwei Personen eine solche Matratze teilen).

Was mir beim Sitzen in der Sonne und dem Anblick des separaten Nebengebäudes wieder in den Sinn kommt: Hier hat doch Fips, Bergsteiger vom Coburger Alpenverein, auf seinem Marsch in 9 Tagen vom Bodensee zum Stilfser Joch wegen Überfüllung im Holzregal vor der Tür genächtigt ?!


Nun bin ich im Laufe der letzten Jahre quasi zu Fuß in alle acht Alpenstaaten "einmarschiert" - Spazieren war ich in Vaduz zwar schon ein Paar Mal (zu Besuch bei Pepi71 & Co), allerdings noch nie so richtig oben in den Bergen und bis dato war ich immer mit dem Auto angereist.



Begegnungen:
1 junger Rehbock
Sieglinde und Tatjana, die beiden Damen aus der Pfalz


2.000er:
Große Furka/Hochjoch, 2.353
Bettlerjoch, 2.108

Tag 71: Auf den Spuren des älteren Herrn

Kurz nach der Lindauer Hütte kommt im Sporentobeltal die Obere Sporaalpe, wo ja der Sohn der Würzburger aushilft. Ich habe zwar nicht vergessen, daß ich liebe Grüße von den Eltern ausrichten soll, aber als ich am frühen Morgen die Alm passiere, ist zwar Musik zu hören, allerdings keine Menschenseele zu sehen. Wahrscheinlich sind alle irgendwo in den hinteren Gebäuden zu Gange ...

Bald wird aus dem Fahrweg ein Pfad der zwischen den Murmeltieren hindurch, bergan zum Öfapass führt. Mit Blick auf das Joch gegenüber kann ich die Zeitangabe am Übergang bis zum Schweizer Tor kaum glauben, wobei sich das schnell aufklärt: Geradeaus gen Westen geht es nach der Zollwachhütte hinauf zum Verajoch, das Schweizer Tor - durch welches ich heute nach Süden über die Grenze gehen will - hat sich hinter den felsigen Ausläufern der Drusenfluh versteckt und ist ein, nur wenige Meter entfernter, schmaler Durchgang zwischen jener und den Kirchlispitzen, also wirklich schnell erreicht.


Auf der schweizerischen Südseite der Felskette gilt es dann erstmal einen riesigen Bogen gen Südosten am Hang entlang zu gehen und nach einer Kehre einige Höhenmeter darunter zurück, denn der direkte Weg zur Überwindung der Felsstufe ist nicht mehr markiert und als sehr gefährlich angeschrieben.


Nach Westen steigt der Weg dann zum nächsten möglichen Übergang, dem Cavelljoch an, das von mir dann mit Blick hinab auf den Lüner-Stausee in Österreich gequert wird.


Die Sonne brennt heute richtig vom Himmel und so bin ich nach einer weiteren Pause froh, jetzt dem Rätikon-Höhenweg-Süd (deckungsgleich zur Via Alpina) weiter am Hang entlang, insgesamt leicht absteigend folgen zu können.


1,5 Kilometer vor der Schesaplana-Hütte, dem heutigen Ziel, bekomme ich, nach mehreren vergeblichen Versuchen seit gestern Morgen, auch endlich mal die Reservierungs-Webseite der Hütte MIT Inhalt zu Gesicht:
OK, Zimmer alle voll, noch 4 Lagerplätze verfügbar.
Oh, Online-Reservierung nur bis 18 Uhr des Vortages möglich.
*Argh*

Als ich wenig später an der Hütte ankomme, ist die Niederösterreicherin an der Theke aber ganz entspannt: Sie kriegen mich schon noch unter, sie weiß nur NOCH nicht wo. Das ist für mich natürlich kein Problem, also Rucksack erstmal im Nebengebäude in der Nähe der Schuhe geparkt.
Als sie hört wo ich zu Fuß herkomme, erzählt auch sie mir (wie beispielsweise schon die Chefin in Praxmar), daß unlängst ein älterer Herr aus dem Burgenland (ja, genau, der mit der Augenverletzung) hier vorbei gekommen ist.
Interessant: Der Herr ist also im zweiten Abschnitt wahrscheinlich auf der 02A-Route gegangen (da ich dort auf der Hauptroute zumindest nichts von ihm gehört habe) und hier, augenscheinlich genau wie ich, in die Schweiz, kurz abseits des 02ers gewechselt, um die Schesaplana zu umgehen.

Zwei Damen aus der Pfalz (eine ursprünglich aus dem Großen Walsertal stammend) sind auch schon am frühen Nachmittag hier (Respekt: sie sind den 1.000-Hm-Knochenbrecher-Weg direkt von der Schesaplana abgestiegen und irgendwie stöhnen alle, die diesen Weg gegangen waren). Sie machen jedes Jahr mindestens eine Mehrtages-Hüttentour und wir sind uns einig, wie erholsam das unmittelbar ist. Eine der beiden spendiert mir vor der netten Unterhaltung sogar noch eine überzählige Duschmarke. - Ich hoffe, ich hatte es nicht gar so nötig ;-)

Was auf der Theke wie ein gedeckter Apfelkuchen aussieht, wird mir als Bündner Nußtorte vorgestellt. OK, probiere ich auch. Der Kuchen entpuppt sich als die erste mir bekannte und zu meinen subjektiven Vorlieben kompatible Form der Verarbeitung von ganzen Walnüssen. Den mir alternativ für etwas später (noch im Ofen) in Aussicht gestellten Kuchen mit Pflaumen, ordere ich gleich mal präventiv, vorab additiv für den Zeitpunkt unmittelbar nach verlassen des Rohrs :-)

Derart gestärkt halte ich sicher bis zum Nachtessen durch, auf meiner ersten Hütte einer Sektion (Pfannenstiel) des Schweizer Alpenvereins (SAC/CAS). Nur eine Sache habe ich auch nach Internet-Recherche noch nicht endgültig verstanden: "Die Schesaplanahütte ist keine offizielle schweizerische SAC Hütte, sondern eine sektionseigene SAC Hütte."

Für das Abendessen nimmt die Wirtin noch mehrere Umsetzungen vor (ich allein wechsle vier Mal den Platz - ist mir aber völlig egal, solange ich etwas zu Essen bekomme - SONST könnte ich wirklich unentspannt reagieren ;-), damit letztlich alle Gäste auf der Terrasse auf gut 1.900 Metern am Südhang einen Sitzplatz haben und dann werden wir mit drei Gängen versorgt.


Begegnungen:
4 Murmeltiere
1 Alpensalamander
1 Birkhuhn
2 Damen aus Landau aus der Pfalz (Sieglinde und Tatjana)


2.000er:
Öfapass, 2.291
Schweizer Tor, 2.137
Cavelljoch, 2.239

Tag 70: Ein Bißchen Schweiz und eines zu viel

Hotel-Frühstück-bedingt starte ich wieder einmal erst nach 9 Uhr und es ist ein sonniger Tag und schon richtig warm. Heiß wird mir dann bereits nach wenigen Metern, da es gleich ab der Hoteltür über die Wiese bergauf geht.

Nach ein paar Minuten führt der Pfad in den Wald und dann bis zu ein paar Almen durch den Schatten der Bäume. Nach und nach werden die Wiesen/Weiden immer mehr und die Bäume immer spärlicher bis kurz vor der Oberen Röbialpe auf gut 1.900 Metern die Bäume ganz passé sind.

Der Weg führt von dort in einem Bogen nach Norden, um die Ausläufer des Brostkopfes herum und dann gen Nordwesten, immer am Hang entlang in ein wunderschönes Tal auf traumhaftem Weg.


Unterhalb der Scharte, links oben am Ende des Tals macht der Weg noch eine große Kehre, bis ich wenig später an der Schweizer Grenze am Sarotlajoch stehe.


Der Weg führt nun 15 Minuten durch die Schweiz fast auf einer Höhe hinüber zum Plasseggenpass, wo Österreich bereits wieder erreicht wird.


Hohe weiße (Kalk-)Felsen säumen nun den Weg, der etwas an Höhe verliert, bevor es kurz vor dem Grubenpass wieder etwas steiler bergauf geht.


An einer Wegkreuzung kurz vor dem Pass, treffe ich einen älteren Herrn, der von der Lindauer Hütte (meinem heutigen Ziel) nach Gargelen (meinem heutigen Start) gehen will und mich nach dem Weg ausfragt. Ich kann ihn beruhigen: Super Wege und nicht so steil.
Er war gestern nämlich nach einer Pause an einer Abzweigung in ein falsches Tal gegangen, hatte insgesamt 2,5 Stunden verloren und war erst um 21 Uhr auf Hütte angekommen.

Ich gehe weiter und wundere mich, daß ich nochmal in die Schweiz komme. Als der Weg richtig steil bergab geht, kann ich es nicht glauben und ein Blick auf das GPS verrät: Vor lauter Labern und Gedankenlosigkeit war ich jetzt auch falsch gegangen. Aber nur ein paar Minuten.
Also zurück zur Abzweigung und den unscheinbaren Pfad an einer alten Zollwachhütte der Österreicher vorbei zwischen den Felsen hindurch gen Norden.

Nachdem die Felsen den Blick wieder frei geben, kann ich bis zu den Nördlichen Kalkalpen schauen, auch die Tilisunahütte im Nordwesten kommt bald in den Blick und ist bald erreicht.

Für einen verspäteten Mittagssnack ist die Hütte in jedem Fall gut: Tagessuppe ist diesmal mit Leberspätzle.

