Irgendwo dort hinten in der Ferne, ca. 600 Kilometer Luftlinie und mehr als doppelt so viele Kilometer zu Fuß entfernt, war ich vor mehr als 10 Wochen an der Donau zu meinem Weg zum, am und immer wieder auch über den Alpenhauptkamm gestartet und nun befinde ich mich nach knapp 70.000 Aufstiegsmetern auf einem Hügel am Rande des Rheintals.
Weil ich die Chauffeuse dorthin geschickt hatte, wo der Pfeffer wächst, und sie erst gestern Nachmittag wieder aus Madagaskar zurück gekommen ist, meine ich heute Morgen noch jede Menge Zeit vertrödeln zu können, da das Fräulein A. aus Erlangen ja erst noch anreisen muß - schließlich sollte ich ja unterwegs schon mindestens zwei Tage vertrödeln, da sie mich gerne abholen würde.
Nun, das war dann wohl insgesamt mal eine Punktlandung: Diese beiden Tage hatte ich ja bereits in der ersten Woche im Burgenland/Niederösterreich durch Etappen und Pausentag "heraus geholt".
In den folgenden neuneinhalb Wochen hielten sich dann heraus gelaufene Tage sowie Rückschritte und steinerne Treffen derart die Waage, daß es bis zum Ende bei der anfänglichen Verschiebung blieb.
Die SMS-Nachricht, daß sie bereits in Illertissen sei, sollte mich dann - neben den späteren Temperaturen talwärts - nochmal ordentlich ins Schwitzen bringen: Also nix wie Rucksack packen und Abmarsch !
Gen Norden führt ein steiler Pfad durch den Wald in Serpentinen hinab. Nach einer Weile wird die Orientierung an Hand der Wegweiser nochmal etwas spannend (keine zu sehen), aber Dank GPS kann auf der erreichten Forststraße flott wieder der zugewachsene Einstieg in den weiteren Pfadverlauf gefunden werden.
Längst bin ich deutlich unter 1.000 Metern unterwegs und am Waldrand in feuchten Bereichen lassen fliegende Blutsauger das Tempo noch einmal deutlich beschleunigen - nur nicht stehen bleiben ist ein letztes Mal die Devise. Kurz danach ist Fellengatter erreicht und Felsenau nur wenig später durchschritten. Noch ein Mal geht es durch den Wald, anschließend - nach einem kurzen Stück Straße - führt die Route durch einen Hohlweg (hier kommt mir das letzte Wander-Pärchen dieser Tour im Aufstieg entgegen) direkt hinab nach Feldkirch.
Durch den aus dem Frühjahr bekannten Park geht es bei Traumwetter mit Blick auf die Stadt bis an den Fluß Ill:
Via Brücke spaziere ich hinüber zu der Grünanlage, wo sich der (für manch einen Zeitgenossen nicht auffindbare) Endstein des Zentralalpenwegs - und Fräulein A. - befindet, denn merke (insbesondere auch ZeitgenossInnen in der Alpenrepublik):
Eine österreichische Fernwanderung auf einem der WWWs (Weit-Wander-Wege) beginnt oder endet nie IN Stein (dort, im Pfitschertal kommt man statistisch gesehen nur zufällig gehäuft vorbei), sondern eher AM Stein :-)
Nach nur 1,5 Stunden endet damit am Montag, 28. August 2017 um 11:15 Uhr nach 69 Wandertagen (ursprünglicher Plan: 10 Wochen) die letzte (und damit kürzeste) Etappe meines Sommer-Ausflugs 2017 nach 33 doppelseitigen Landkarten-DIN-A4-Seiten quer (also eigentlich längs) durch Österreich (mit Stippvisiten in Südtirol, der Schweiz und Liechtenstein) als Through-hike auf dem 02er (bzw. meine Gletscher-, Kletter- und Überfüllungs-freie Interpretation davon).
Am Abend kommt dann kurzfristig noch Besuch aus der Schweiz: Nachdem das Mitwandern an einem Terminmißverständnis (ich war quasi eine Woche zu früh an der Schesaplanahütte) scheiterte, freut es mich um so mehr, daß Sybille und Daniel zum Nachtessen extra bis nach Feldkirch auf die Schattenburg angereist sind.
In den nächsten Tagen wird dann erfahrungsgemäß die physisch größte Herausforderung einer solchen Fernwanderung kommen:
Den Körper (insbesondere die Knie) wieder ans Herumsitzen am Schreibtisch zu gewöhnen und ein paar andere Sachen (z.B. Daten für mögliche Nachwanderer und Fotos für anderweitig Interessierte aufzubereiten) gilt es ja auch noch zu erledigen ...
Begegnungen:
Fräulein A.
Mountain + Fantasy