Mittwoch, 30. August 2017

Tag 69: Es dröhnen die Ohren

Erneut eine kurze Etappe, man will ja nichts überstürzen, um nicht doch noch zu früh am Ziel zu sein und Ärger mit der Chefin zu bekommen.

Dementsprechend nutze ich nach dem Frühstück noch die Gelegenheit, Hans als lokalen Experten in dieser Sache zu befragen.


Seit ich gestern nämlich so richtig nach Vorarlberg kam, hatte ich mich über Wegweiser und Markierungen gewundert: In ganz Österreich (sonst) und den Bayerischen Alpen gibt es seit etlichen Jahren gelbe Metall-Wegweiser mit schwarzer Schrift (optimaler) Kontrast, farbliche Kennzeichnung der Berg-Wege auf den Schildern (roter oder schwarzer Punkt) und Farbmarkierungen in rot-weiß-rot (soll wohl Weg zwischen rotem Rahmen symbolisieren, der eben nicht verlassen werden soll) oder rot-weiß.
In Vorarlberg ist alles anders: weiß-rot-weiße Markierungen oder noch das alte karminrot statt der modernen leuchtenden Farbe und graue Wegweise an grauen Pfählen vor grauen Felsen (SUPER !). Von Wegnummern hält man hier auch ... NULL Komma NIX und die Schwierigkeitsgrade der Wege werden augenscheinlich schweizerisch Farb-kodiert: gelb, rot, blau - die Skalen unterscheiden sich natürlich nicht nur in Farbe, sondern auch in abstufender Bewertung. Klar.

Mir erscheint das nicht gallisch heroisch, wie bei Asterix und Obelix, sondern - sorry - einfach nur total deppert.

Die Begründung des Ganzen, die ich dann aus mißbilligendem aber notgedrungen akzeptierendem Munde von Hans vernehme, bestärkt mich nur in meinem Eindruck: Die Vorarlberger sind sich mit den Tirolern nicht einig geworden. Wohlgemerkt: Es gab wohl keine Argumente, der Rest Österreichs und Bayerns spielte keine Rolle, man hat nicht mal die Schweizer Variante komplett übernommen (dunkel-gelbe Schilder), sondern einfach nur seine Abneigung zu den benachbarten Tirolern gepflegt.

Die Nürnberger würden sich wohl genauso trotzig (wie kleine Kinder) verhalten, wenn ein Fürther Vorschlag in ganz Bayern auf Grund objektiver Tatsachen Anklang und Umsetzung (außer eben in Nürnberg) fände.

Klein-karriert ? Richtig !


Dann geht es aber endlich los: Das Talende wird im Bogen auf nahezu gleicher Höhe umrundet und anschließend führt der Pfad nach einer Zollwachhütte hinauf zum Mittelbergjoch, wo ich auch die beiden Gruppen vor mir überholt habe.


Mit den vier Madrilenen (einer davon Deutscher) komme ich dann am nächsten Übergang (Vergaldner Joch) nur wenig später noch ins Gespräch. Normal sind sie sogar zu sechst unterwegs, aber bei diesem Ausflug nach Österreich (erst Hüttentour zu Fuß, dann noch mit dem Auto zum Sightseeing durchs Land) sind sie mal nur in kleinerer Besetzung unterwegs.



Ich steige von hier komplett ins Vergaldatal ab. Dabei klingen mir aber die Ohren: Alleine an den drei Grashängen des Talschlußes zähle ich überschlagsmäßig eine dreistellige Anzahl an Kühen.
Und alle bimmeln im Akkord ! Welch Geräuschkulisse - die Murmeltiere lassen sich davon aber augenscheinlich nicht stören.

Nun muß ich einige Kilometer gen Nordwesten talauswärts gehen. Immer wieder spielt Petrus dann einen seiner Streiche und schickt ein paar Regentropfen, die ich aber ignoriere.

Kurz vor der Siedlung Vergalda kann ich den Schotterfahrweg nochmal verlassen, um durch den Wald hinab nach Gargellen (1.423 Meter) abzusteigen und im Foto-Finish an der Talstation der Schafbergbahn noch geblitzt zu werden, wo im Ziel die Mountaincarts ankommen.



So ganz am Ziel (meiner Tour) bin ich ja noch nicht, aber es ist nicht mehr weit und zumindest für heute muß ich mir nur noch ein Quartier suchen, was aber bei 1.500 Gästebetten bei 110 Einwohner kein größeres Problem darstellen sollte.


Begegnungen:
2 Murmeltiere
4 Madrilenen


2.000er:
Mittelbergjoch, 2.415
Vergaldner Joch, 2.515

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