Dann folgt noch der Endspurt zur Lindauer Hütte. Dazu gilt es erst wieder ein paar Höhenmeter bis zur Schwarzen Scharte gut zu machen, bevor der Pfad erst Steilhang des Bilkengrats entlang führt, bis er in Serpentinen im Westen am Buckel hinab bis auf unter 1.700 Metern führt.
Im Aufstieg kurz nach der Hütte waren mir zwei kleine Mädchen rennenderweise entgegen gekommen. Der Papa, der gemütlich hinterher läuft, meint aber, daß sei nur, weil jetzt die Hütte in Sicht und die Anspannung abgefallen sei, die entstanden war, als die beiden vorher mit Stahlseilpassage konfrontiert waren und erstmal nicht so richtig weiter wußten.

Am Fuß der beeindruckenden Tramrosa-Felswand führt der Weg entlang und in den Porzalengawald, wo einige Höhenmeter bis zur Lindauer Hütte wieder aufzusteigen sind.

Die Hütte sieht sehr neu aus, ist riesig, aber die Organisation ist augenscheinlich klasse und man fühlt sich trotzdem willkommen. Im zweiten Stock bekomme ich eine separate Matratze in einem sehr großzügig angelegten 7er-Lager, das mehr Steckdosen aufweist als Matratzen. Sehr modern !

Ein traumhafter Tag geht auf der Lindauer Hütte zu ende, während draußen am Abend dicke Wolken ins Tal ziehen.

Am Abend teile ich mir den Tisch erst mit einer österreichischen Ärztin, die ihre Praxis für ein Jahr an einen pensionierten Kollegen geben und in Neuseeland praktizieren will, sobald die Tochter (trockene Kartoffeln auf Heu und dazu Salat wäre mir ja etwas mager und einseitig für bergsportliche Aktivitäten) in zwei Jahren die Matura in der Tasche hat.

Später habe ich dann ein interessantes Studentenpärchen an meinem kleinen Tischchen zu Gast: Sie aus Ravensburg, er aus Worms und zusammen waren sie erst auf der Alpe einer Freundin unterwegs und haben dann gleich mal die Älplerin ins Krankenhaus gefahren und sind beim Kühe-Zählen & Co spontan eingesprungen (sie hatte da - Gott sei Dank - schon Erfahrung, weil sie früher schon mal auf der Alm geholfen hatte), sind jetzt auf einer kleinen Hüttentour und fahren dann mit dem VW-Bus noch ein paar Wochen kreuz und quer durch Italien (für Venedig konnte ich hoffentlich ein paar hilfreiche Tipps beisteuern). Viel Spaß, Ihr zwei !


Begegnungen:
3 Hausschweine auf der Alm
2 große Libellen
Älterer Herr vom Grubenpass-Abzweig
2 Adler
Österreichische Ärztin mit Tochter
Studentenpärchen (sie aus Ravensburg, er aus Worms)


2.000er:
Sarotlajoch, 2.389
Plasseggenpass, 2.354
Grubenpass, 2.241
Schwarze Scharte, 2.336

Tag 69: Es dröhnen die Ohren

Erneut eine kurze Etappe, man will ja nichts überstürzen, um nicht doch noch zu früh am Ziel zu sein und Ärger mit der Chefin zu bekommen.

Dementsprechend nutze ich nach dem Frühstück noch die Gelegenheit, Hans als lokalen Experten in dieser Sache zu befragen.


Seit ich gestern nämlich so richtig nach Vorarlberg kam, hatte ich mich über Wegweiser und Markierungen gewundert: In ganz Österreich (sonst) und den Bayerischen Alpen gibt es seit etlichen Jahren gelbe Metall-Wegweiser mit schwarzer Schrift (optimaler) Kontrast, farbliche Kennzeichnung der Berg-Wege auf den Schildern (roter oder schwarzer Punkt) und Farbmarkierungen in rot-weiß-rot (soll wohl Weg zwischen rotem Rahmen symbolisieren, der eben nicht verlassen werden soll) oder rot-weiß.
In Vorarlberg ist alles anders: weiß-rot-weiße Markierungen oder noch das alte karminrot statt der modernen leuchtenden Farbe und graue Wegweise an grauen Pfählen vor grauen Felsen (SUPER !). Von Wegnummern hält man hier auch ... NULL Komma NIX und die Schwierigkeitsgrade der Wege werden augenscheinlich schweizerisch Farb-kodiert: gelb, rot, blau - die Skalen unterscheiden sich natürlich nicht nur in Farbe, sondern auch in abstufender Bewertung. Klar.

Mir erscheint das nicht gallisch heroisch, wie bei Asterix und Obelix, sondern - sorry - einfach nur total deppert.

Die Begründung des Ganzen, die ich dann aus mißbilligendem aber notgedrungen akzeptierendem Munde von Hans vernehme, bestärkt mich nur in meinem Eindruck: Die Vorarlberger sind sich mit den Tirolern nicht einig geworden. Wohlgemerkt: Es gab wohl keine Argumente, der Rest Österreichs und Bayerns spielte keine Rolle, man hat nicht mal die Schweizer Variante komplett übernommen (dunkel-gelbe Schilder), sondern einfach nur seine Abneigung zu den benachbarten Tirolern gepflegt.

Die Nürnberger würden sich wohl genauso trotzig (wie kleine Kinder) verhalten, wenn ein Fürther Vorschlag in ganz Bayern auf Grund objektiver Tatsachen Anklang und Umsetzung (außer eben in Nürnberg) fände.

Klein-karriert ? Richtig !


Dann geht es aber endlich los: Das Talende wird im Bogen auf nahezu gleicher Höhe umrundet und anschließend führt der Pfad nach einer Zollwachhütte hinauf zum Mittelbergjoch, wo ich auch die beiden Gruppen vor mir überholt habe.


Mit den vier Madrilenen (einer davon Deutscher) komme ich dann am nächsten Übergang (Vergaldner Joch) nur wenig später noch ins Gespräch. Normal sind sie sogar zu sechst unterwegs, aber bei diesem Ausflug nach Österreich (erst Hüttentour zu Fuß, dann noch mit dem Auto zum Sightseeing durchs Land) sind sie mal nur in kleinerer Besetzung unterwegs.



Ich steige von hier komplett ins Vergaldatal ab. Dabei klingen mir aber die Ohren: Alleine an den drei Grashängen des Talschlußes zähle ich überschlagsmäßig eine dreistellige Anzahl an Kühen.
Und alle bimmeln im Akkord ! Welch Geräuschkulisse - die Murmeltiere lassen sich davon aber augenscheinlich nicht stören.

Nun muß ich einige Kilometer gen Nordwesten talauswärts gehen. Immer wieder spielt Petrus dann einen seiner Streiche und schickt ein paar Regentropfen, die ich aber ignoriere.

Kurz vor der Siedlung Vergalda kann ich den Schotterfahrweg nochmal verlassen, um durch den Wald hinab nach Gargellen (1.423 Meter) abzusteigen und im Foto-Finish an der Talstation der Schafbergbahn noch geblitzt zu werden, wo im Ziel die Mountaincarts ankommen.



So ganz am Ziel (meiner Tour) bin ich ja noch nicht, aber es ist nicht mehr weit und zumindest für heute muß ich mir nur noch ein Quartier suchen, was aber bei 1.500 Gästebetten bei 110 Einwohner kein größeres Problem darstellen sollte.


Begegnungen:
2 Murmeltiere
4 Madrilenen


2.000er:
Mittelbergjoch, 2.415
Vergaldner Joch, 2.515

Tag 68: Der Countdown läuft

Nun beginnt die Zeit der letzten Tage. Wenn alles (weiterhin) glatt läuft, wird heute der letzte Dienstag meines Österreich-Ausflugs 2017 gewesen sein.

Der Tag hält eine recht kurze Etappe parat, weswegen es auch gar kein Problem ist, daß ich am Morgen erst wieder aus Galtür mit dem Bus zur Bieler Höhe am Silvretta-Stausee hoch fahren muß, wo ich gestern am Gasthof Piz Buin meine letzte Etappe beendet hatte.

Ich nehme den Bus kurz vor 10 Uhr und so kann es eine gute halbe Stunde später los gehen.
Nun bin ich endgültig in Vorarlberg - nun gibt es kein zurück (nach Tirol) mehr.

Zuerst muß ich gen Westen einige Höhenmeter absteigen und komme im Schatten der westlichen Staumauer am Madlenerhaus vorbei, was früher dem DAV Wießbaden gehörte.
Jetzt ist mir auch klar, warum sie das Haus vor ein paar Jahren an die Kraftwerksgesellschaft verkauft haben: Die vormalige DAV-Hütte steht nun in Mitten eines Arbeiterdorfes und auch an das Haus selbst wurden temporäre Anbauten vorgenommen.
Über einige Jahre wird hier nämlich ein Druckstollen mit knapp 7 Meter Durchmesser durch den Berg getrieben, um die Anlage aus den 40er-Jahren mit 20 MW Leistung durch eine moderne Anlage mit -360 bis +360 MW Leistung zu ersetzen.
Die heute über Tage verlaufende, metallerne Druckleitung mit geschätzt weniger als 2 Meter Durchmesser wird dann komplett von der Bildfläche verschwinden.
Das neue Kraftwerk liefert bei gleichen Stauseen dann die 18-fache Leistung und kann zusätzlich im Pumpbetrieb die gleiche Leistung verbrauchen, was für den auch in Österreich wachsenden Anteil an volatilen Energiequellen aus Wind und/oder Sonne zur Zwischenspeicherung nötig ist.
2020 sollen wohl alle Arbeiten letztlich abgeschlossen sein. Mal sehen, was dann aus dem Madlenerhaus wird ...

Ich folge heute nicht dem 02er-Originalweg durch die Steinschlag gefährdeten Hänge der Tschifernella und über die Gletscher (oder was davon übrig ist) nach der Saarbrücker Hütte, sondern folge der Route der Roten Via Alpina, die sich am Ende von Norden der Tübinger Hütte nähert.


Vom Stausee geht es hinab bis ins Kromertal, wo die Zufahrtstraße zur Saarbrücker Hütte gekreuzt wird. Dann geht es zuerst gen Nordwesten bergauf am Hang entlang, dann das Maderer Täli entlang, bis der Pfad steiler in Serpentinen bergauf führt, während man anfangs noch den niedrigeren Stausee im Blick hatte:


Ein zwischenzeitlich ausgelöster Steinschlag ist keinem Verursacher (Menschen können im Norden kaum sein und Tiere sind zumindest nicht zu sehen) zuzuordnen.
Schließlich erreiche ich das Hochmadererjoch, wo ich eine Pause in der Sonne einlege, bis zwei Mädels nach mir den Weg hochkommen.

Wie üblich, sind die ersten Höhenmeter vom Joch bergab steil, aber diesmal geht es in einem Bogen hinab und weiter bis zum Giantschettatäli, wo sich der Weg teilt: Interessanterweise kann man aus dem Osten kommend, entweder gen Norden gehen oder gen Süden, zur Tübinger Hütte oberhalb des Talschlußes, allerdings gibt es keinen Weg nach Westen hinab ins Garneratal, welches sich hier tief und steil nord-südlich einschneidet.


Am Hang entlang auf einer Geländestufe gehe ich also den Steig leicht absteigend zur Tübinger Hütte.

Herr Huber, von Kemmler ist leider erst in der Folge-Woche hier auf der Hütte, aber es wäre ja total lustig, wenn ich evtl. eine der 10 Personen vom Tübinger Alpenverein auf der Hütte treffen würde, mit denen ich eine ihrer beiden Wochen auf der GTA vor drei Jahren parallel unterwegs war.

Nach der langen Etappe gestern, heute planmäßig nur eine Halbtagestour und so kann ich es mir auf der Terrasse der Hütte kulinarisch erstmal richtig gut gehen lassen.

Als einige Leute auf der Hütte ankommen, bin ich etwas unsicher: Ist der eine Herr nicht Hans, der damalige 1. Vorsitzende des Tübinger DAV, der vor drei Jahren mit im Piemont unterwegs war ?
An der Getränkeausgabe steht vor mir ein Mann aus der Gruppe, den ich mal darauf anspreche, ob sie nicht zufällig aus Tübingen seien.
Nun, es handelt sich um den Mann der Tübinger Bürgermeisterin, wie er mir erklärt. Sie sind mit der ganzen Familie hier und werden geführt vom 1. Vorsitzenden und seiner Frau. Doch Hans !

Es gibt ein großes Hallo als ich an den Tisch gehe und Hans begrüße.
So klein ist (mal wieder) die Welt !
Nach auf den Tag (22. August) genau drei Jahren sieht man sich also wieder, allerdings ist es diesmal erst mein 68. Tag, damals war es der 85. Auf dem Weg den Alpenbogen entlang von Graz nach Monaco: Project-82

Auch die Tübinger sind dabei, die Hütte (Schlafplätze, Gasträume & Co) zu erweitern und eine gute Million ist auch hier verplant.
Im Unterschied zu den Heidelbergern, die 2017 den Beitrag um 10 Euro erhöht haben und 2018 um weitere 10 auf dann insgesamt 90 (NEUNZIG) Euro für eine A-Mitgliedschaft, planen die Schwaben hier aber keine Änderungen. Auch der Lager-Preis von 7,50 Euro ist wohl einer der günstigsten der ganzen Tour.
Die schwäbische Devise "Spare, spare, Häusle baue." bewährt sich hier wohl und auch die vielen Gäste aus Tübingen, hier auf dem höchsten Haus der Stadt, sprechen wohl für die Hütte und die Verbundenheit der Region der Sektion.

Als ich gegen 20:30 ins 28er-Lager gehe, muß ich feststellen, das ETWAS (Geschlecht nicht erkennbar, da keinerlei Teile eines menschlichen Körpers sichtbar sind) in einem fetten Daunenschlafsack am Fenster liegend, beschlossen hat, daß das komplette Lager nicht nur mit Frischluftzufuhr über Klappfenster, sondern mit Schockfrosten durch komplett geöffnete Fenster und Minusgrade auf knapp 2.200 Metern Seehöhe Ende August rechnen muß. Schön, wenn die Early Birds gleich alle Weichenstellungen vornehmen. Dummerweise gibt es ausgerechnet hier auch nur eine Alpenvereinsdecke und nicht wie sonst üblich derer zwei.
Nach kurzem Grummeln finde ich für mich persönlich die beste Lösung: Ich melde mich freiwillig für nochmal Aufstehen und das Licht löschen und dann gehe ich gen Schlafsackmumie und nehme einfach deren (ungenutzte) Decke, die auch noch frech im offenen Fenster klemmte.
Nun habe ich zwei Decken, hatte mir nachmittags sowieso den besten Platz am weitesten vom Fenster entfernt gesichert und kann somit prima (und warm) schlafen. Wäre doch gelacht !


Begegnungen:
2 kleine Frösche
2 Murmeltiere
Erste Bürgermeisterin (Stellvertretung des Oberbürgermeisters) von Tübingen (Dr. Christine Arbogast) mit Mann und Kindern
Hans, 1. Vorsitzender der DAV-Sektion Tübingen (GTA, 2014) mit Frau
3 Franken aus Heroldsbach
Familie König aus Tübingen


2.000er:
Hochmadererjoch, 2.505

Tag 67: Die Sache mit der Vier

Nachdem ich am Vortag gerade mal 4 Stunden gegangen bin, steht heute ein langer Tag an: Zuerst soll es zur Jamtalhütte gehen, wo alle Silvretta-Runden-Begeher der Heidelbergerhütte bleiben werden, und dann noch weiter bis zur Bieler Höhe am Silvretta-Stausee.

Die heutige Etappe besteht also aus 4 Teilen: Aufstieg zum Kronenjoch (der kürzere Weg über das Zahnjoch wurde wegen Steinschlaggefahr aufgelassen und die Markierung auf beiden Seiten entfernt), Abstieg zur Jamtalhütte, Aufstieg zur Getschnerscharte, Abstieg zum Stausee, der bereits jenseits der Grenze in Vorarlberg liegt.

Der frühe Morgen ist sehr kalt, dafür aber mit blauem Himmel zur Feier des Tages garniert.
Hinter der Hütte im Schatten bedeckt dicker Raureif den Boden, aber da etwas weiter bereits die Sonne ins Tal scheint, gehe ich zwar in langer Hose, aber kurzärmelig bereits um 4 nach 7:30 Uhr los.

Wenn ich mal kurz stehen bleibe, schmerzen die Muskeln wie am Anfang der Tour. Mein Körper wird doch nicht über Nacht festgestellt haben, daß ich doch nicht mehr ganz der jüngste und keine 24 mehr bin (naja, am ehesten noch im Oktadezimalsystem ;-) ? - Naja, es ist wohl einfach die Kälte, die den Muskeln zusetzt, denn im Tagesverlauf ist von den Wehwehchen nichts mehr zu merken.

Der Spätsommer hat nun also mit großen Schritten, quasi über Nacht, Einzug gehalten und es ist wirklich frisch. Länger Stehenbleiben ist nicht, sonst beginne ich zu frieren, insbesondere weil auch innerhalb kürzester Zeit Wolken ins Tal ziehen und es mehr und mehr bedeckt wird. Nun, das ist nicht ganz so spätsommerlich (schön) und Petrus hält sich momentan einfach nicht an das Drehbuch der ZAMG-Bergwettergötter aus Innsbruck.

Über die Bachläufe sind hier einige Male Gerüstböden gelegt und auch wenn ich einer der ersten Starter am Morgen von der Hütte war, sehe ich auf diesen im Reif deutlich ein paar Fußabdrücke. Vor mir kann ich aber lange Zeit niemanden entdecken. Erst als der Pfad nach dem bisher gemütlichen Anstieg gen Süden, rechts mehr und mehr gen Westen abzweigt und es durch eine Art Mondlandschaft etwas steiler (aber immer noch sehr gut gehbar) bergauf geht, kann ich vor mir einen schwarzen Schatten dahinschweben sehen. Ui, das wird doch nicht etwas ... Nein, die Gestalt hat keine Sense über der Schulter. Ich bin also nicht dem Tod auf den Fersen, auch wenn der schwarze Schatten schon aus der Ferne einen skurrilen Eindruck macht.


Nach dem Passieren des Falschen Kronenjochs (mmh: Zähne, Kronen - noch dazu auch falsche, abbrechende Spitzen und Geröll - Assoziationen an die Zahnmedizin kommen unwillkürlich hoch) sind es nur noch wenige Meter über gefrorene Bäche (wahrscheinlich hatte es hier heute Nacht -4 Grad) bis zum Kronenjoch auf 2.974 Metern, wo ein wirklich kalter Wind über die Scharte pfeift und sich die Sache mit dem Sensenmann ohne Sense aufklärt: In einer Mulde etwas Wind-geschützt lagert ein Mädel im dunklen Anorak (sonst sind die ja meist knall-bunt), welches nach der Nord-Süd-Alpenüberquerung Oberstdorf-Meran (E5) nun noch etwas durch die Silvretta am Auslaufen ist, weil sie noch ein paar Tage Urlaub hat.

Ich packe Kälte-bedingt auch Anorak, Mütze und Handschuhe aus und verweile aber nicht (unnötig) länger, sondern mache mich gleich an den Abstieg. Die ersten 50 Höhenmeter sind für die Knie sehr unangenehm zu gehen: Der eisige Wind hat den feuchten Erdboden derart schock-gefrostet, daß sich der Weg wie Beton geht. Hier bin ich mal froh, als mehr Steine auf dem Weg liegen, aber natürlich auch mit Verlieren von Höhe der Wind etwas nachläßt und es nicht mehr ganz so eisig kalt ist.

Nach einer Weile kommen die ersten Wanderer aus der Gegenrichtung im Aufstieg entgegen. Mit einem Ehepaar aus Würzburg (Katja und Hans - im Glück ;-) komme ich länger ins Gespräch. Sie haben auch ein paar Hütten- und Wegetipps für mich, die ich allerdings auf dieser Tour vermutlich nicht werde berücksichtigen (können), da die Wiesbadener Hütte heute noch eine Stunde mehr Weg wäre, ich dann weiter zur Tübinger über die Saarbrücker wohl wieder so einen Gletscherbalanceakt wie am Gliederferner im Abstieg hätte (wenn auch nur kurz), das Wetter nicht so stabil wie vorhergesagt scheint und es 4. sinnvoll wäre, heute einen Ort mit Telefon-/Datenempfang zu erreichen.
Interessant finde ich auch die Geschichte mit ihrem 16-jährigen Sohn, den ich auf einer Alm nach der Lindauer Hütte lieb grüßen soll: Vor einem Jahr (da war der Knirps also gerade mal 15) lief ein Schulprojekt, wo die Eltern den Kids 60 Euro mitgegeben haben und diese damit EINE Woche mindestens 100 Kilometer von zu Hause entfernt überleben sollten. Alles weitere mußten sie sich im Vorfeld selbst organisieren oder dann vor Ort - wo auch immer.
Die Jugendlichen hatten also große Rucksäcke mit Zelt, Essen & Co gepackt, sich an viele Firmen und Institutionen gewandt und letztlich mit von der Bahn gesponserten Bahncards auf den Weg in die Berge gemacht. Auf der Lindauer Hütte durften sie wohl am ersten Tag gegen Mitarbeit Zelten und erhielten etwas zu Essen, allerdings mußten sie realisieren, daß 20 Kilogramm auf dem Buckel einfach viel zu viel sind. Das kann ich gut verstehen: Vor 3 Jahren war ich ja mit entsprechendem Gewicht in knapp 4 Monaten ein Mal über die Alpen unterwegs gewesen, aber ich bringe auch deutlich mehr Kampfgewicht, Lebenserfahrung und mentale Ausdauer im Verhältnis zum Rucksackgewicht auf die Waage als ein paar Teenager. Der Hüttenwirt der Lindauer Hütte hatte für die Jungs schließlich den entscheidenden Tipp: Sie sollten es doch mal beim Senner auf einer nahegelegenen Alm probieren. Und wirklich durften sie dort gegen Almarbeit und für Kost und Logis bleiben.
Jikar (ich bin mir mit dem Namen nicht ganz sicher) hat es so gut gefallen, daß er diesen Sommer gleich wieder in den Ferien zum Helfen auf diese Alm wollte und da er scheinbar ordentlich zupacken kann, hat ihn der Senner auch in diesem Sommer wieder gerne als Helfer genommen. Nur mit dem Namen ... der Senner der Sporaalpe hat ihn der Einfachkeit halber schlicht "Klaus" getauft. Nun, Pragmatismus ist auf der Alm sicher nicht das Schlechteste und so lange der Junge auch darauf hört ...

Nach gut 4 Stunden erreiche ich zur Mittagszeit die riesige Jamtalhütte. Draußen ist es mir zu schattig, also gehe ich in den Restaurant-artigen "Gastraum". Da ich noch einen weiteren ordentlichen Marsch vor mir habe, will ich eigentlich nicht viel Zeit verlieren und mich nur etwas Stärken.
Das ist in dieser riesigen, unpersönlichen und augenscheinlich suboptimal organisierten Hütte allerdings gar nicht so einfach (wie ich am nächsten Tag auf der Tübinger Hütte erfahren werde, genießt die Jamtal auch einen schlechten Ruf - trotz oder vielleicht sogar wegen ihres Statuses als großer DAV-Ausbildungsstützpunkt): Drinnen ist unklar, ob mit Bedienung oder Selbstbedienung (typische Kennzeichen wie Schilder oder Speisekarten an den Tischen fehlen) - als ich mich an einen Tisch setze, passiert ... NIX. Als ich zur Theke gehe, werde ich entnervt nach draußen geschickt, als ich draußen an der dortigen Theke rumstehe, kommt der vermeintliche Chef und beordert mich wieder rein an den Tisch. Bis dahin konnte ich meine Wünsche immer noch nicht los werden.
Etwas später kommt er zur Aufnahme der Bestellung vorbei, weiß aber nicht mal, was die heutige Tagessuppe ist.
Das Zahlen gestaltet sich dann auch als mehrstufiger und langwieriger Prozess.

Fazit:
1. Manchmal ist der erste Eindruck schon der sich bestätigende und letztlich bleibende.
2. Es gibt auch große Hütten, die trotzdem einen guten Eindruck machen.
Die Jamtalhütte gehört definitiv NICHT dazu.
3. Man hat es hier wohl einfach nicht nötig.
4. Nix wie weg und mit der Übernachtung auf der Heidelberger am Vortag (wieder Mal) alles richtig gemacht.

Nach der Jamtalhütte gilt es zuerst das Tal des Jambachs zu durchschreiten und dann geht es in den zweiten langen Aufstieg für heute, der allerdings deutlich steiler und auch unangenehmer zu gehen ist, da einige Hundert Höhenmeter über Erosionsgelände mit abrutschendem Geröll und Erde zu überwinden sind. Mir kommen einige Kleingruppen entgegen und ich frage immer mal nach den Verhältnissen auf der anderen Seite des Übergangs. Die Auskunft der beiden älteren Damen, die ich als letztes treffe, KANN ich aber einfach nicht glauben: Schwieriger als die Ostseite und ich könnte Probleme mit meinem großen Rucksack bekommen, es muß also sehr eng sein.
Mmmh, einen Sonnenstich können die beiden eigentlich nicht haben, Bewußtseins-verändernde Gräser geraucht zu haben, traue ich ihnen auch nicht zu, also entweder haben sie zu viel Gipfelschnaps konsumiert (so laufen sie aber eigentlich nicht) oder sie sind mental nachhaltig verstört.


Ich bin mir nicht sicher, aber der Abstieg von der Getschnerscharte auf der Nordseite ist absolut harmlos im Vergleich zum Aufstieg und auch Engstellen kann ich nirgends entdecken.


Um 44 Minuten vor 4 Uhr beginnt es plötzlich, wie aus heiterem Himmel (ok, bedeckt ist es bereits seit dem Vormittag, aber trocken) große Flocken zu schneien. Nachdem ich Anorak und Regenhose angezogen und Foto weggepackt habe, kann ich in Ruhe weitergehen, aber bereits nach 4 weiteren Minuten hat der Spuk wieder ein Ende.

Unangenehm in einer tiefen Rinne mit rollenden bzw. kippelnden Gesteinsbrocken sind nur die Serpentinen hinab zum Bietalbach zu gehen. Der Bach ist dann unterhalb einer Kraftswerksableitung zu durchqueren, wo das Bachbett fast komplett trocken liegt. Gleichzeitig warnen an der Stelle aber auch Schilder davor, den Bach zu betreten, da Flut durch Öffnen von Schleusen/Wehr droht. Skurril !
Aber einen Tod muß man sterben und letztlich bleibe ich trocken.


Ziemlich genau 4.000 Kilometer bin ich nun in den letzten weniger als 4.000 Tagen auf 4 Weit-/Fern-Wanderwegen (München-Venedig, Tour du Montblanc TMB, Graz-Monaco, Zentralalpenweg 02) durch die Alpen spaziert. 4 Hektotausend Aufstiegsmeter waren dabei bis heute zu überwinden und nahezu genauso viele Höhenmeter abzusteigen (ohne Gerald am verflixten Tag 13 eigentlich sogar ein paar Meter mehr, weil es von München bzw. Graz ans Meer ja tendentiell abwärts geht).
Ich stand in dieser Zeit auf deutlich über 4.000 Metern über dem Meer (allerdings außeralpin) und habe dabei eine Nacht auf 4.600 Metern verbracht.


Am Silvretta-Stausee überschreite ich dann kurzzeitig bereits die Grenze nach Vorarlberg, dem letzten Österreichischen Bundesland durch welches mich meine Reise führt, nachdem ich zuletzt ja schon durch 4 (Steiermark, Kärnten, Tirol, Salzburger Land) mit hochalpinen Lagen über 2.500 Metern und der Hälfte mit eher Flachland (Niederösterreich, Burgenland) gekommen bin und einer weiteren Hälfte der Hälfte, also einem Viertel oder 4^(-1) vor Beginn einen Besuch abgestattet habe (Wien), wo mich die Dame mit den 4 Buchstaben aus der Stadt mit den 4 Buchstaben auch Mitte September wieder hinlocken wird, bevor ich mich im 4. Quartal evtl. revanchieren werde (Update: mit der Revanche im 4. Quartal 2017 wurde zwar nichts, aber evtl. klappt es ja 4 Quartale nach dem Gedanken 2018) ...

Leider ist direkt am Paß im Hotel Piz Buin kein Zimmer mehr frei, so daß ich mit dem Bus ins Tal fahren muß (schräg: 3,60 Euro für das Busticket und 4 Euro Maut). Ich entscheide mich für die Abfahrt zurück nach Osten, also hinab nach Tirol, wo Galtür liegt. Da Handy- bzw. Datenempfang mal wieder rumzickt, erteile ich dem Vater zu Hause den Auftrag, mir Unterkunft mit gewissen Vorgaben in Galtür zu organisieren, während ich im Bus ins Tal fahre. Es ist nämlich mittlerweile schon relativ spät geworden. Der Wunsch kann mir heute natürlich nicht abgeschlagen werden.

Die Unterkunft im Hotel garni Luggi ist spitzenmäßig (großes (Doppel-)Zimmer, aufmerksame Chefin, extrem sauber und gepflegt, bester Wellnessbereich der bisherigen Reise durch Österreich) und relativ preisgünstig. Von Einzelzimmer- oder Kurzurlauber-Zuschlägen hält man hier auch nichts. Das ist der Vorteil an Biker-Unterkünften (also die MIT richtigem Motor). Wie beim Lammwirt in Jerzens ist der Chef hier Motorradfahrer und bietet neben Reparatur- und Unterstellmöglichkeiten auch selbst Touren für seine Gäste an.

Der Wellness-Bereich ist der beste der ganzen bisherigen Reise, bis ins kleinste durchdacht (optimale Raumaufteilung, ausgewogene Ruhemöglichkeiten, Fußbodenheizung, Sirup, Wasserfalldusche u.a. als Knopfdruck-Aktionen (fast wie im Miniatur-Wunderland ;-), extrem sauber und neu ausschauend) und die Chefin heizt für mich extra die Finnische Sauna an.
Überhaupt ist die Dame sehr aufmerksam, gastfreundlich und zuvor kommend: Prophylaktisch werde ich nach früherem Frühstück gefragt, weil ich nach Bergsteiger aussehe (morgen wegen kurzer Etappe aber nicht nötig), alkoholischen Umtrunk muß ich leider ablehnen und auch auf das Angebot, mir doch noch Proviant mitzunehmen, lehne ich dankend ab (unterwegs habe ich gerade keinen so großen Bedarf bei kurzen Etappen).
Den Wellness-Bereich hätte ich auf ca. 4 Jahre alt geschätzt, in Wirklichkeit ist er fast 20 Jahre alt, aber eben top gepflegt und ab und an neu gestrichen, wie ich vom "Hausmeister" (dem Chef) erfahre.

Da hatte Vater wirklich ein gutes Händchen !


Begegnungen:
1 Adler
1 Schwäbische Alleinweitwanderin
Katja und Hans aus Würzburg (Sohn Jikar oder so ähnlich, vom Senner Klaus genannt)
Helene, die nette Chefin im und Frau vom Luggi


2.000er:
Falsches Kronenjoch, 2.958
Kronenjoch, 2.974
Getschnerscharte, 2.839
Bielerhöhe, 2.030

Donnerstag, 24. August 2017

Tag 66: Grüezi Schwiiz

Nach dem umfangreichen Frühstück im Hotel in Versahl, nordöstlich von Ischgl, gehe ich den Weg ins Dorf nun zum dritten Mal. Ich muß sagen, das zweite Mal (am Abend vorher der Rückweg nach dem Essen ins Hotel) war mit großem Abstand das beste, denn da hatte ich Ischgl im Rücken und mußte mir diesen gräßlichen Ort nicht ansehen.
Ich habe schon viele Skiorte in den Alpen gesehen und Ischgl hat sich auf Anhieb in die Top-3 der grausigsten katapultiert. Da ändern dann auch die Trachtler am Sonntag Morgen vor der Kirche nichts mehr daran.

Vor Ischgl noch eine Skurrilität am Rande (also eigentlich manchmal über der Straße): Eine kippbare Brücke, wie man sie beispielsweise über Schifffahrtskanäle kennt, die hier allerdings zum Heueinfahren in den ersten Stock des Heuschobers dient.


Ich war ja kurz davor, die Kurbel mal auszuprobieren:


Immerhin sind am morgen auf der Silvretta-Bundesstraße im Vergleich zu gestern Nachmittag noch keine Horden von Sportwagenfahrern mit dröhnenden Motoren unterwegs.

Sehr schnell ist der Ort Ischgl dann durchquert und das Paznauntal verlassen. Auf einer geteerten Straße (Teil der Skipiste ins Tal) geht es kontinuierlich aufwärts gen Süden in das Tal des Fimbabaches.

Schafe sind übrigens manchmal auch irgendwie Rindviecher: Fast 100 Höhenmeter rennen ein schwarzes Mutterschaf und zwei kleine schwarze Schafe im Schlepptau die Teerstraße vor mir her davon. Immer wieder bleiben sie stehen, knabbern am Gras links oder rechts, aber sobald ich eine gewisse Distanz unterschreite, rennen sie wieder mit auf und ab schlagenden Ohren im Schweinsgalopp davon. Statt einfach mal zur Seite auf die Wiese oder irgendwo in den Wald zu gehen - nein, immer die Straße hoch, die ich auch gehe.
Das Ganze hat erst ein Ende, als von oben ein großer Pick-up entgegen kommt. Kurz stehen die drei mitten auf der Straße, schauen hoch zum Auto, das abgebremst hat, schauen hinunter zu mir und dann haben sie wohl Losentscheid getroffen und stürmen beherzt an mir vorbei gen Tal, wobei sie nun halt vom Auto gejagt werden ...

An den Mittelstationen der Fimba- und der Silvrettabahnen gehe ich unterhalb vorbei und erst danach sind auf dem Schotterweg nun mehr Leute zu Fuß oder mit dem Rad anzutreffen, die wohl die Möglichkeit des kostenlosen Transfers mit der Seilbahn im Rahmen der Gästekarte in Anspruch genommen haben. Mir hatte der Mann an der Rezeption gestern noch die Möglichkeiten der Silvrettakarte schmackhaft machen wollen, aber ohne Auto, ohne Motorrad und ohne Wunsch nach Bus, Seilbahn oder Schwimmen war das völlig vergebene Liebesmüh - aber ich hatte es ihm ja gleich gesagt ...

Der Weg ins Tal zieht sich ganz schön in die Länge und immer wieder nieselt es an diesem trüben, kühlen Tag mit tief hängenden Wolken. Mal mehr, mal weniger.
Ich bin heute aber ignorant: Der Rucksack ist seit dem Morgen in die Regenhülle eingepackt und der Regen ist nie so stark, daß lange Hose oder kurzes Hemd ernst- und dauerhaft richtig naß werden würden.

Heute kommen sehr viele Mountainbiker an mir vorbei, u.a. weil eine der klassischen TransAlp-Routen hier durch führt (Oberstdorf - Gardasee). Wahrscheinlich überwiegt heute auch deutlich der NICHT-E-Antrieb.

Bergauf sind die Radler kaum schneller als ich zu Fuß und ich kann im Gegensatz zu einigen Frauen, die dabei aus dem letzten Loch pfeifen, auch noch ganz entspannt grüßen.
Wie mir die Radel-Jungs am Abend am Tisch erzählen werden, sind sie bergauf im Schnitt nur mit 3,8 km/h unterwegs.

Auf ca. 2.000 Metern liegt der letzte Lift hinter mir und das Tal zieht sich weiter in die Länge.
Interessanterweise verläuft hier die Grenze zur Schweiz nicht am Ende des Tals über die trennenden Gipfel und Grate zum Schweizer Nachbartal im Süden, sondern auf der Höhe von 2.127 Metern quer durchs Tal. Ich bin also plötzlich in der Schweiz. Also zumindest offiziell, denn außer einem Zollwarnschild ist nichts besonderes zu erkennen: Keine Grenzsteine, keine verlassenen Wachhäuschen, nichts.


Den Kühen im Tal ist die Grenze auch völlig gleichgültig, denn es gibt auch keine Weidegrenzen, und dem Adler über unseren Köpfen ist das sowieso alles egal.


Nun ist die Heidelberger Hütte in Sicht: Auf 2.264 Metern liegt die einzige Hütte des Deutschen Alpenvereins auf Schweizer Grund. Wobei hier im ersten Moment wenig an die Schweiz erinnert: Die Zufahrt ist nur aus Tirol möglich, die Hütte wird von Österreichern bewirtschaftet, es gibt nur Handy-Empfang von österreichischen Providern und die Speisekarte hat auch nur Euro-Preise.

Aber hier und da findet man dann schon die Anzeichen: Von den beiden Autos der Wirtsleute ist eines in der Schweiz zugelassen (ich möchte nicht wissen, wie viele Kilometer die zum Schweizer TÜV fahren müssen), es gibt Rösti, Dankes-Tafel der Schweizer Zöllner und Hinweise auf die Einhaltung Graubündener Gesetze.

Die Hütte ist groß und wegen eines gerade laufenden Umbaus ist der Weg ins Innere etwas skurril durch Betonkatakomben im Souterrain.

Die Etappe war sehr kurz, weswegen ich schon am Mittag an der Hütte bin. Ich habe die Wahl: Entweder heute noch einen zweiten Teil dranhängen und zur Jamtalhütte weiter gehen (dann wäre der Folgetag sehr kurz) oder auf besseres Wetter am nächsten Tag spekulieren und dann richtig lange Etappe über Jamtalhütte bis zur Bielerhöhe zu gehen.

Ich entscheide mich für die Spekulation auf besseres Wetter mit ordentlicher Sicht und lasse es mir bei Rösti mit Geschnetzeltem und einem Apfelstrudel mit Vanillesoße als kleine Mahlzeit für Zwischendurch gut gehen und im Lager habe ich dann bei Erstzuteilung um 14:30 Uhr auch die erste Wahl.


Zu diesem Zeitpunkt ist die erste Gästewelle, die um die Mittagszeit die Hütte erreichte bereits abgeebbt: Tageswanderer sind wieder auf dem Weg ins Tal bzw. zurück zur Mittelstation und die Mountainbiker schieben bereits die Räder hoch zum nächsten Paß, bevor es von dort in rasante Abfahrt ins Tal zum Tagesziel geht.

Am späteren Nachmittag trifft dann die zweite Welle an Gästen ein, die hier über Nacht bleiben: Mehrtages-Wanderer auf Silvretta-Runde-Hütten-Tour und viele Biker auf der klassischen Oberstdorf-Gardasee-Route, die auf Berg- statt Tal-Unterkünfte setzen.

Am Nebentisch flammt plötzlich eine Diskussion unter Wanderern auf, wo man denn das Auto im Tal geparkt habe: Ein Ehepaar hat in See (da war ich ja gestern Morgen ins Paznauntal von der Ascherhütte gekommen) kostenlos geparkt und ist dann mit dem Bus bis Ischgl, da dort bereits für einen Tag 12 Euro an Parkgebühren aufgerufen werden - und die sind sogar, wie die meisten, mit der Seilbahn bis zur Mittelstation gefahren. Der Ort wird mir immer unsympathischer.
Ein Allein-Wanderer steht wohl direkt an der Bahn und meint keine Schilder gesehen zu haben, die ein Problem darstellen könnten. Alle anderen meinen gegenteilig. Ich denke auch, am Vorabend dort Schilder gesehen zu haben, daß man da nur tagsüber Kurzzeitparken darf. Die Phantasien gehen von Abschleppen über Parkkralle auf alle Fälle in die Richtung dreistelliger Parkgebühren für die geplante Fünf-Tages-Tour. Nun, der Lenker wird es schon merken und wenn sie Geld haben wollen, nehmen sie BESTIMMT auch Kredit- oder EC-Karte.
Dann werde auch ich gefragt, wo denn mein Auto stehe. Nun, kurz und schmerzlos: Lichtenfels, Nordbayern. Das Ehepaar ist kurz verduzt. Ich meine schon, näher erklären zu müssen, wo Lichtenfels sei, als sie verunsichert anmerken, daß sie beim Lichtenfelser Alpenverein seien, wohnhaft in Bad Staffelstein. *lol* so klein ist die Welt, dann kann ich ja gleich präzisieren: Schney, Garage der Oma.
Jetzt ist ihnen die genaue Position meines Parkplatzes zwar bekannt, allerdings muß ich dann doch noch erklären, warum ich DORT und nicht im Paznauntal parke. Ich bin halt einfach schon ein paar Tage unterwegs.


Neben der Zimmerzuteilung wurde einem auch eine Tischnummer für das Abendessen zugeteilt. Je später es wird, um so mehr wird mir klar warum: Die Hütte wird recht voll.

Ich habe Glück mit meinen Tischnachbarn: Drei lustige Koblenzer Radler mittleren Alters mit ihrem Guide Pjotr. So erfahre ich einiges über die Mountainbike-TransAlp und die Anforderungen an einen Guide.
Interessanterweise hält sich Pjotr bevorzugt auf dem Rennrad fit, fährt mit dem Tourenrad im Winter irgendwo auf der Welt durch die Gegend (letztes Mal: Neuseeland) und muß zu Beginn der alpinen Sommersaison erst wieder Koordination fürs Mountainbiken aufwändig trainieren.  


Begegnungen:
1 Schwarzes Mutterschaf mit 2 kleinen schwarzen Schafen
4 Murmeltiere
1 Adler
2 Bad Staffelsteiner vom Lichtenfelser Alpenverein
3 Radler aus Koblenz und Guide Pjotr

Dienstag, 22. August 2017

Tag 65: Talweg über 7 Hügel

Das angekündigte Unwetter blieb aus. Abends windete es zwar ganz ordentlich, es regnete auch nachts ganz ordentlich, allerdings nicht übermäßig (Blumen der Senior-Wirtin noch heil) und am Morgen ist es zwar grau draußen, aber nur leichter Regen.

Nach einigen hundert Metern ziehe ich dann doch mal die volle Regenmontur an und stapfe über die Fahrwege durch das Skigebiet bis zur Bergstation der Medrigalmbahn auf 1.800 Metern. Von dort gibt es dann verschiedene Varianten ins Tal nach See. Ich plane, die Rodelbahn zu gehen, da dies der schnellste Abstieg zu sein scheint, allerdings ist es gar nicht so leicht, die richtige Stelle des Abzweigs von der Talabfahrt mangels Schilder oder Markierung zu finden.
Wobei, eigentlich ist es ganz einfach, da ich auf dem Skigebietsplan gesehen hatte, daß Talabfahrt UND Rodelbahn beleuchtet sind. An der Stelle im Wald, wo plötzlich rechts mitten in der Wiese Straßenlaternen stehen, muß es wohl abgehen.

Also, auf in den Kampf und ab ins Sumpfgebiet, denn ein wirklicher Weg ist erstmal nicht zu erkennen. Gut, daß ich meine hohen Schuhe habe. Nach einer Weile mündet die Straßenlaternenroute allerdings wieder auf Forstweg, wo es dann flotter weitergeht.

Etwas später zweige ich auf einen Fußweg für den restlichen Abstieg durch den Wald ab.


Am Ortsrand von See entledige ich mich erstmal der Regenklamotten und dann geht es gen Westen ein Stück auf dem Gehweg an der Straße taleinwärts entlang, bevor ich über eine Brücke auf die andere Talseite komme, wo der sogenannte Talweg in Richtung Kappl führt.

Talweg heißt hier allerdings nicht, daß er in der Talsohle am Fluß entlang ohne große zusätzliche Steigungen führen würde, sondern nur, daß er nicht über Gipfel führt. Der Talweg geht am Hang entlang von Weiler zu Weiler oder Gehöft zu Gehöft, mal auf, mal ab.

In Kappl kehre ich im Hotel Post für Suppe, Apfelstrudel mit Vanillesoße und zwei Johannis-Leitungswasser (0,5) ein und zahle deutlich weniger als im Kölner Haus. Außerdem buche ich mir ein Zimmer in einem Vorort von Ischgl.

Neugierige Kühe an der Straße:


Als es wieder zu nieseln beginnt, ignoriere ich dies und lasse den Regen an mir abprallen.

Die Verbauungen gegen Lawinen bzw. Muren sind zum Teil sehr monströs. Hier führt ein 40-Meter-Tunnel an der Basis durch Schutzwall:


Der zugehörige Wildbach:


Im Ortsteil Versahl von Ischgl habe ich ein nettes Hotel garni mit Sauna.
Blöd nur, daß es hier nirgends ein Restaurant gibt und ich abends noch 20 Minuten bis nach Ischgl gehen muß, allerdings bin ich umgekehrt auch froh, nicht in Ischgl direkt gebucht zu haben: Ein unglaublich häßlicher Ort.

Überhaupt auch ein komisches Tal: Zwischen See und Ischgl gab es Unmengen an Apartments und Hotel garni, aber so gut wie keine Restaurants/Gasthöfe. Keine Ahnung, wo im Winter alle Leute Essen gehen, wenn die Quartiere voll sind.



Begegnungen:
2 Eichhörnchen
5 Haflinger + 1 Schimmel abseits
2 Alpensalamander
2 neugierige Kühe in Kappl

Tag 64: Italienische Verhältnisse oder Kölsche Leit=dkultur ?

Die Verhandlungen mit dem Wirt am Vortag haben zumindest 15 Minuten früheres Frühstück (wie im Winter: 7:45 Uhr) ermöglicht, schließlich steht mir heute eine längere Tagesetappe bevor, mit einem Zuschnitt, wie ich ihn auf dieser Tour (kann mich gerade aber auch generell an keine ähnliche Tour erinnern) auch noch nicht hatte und das nach all den Wochen, die ich nun bereits längs durch Österreich unterwegs bin:

Von 876 Metern Seehöhe in Ried im Inntal geht es in einem Zug aufwärts zum Furglerjoch auf 2.748 Metern über dem Meer. Fast 2.000 Aufstiegsmeter - oder 6 Stunden Gehzeit - am Stück.
Nachdem es die ersten zwei Kilometer bis Frauns noch gen Südwesten im Tal zum Aufwärmen nur leicht bergauf und bergab geht, folgt dann ein wunderschöner (aber schweißtreibender) Zick-Zack-Pfad durch den Wald bis zu den Ausläufern des Serfauser Feldes.

Das war es vorerst mit Schatten. Nun führt eine asphaltierte Straße von Gehöft zu Gehöft (oder knapp an welchen vorbei) bergauf bis ins Dorf Serfaus selbst.
Dort bin ich vom Trubel erstmal erschlagen, aber an sich finde ich es sehr positiv, daß man hier augenscheinlich neben dem bekannten Winter-Betrieb (Skigebiet Serfaus - Fiss - Ladis auf Südostbalkon über dem Inntal) auch einen ordentlichen Sommer-Betrieb hinbekommen hat: Ich sehe mindestens 6 laufende Gondelbahnen mit 8 aktiven Sektionen.
Anderswo läuft maximal 1 Bahn im Sommer oder die Orte sind (so gut wie) ganz tot.

Nachdem ich die Dorfstraße gemeistert und über eine spektakuläre Hängebrücke gen St. Zeno verlassen habe, wird es gleich deutlich ruhiger. Über eine Forststraße geht es nun weiter bergauf und durch den Wald sogar oft schattig.

Erst als ich aus dem Wald wieder heraus komme, kurz vor dem Kölner Haus auf 1.965 Metern, sind die Massen, die hier bei bestem Wetter unterwegs sind, wieder nicht mehr zu übersehen.


Ich kehre auf Tages-Suppe (Leberspätzle), zwei Getränke und Apfelstrudel mit Vanillesoße ein und bin froh, daß das Wetter gut genug ist, um weiter zu gehen, denn hier würde ich wirklich nur im größten Notfall bleiben: Selbst nach mehrmaliger Prüfung auf Landkarte und GPS bleibt das Gebiet hier DEUTLICH in Nordtirol. Die Gläser sprechen aber eine andere Sprache:


Und die Preise ebenfalls. 3,70 EUR für 0,4 (null Komma VIER) Johannisbeersaft mit LEITUNGSwasser sind schon ein stolzer Preis auf nicht mal 2.000 Metern Höhe mit der Straße vor der Tür und der Seilbahnstation hinter der Hausrückwand.

Sofort muß ich an die Franken/Bayern denken, die sich über die unter-großen Kölsch-Gläser echauffieren und bin froh, daß die von den C-Parteien in Deutschland immer mal diskutierte Leitkultur zu Zeiten der Bonner-Republik (die ja eine verkappte Kölner-Republik war) nicht zu einer Leidkultur in Sachen Getränkeglasgrößen wurde.

Über den sog. Murmeltiersteig geht es weiter in einem großen Bogen bis zum Furglersee. Auf diesem Abschnitt habe ich mit einer anderen Art von Störung zu kämpfen: Zwar kein Gegenwind, aber wahnsinnig viel Gegenverkehr. Die Massen (bis hin zu geführter Gruppe mit ca. 20 Personen) wurden mit der Lazidbahn bis auf 2.346 Meter transportiert und sind dann von dort dem einen oder anderen Themenweg gemütlich abwärts gefolgt. Im ganzen Aufstieg kann ich heute weder vor noch hinter mir auch nur eine einzige Person entdecken, die einen meiner Wege ebenfalls aufwärts geht.

Liegt mir manchmal ja aber auch in der Art gegen den Strom zu schwimmen ;-)

Kurz vor dem Furglerjoch kommen mir noch eine Mutter mit Sohn und etwas später Vater mit der noch kleineren Tochter entgegen. Die Familie hat heute vom Lazidkopf aus den Furgler (3.004 Meter) bestiegen. Respekt an die kleinen Bergsteiger für den ersten gemeisterten 3.000er. Ich hoffe, sie schaffen den Abstieg bis zum Kölner Haus noch rechtzeitig, bevor die letzte Bahn ins Tal fährt.
Sie haben das Wetter auch optimal genutzt, denn morgen (bzw. Eigentlich schon am Abend) soll es deutlich schlechter werden. Es sind sogar Unwetter angekündigt.

Ein weiterer Grund, heute noch über das Furglerjoch ins Paznauntal zu steigen, wo hier in der Samnaungruppe nun die 700er-Nummern regieren.


Nach 6 Stunden Gehzeit erreiche ich den, nun am Spätnachmittag, sehr einsamen Übergang und kann die Ausblicke noch in aller Ruhe genießen. Im Gegensatz zum kürzeren Anstieg am Nachmittag zur Erlanger Hütte vor einigen Tagen, hat mich der heute bereits am Morgen beginnende Aufstieg gar nicht so sehr belastet.


Gen Norden geht es nach einem ersten Abstieg über loses Geröll am Hang entlang auf den Medrig zu. Vor dem Medrigjoch ist der Steig noch eine längere Passage mit Sicherungen versehen, aber wunderbar zu gehen. Vom Übergang kann ich dann unten im vor ein paar Jahren erst erweiterten Skigebiet die Ascherhütte erkennen, was mein heutiges Tagesziel ist.


Um 17:00 Uhr erreiche ich die Hütte und letztlich hat das angekündigte sehr schlechte Wetter wohl dafür gesorgt, daß selbst die für heute Freitag angemeldeten Gäste ausbleiben und ich am Ende der einzige Gast bin. Die Familie unterhalb des Furglerjochs hatte mir noch erzählt, daß auf dem Gipfel auch Besteiger waren, die morgens auf der Ascherhütte gestartet waren.

Die Dusche auf der Hütte ist kurios: Erstens können sie einem nicht richtig erklären, wie man überhaupt das Wasser anbekommt (Trick: der Knopf sieht nach Drücken oder Ziehen aus, ist aber zum nach oben Kippen - auch ohne Hebel) und zweitens bleibt die Zeit stehen, wenn man kein Wasser laufen läßt (sehr gut, wenn man am Anfang die Armatur noch nicht verstanden hat und während des Einseifens), allerdings blieb bei mir die Zeit generell bei 2:44 min stehen. So lange habe ich schon lange nicht mehr auf einer Berghütte geduscht.
Ich habe das der Chefin natürlich gesagt, sie hat aber nur mit den Schultern gezuckt und gemeint, das funktioniere normal schon ... OK.

Die Ascherhütte wirkt insgesamt sehr neu.
In Wirklichkeit wurde sie zwar bereits 1896 von einer Sudetendeutschen Sektion aus Asch erbaut, deren Mitglieder nach dem Zweiten Weltkrieg über die ganze Republik verstreut werden, bereits in Selb aber die Sektion Anfang der 50er Jahre neu gründen, die später nach München umzieht und letztlich 2003 mit der Sektion Pfaffenhofen an der Ilm fusioniert (DAV Pfaffenhofen-Asch).
Im Jahr 2013 wird die Sektion von den Plänen der Bergbahnen aus See überrascht, die das nahe gelegene Skigebiet in den Kübelgrund erweitern, so daß die Hütte künftig im Skigebiet liegen wird. Im Gegensatz beispielsweise zu Hintertux, wo die Liftgesellschaft die ÖTK Sektion der vorher bereits im Skigebiet liegende Spannaglhütte aus dem Geschäft drängt und die Hütte platt macht, suchte hier die Liftgesellschaft augenscheinlich die Zusammenarbeit mit der Alpenvereinssektion und sorgt für Wasser-, Strom- und Abwasser-Anschluß.
Schön, daß es auch so geht ! Seit kurz vor Weihnachten 2014 hat die Ascherhütte jetzt also auch im Winter nach großen Umbaumaßnahmen zeitweise geöffnet.



Begegnungen:
1 kleines Reh im Wald
3 Wegarbeiter des Tourismusverbandes
1 Familie mit kleinem Jungen und noch kleinerem Mädel, die gerade von ihrem ersten 3.000er kommen


2.000er:
Furglerjoch, 2.748
Medrigjoch, 2.555

Tag 63: In der Schule gefangen

Von Jerzens muß ich am Morgen zuerst noch ganz ins Pitztal absteigen, um den Fluß Pitze zu queren, um dann westlich am Hang gen Norden wieder aufsteigen zu können.

Über Forstwege führt mich mein Weg in einem großen Bogen nördlich um den Althag-Gipfel (1.499 Meter) herum - noch bin ich deutlich tiefer unterwegs, aber leicht ansteigend verläuft der Weg durch Wiesen und Wälder bis kurz vor Piller.

Nun gilt es etwas der Straße zu folgen, bevor kurz nach dem Pillersee (nein, NICHT dem bei St. Ulrich, sondern nur einer vergleichsweisen Schmutz-Pfütze hier im Westen Tirols) der Wanderweg durch Wald und Moor (ah, Schnaken hatte es schon lange nicht mehr und nun ein paar weniger ;-) zur Pillerhöhe führt.

Am See werde ich noch von einer Frau angesprochen, die mich für einen mutmaßlichen Judith-Rufer hält. Wie fern mir derartiges liegt. Von JUDITH mal ganz abgesehen, befindet sich meine bessere Hälfte ja nicht gerade mal auf dem gleichen Kontinent, im engeren Sinne auf gar keinem Kontinent an sich, sondern auf einer Insel, ach eigentlich habe ich sie dorthin geschickt, wo der Pfeffer (sprichwörtlich) wächst. Vielleicht rufe ich am Ziel in Feldkirch mal nach ihr :-)

Nur wenige Minuten später, sehe ich dann im Wald auf der anderen Seite des Sees den wirklichen Judith-Rufer nicht weit vom Ufer. Nun, der tiefere Sinn alle wenige Meter nach Judith zu rufen, erschließt sich mir nicht gänzlich, aber evtl. ein Problem meines fehlenden Intellekts.

Im Naturparkhaus Kaunergrat kehre ich kurz zur Stärkung ein, bevor es weiter gen Süden über eine Balkon-artig über dem oberen Inntal angelegte Nebenstraße sonnig weitergeht.


Nach etlichen Kilometern zweigt in Falpaus endlich ein wunderschöner Pfad durch den Wald steil talwärts ab. Schatten !

Das letzte Stück bis Kauns ist dann aber wieder von geteerten Hofsträßchen geprägt, wobei man hier aufpassen muß, nicht von der örtlichen Motorrollergang beim Training erfaßt zu werden, die hier röhrend (die schätzungsweise 50er-Roller ächzen mit zwei Personen beladen bergauf ganz ordentlich) auf und ab brausen.


Ab Kauns verlasse ich mich ganz auf mein GPS und gehe verschlungene Pfade durch den Wald hinab ins Kaunertal und ab der sog. Fischerranch gen Westen talauswärts.

Nun habe ich das Inntal auf unter 900 Metern erreicht und an Prutz vorbei geht es gen Süden.
Endspurt, denke ich mir. Welch Irrtum. Ich sollte noch einige Zeit unterwegs sein.
Und alles nur, weil ich eine enge Baustellenstraße vermeiden und (vermeintlich) Ortskundigen Glauben schenken wollte (bin ja ein Kai und kein Thomas).

An einer Baustelle kurz vor Ried (dem heutigen Tagesziel) frage ich die Bauarbeiter, ob es hier außer der Straße evtl. noch eine Möglichkeit gibt, zu Fuß besser nach Ried zu kommen.

Kein Problem meinen die Männer: Einfach in einem Bogen etwas zurück um das Schulgebäude gehen und dann den Rad-/Fußweg nutzen.

Gesagt getan: Schulgebäude nördlich passiert, Radweg zu sehen, ja geradezu zum Greifen nahe, nur dummerweise ist ein Zaun dazwischen. OK, Lage checken: Rechts ist ein Tor (arg, versperrt - vermutlich nur bei Schulbetrieb geöffnet), links in der Ecke provisorische Absperrung mit Baugittern. Ha, da hatte ich doch schon mal eine Situation am Ortsausgang von Knittelfeld vor vielen Wochen.
Also hinmarschiert und mit Ernüchterung feststellen müssen, daß hier jemand mit VIEL Draht SEHR konsequent war, teilweise die Drahtenden sogar abgezwickt wurden (so daß man sie nicht mehr so leicht entzwirbeln kann) und die einzige Chance die Kabelbinder wären. Aber gut, destruktiv mit Taschenmesser will ich jetzt auch nicht zu Werke gehen, aber ICH WILL ENDLICH RAUS AUS DER SCHULE.

Letztlich bleibt mir nichts weiter übrig, als den Weg bis zum Ortsausgang Prutz zurück zu gehen, zu hoffen, daß ich zwischen Freibad und Sportplatz durchkomme und wirklich, hinter zwei Ecken und einiger Ungewissheit ist hier am Sportheim das Tor zum Radweg offen.

Nach bestimmt einer verlorenen halben Stunde mit Knast-Feeling, bin ich nun also wieder zielgerichtet gen Ried im Oberinntal unterwegs, dessen Ausläufer auch schon bald erreicht sind.

Heute hatte ich nur 6,5 Stunden Gehzeit (statt 8 laut Führer), was aber nicht schadet, denn morgen steht eine richtig ordentliche Etappe an ...


Begegnungen:
6 Libellen am Pillersee
1 Dame, die mich für einen mutmaßlichen Judith-Rufer hält
1 Judith-Rufer (von Judith selbst habe ich nix gesehen und nix gehört)
1 ältere Dame aus Brüssel

Tag 62: Wer hat Angst vorm schwarzen ... Lurch ?

Der Morgen ist trüb, aber der Regen hat bis zum Frühstück aufgehört. Die Wiener sind - entgegen ihrer Beteuerungen vom Vorabend (evtl. doch zu viel geschnapselt ?) - weder zum Beginn des Frühstücks (da bin ich nämlich ungewöhnlicherweise auch nach 15 Minuten noch völlig alleine) noch zum Ende bzw. zum Zeitpunkt meines Abmarsches um 8:30 Uhr zu erblicken.

So kann übrigens ein Frühstück auf einer Hubschrauber-versorgten Hütte jenseits von 2.500 Metern aussehen:


Ich muß den Wettersee oberhalb der Hütte im Süden umgehen und dann führt mein Weg 902A nach Westen direkt auf den Wildgrat. Der Gipfel des Wildgrats ist mit seinen 2.971 Metern der höchste Punkt der A-Variante des Zentralalpenwegs, denn der Wanderweg führt hier ausnahmsweise nicht durch eine Scharte zwischen zwei Gipfeln, sondern direkt über diesen hinweg.

Nach einer guten halben Stunde beginnt es wieder zu regnen. Argh, hätte ich mich etwa beeilen und doch deutlich früher starten sollen ? - Mmmh, dann hätte mich der Regen genau am Gipfel erwischt und nachdem er nach einiger Zeit im Aufstieg wieder und endgültig aufhört, gilt: Erneut alles richtig gemacht :-)

Der Aufstieg auf fast 3.000 Meter ist nicht sehr anspruchsvoll (bin ich ganz froh drum, bei der Nässe der Felsen) und daß die Wolken den Tiefblick verhindern, ist vielleicht gerade auch gar nicht so schlecht ;-)


Im Gipfelbuch hinterlasse ich noch eine längere Nachricht für den ungläubigen Thomas von gestern, vielleicht schreibt er mir ja wirklich eine Ansichtskarte, wenn er beim Kontrollbesuch meinen Eintrag liest. Es wird also auch über die Tour hinaus wieder spannend sein, zu beobachten, wie sich das eine oder die andere daraus entwickelt ... :-)


Der Abstieg ist noch etwas einfacher als der Aufstieg und folgt erst einer Geländekante hinab weiter gen Westen, bevor südlich in das Tal oberhalb des Großsees durch Schutt und Geröll eingestiegen wird. Dann geht es wieder gen Westen. Über die Felsbrocken läßt sich nicht gut gehen, aber kurz vor dem See wird das Gelände dann angenehmer zu gehen.

Der Weg führt nun gen Nordwesten in Richtung Hochzeiger, allerdings muß ich nicht auf den Gipfel aufsteigen, sondern kann ihn in der Flanke über den Unteren Goaßsteig passieren. Die Beschreibungen des Oberen Goaßsteigs gehen wieder auseinander: Die einen (der OeAV-Führer) sprechen von einem einfachen, aber ausgesetzten Klettersteig, die Beschilderungen vor Ort bezeichnen den Weg unisono nur als gesicherten Steig. - Auch so eine Sache, wo ich die Alpenvereine nicht verstehe: Als ausgebildeter Wanderleiter darf ich Alpenvereinsgruppen verantwortlich im Gebirge führen, allerdings nicht auf Gletschern oder Klettersteigen. Dumm nur, daß nicht mal der Ausbilder (ein staatlich geprüfter Bergführer) Unterscheidungskriterien nennen kann/will und die offiziellen Alpenvereinskarten schlicht GAR KEINE Hinweise auf Sicherungen enthalten. Herr, schmeiß Hirn vom Himmel !
Natürlich mag die Grenze zwischen schwarz und weiß grau und fließend sein, aber für die Gehzeitbeschilderung hat man sich auch eine (Faust-)Formel ausgedacht, um eine gewisse Standardisierung zu erzeugen, eine Bewertung von technischen anspruchsvollen Stellen im Sinne von (rechtlich) gehbar für normale AV-Wandergruppen wäre sicherlich kein Hexenwerk.

Auf dem Unteren Goaßsteig nutzen etliche schwarze Gesellen der Fraktion Alpensalamander (Link) den Rest Feuchtigkeit einerseits und andererseits die südliche Ausrichtung mit Sonne. Teils alleine, teils im Doppelpack sind sie hier anzutreffen und ob ihrer Anzahl ein guter Test.
Ich darf dem Herrn Daniel L. aus K. an dieser Stelle stolz berichten, die Brain-App klappt sogar (noch) für Positionen mit zweistelliger Häufigkeit ;-)


Am Zollkreuz erreicht man das Skigebiet Hochzeiger. Ich schlendere gen Norden über Wiesen (Pisten) zum Hochzeigerrestaurant und stärke mich für den Abstieg von weitern knapp 1.000 Höhenmetern bis nach Jerzens.

Der Abstieg zieht sich und geht teilweise über Schotterstraßen, über Pfade durch den Wald und letztlich zwischen Weilern oder Einzelhäusern am Hang östlich des Dorfes hinab.

Zwischendurch geht es noch quer durch einen Hochseil-Fun-Parcour - also ich bleibe natürlich am Boden und staune nur über die eine oder andere Konstruktion und die Action, die da gerade abgeht.

Der Lammwirt ist bereits aus der Ferne gut auszumachen und mitten im Dorfzentrum. Gegenüber gibt es einen kleinen Supermarkt, da gönne ich mir doch glatt mal ein Eis, bevor es später im netten Wellness-Bereich des Gasthofes in die Sauna geht. Mensch, geht´s mir gut ...


Begegnungen:
2 Murmeltiere
12 Alpensalamander
2 große und 1 kleiner Esel


2.000er:
Wildgrat, 2.971