Samstag, 24. Juni 2017

Tag 09: Der erste Dreitausender der Tour

Bevor die Ortskundigen nun gleich aufschreien, nur ruhig bleiben: Natürlich weiß ich, daß der Schneeberg mit gut 2.076 Metern der höchste Niederösterreicher ist, ich bin auch nicht weiter getrampt, habe nicht abgehoben und halluziniere auch nicht - wartet es einfach mal ab ...

Nach einem guten Frühstück hieß es am Morgen erstmal Abschied von der netten Familie Buchegger in Tiefenbach nehmen - nur der Chef muß wohl am Vorabend noch länger mit den Wienern gelumpert haben, denn entgegen seiner Versprechungen, war er morgens nicht zu sehen - DAS merke ich mir ;-)
Die nächste spannende Geschichte war dann gleich anschließend im Gästehaus, die Bergstiefel wieder an die Füße zu bekommen. Scharf einatmen, Augen zu und durch.

Dann hieß es erstmal den Rest der offiziellen Etappe über die Straße und einen Hügel nach Krumbach zu gehen. Es lief eigentlich ganz gut, vor allen Dingen war es zumindest am Morgen noch nicht gar so heiß, wie die letzten Tage.

In Krumbach am Weg noch ein paar Besorgungen erledigt und dann ging es einen Waldweg hoch zum Schloß. Letzteres hatte ich aber nur vom Tal gesehen, da der Weg hier im Wald nicht direkt vorbei führt, auch wenn er auf der Anhöhe wieder auf die Straße mündete. Wenn später in einer Haarnadelkurve mußte ich mich dann entscheiden: Sommer- oder Winter-Weg.

Winter klingt kühler also der Straße weiter gefolgt :-)
Es ging durch den Wald, ab und an war sogar ein Lüftchen zu spüren, aber der Aufstieg brachte mich trotzdem ordentlich ins Schwitzen.

Außerhalb des Waldes wurde dann die Straße verlassen und nun führte ein netter Waldweg über den nächsten Hügel. Die Hügel sollten heute bereits jenseits von 800 bzw. 900 Metern über Normalnull liegen.

Ich war heute besser unterwegs und erst nach 2,5 Stunden ließ ich mich im Schatten eines einsamen Lost Places nieder, um eine erste Pause einzulegen.
Während ich so da saß kam mal ein einsamer Hund vorbei, der sehr freundlich aber sich wohl im Mist gesuhlt hatte - da war nix mit Kraulen oder Ähnlichem - er ging dann eben alleine weiter Gassi.


Dann folgten wieder längere Straßenabschnitte eine Art Höhenzug entlang bis schließlich die Südautobahn (A2) in einem Einschnitt überquert werden mußte (da gab es heute ja wohl einen schrecklichen Unfall mit einem Bus und jede Menge Kindern ...). Im Anschluß galt es die verlorenen Höhenmeter wieder schweißtreibend herein zu arbeiten.


Es ging die ganze Zeit auf Mönichkirchen zu, zog sich aber. Die Füsse machten auch immer mal wieder Probleme, aber man kann auch recht flott humpeln ;-)

Am Ortsrand von Mönichkirchen galt es dann letztlich zu entscheiden, ob ich gleich hier im Ort übernachte oder die Etappe noch bis hoch zum Hallerhaus weitergehen sollte.

Ich war bereits ziemlich ausgepowert, insbesondere auch weil es heute zwar ein paar Grad kühler, ab und an leicht bewölkt und teilweise sogar mit leichtem Wind garniert war, aber eben immer noch so heiß, daß ich mittags nicht richtig etwas runter bekommen habe.

Wirt und Gäste hatten gestern über meine weitere Etappe philosophiert, einerseits konnten sie zwar Mönichkirchen nichts abgewinnen, andererseits empfahlen sie mir aber trotzdem, dort zu bleiben und nicht verlängerte Etappe daraus zu machen. Das hätte aber einige Konsequenzen für die potentiellen Folgetage und außerdem wollte ich eigentlich schon endlich mal auf einer Berghütte übernachten.

Heute ist Samstag und ich hatte mir alle Optionen offen gehalten und auch nichts reserviert.

Bereits im Abstieg hatte ich sogar mit Sessellift-Fahren geplant, aber irgendwie war der Internet-Auftritt nicht so richtig informativ, um zusammen mit meinen Karten zu interpretieren, welche der Bahnen nun im Sommer genau fährt. Nur lange genug wären sie auf alle Fälle gefahren (17:30).

Ein Stück Traubenzucker löste das Energieproblem und irgendwie waren nach der Durchquerung des Ortes und dem Abbiegen auf die Downhill-Spur des Sommerbetriebs mit Rollern und speziellen Dreirädern auch die Füße ruhig. Nur Schweißtreibend waren die 200 Aufstiegshöhenmeter auf der Piste bis zur Mönichkirchner Schwaig - dem Paßübergang auf 1.174 m ins Nachbartal. Eine richtige Skischaukel haben die da - ja Wahnsinn, ob es wohl auch immer ausreichend Schnee gibt ?

Am Übergang waren einige Gasthöfe und ich gönne mir erstmal einen Johannisbeer mit Leitung zur Stärkung für den Schlußanstieg zum Hallerhaus, denn die 200 Hm konnte ich jetzt auch noch gut gehen - auch wenn die Pisten jetzt deutlich steiler werden sollten.

Kurz war ich mir mit mir selbst nicht ganz im reinen, ob das die beste Entscheidung ist, da ich ja keinen Schlafplatz reserviert hatte, dunkle Wolken am Himmel aufgezogen waren und ich auch nicht wußte, wie die Ausstattung der ÖAV-Hütte wohl ist (Dusche, ...). Von der letzten größeren Tour in 2014 (Project-82.blogspot.de) bin ich von den Italienischen Hütten im Piemont ja schließlich noch mit Duschen, WLAN und tollem Essen verwöhnt.

Egal. Ich gehe weiter.

Als ich mich und meinen Hinkelstein am Buckel gerade das steilste Stück (mindestens rote Piste) hinauf wuchte, kommt mir ein Mann entgegen gesprungen.
35 km ist er heute bereits unterwegs, aber wie er gleich anmerkt, auch mit SEHR kleinem/leichten Gepäck. So schlecht kann es mir nicht gehen, denn seinen Kommentar, ich habe es jetzt nicht mehr weit, kann ich umgehend kontern:
Ja, bis Feldkirch sind es jetzt nur noch 925 km :-)
Ich bedanke mich dann aber schon noch ganz ordentlich für seine aufmunternden und motivierenden Worte, bevor wir uns verabschieden.

Wirklich komme ich ein paar Minuten später am Hallerhaus auf 1.350 Metern an. Dies ist relativ groß, augenscheinlich mehrfach erweitert worden und hat eine wie ich finde ungewöhnliche Lage: Es ist von drei Seiten von Wald umgeben, steht augenscheinlich höher als die Lift-Bergstation - aber evtl. kommt man im Winter über einen Ziehweg durch den Wald von einer noch höheren Station hier vorbei, denn die Hütte hat ganzjährig geöffnet. Nur halt freitags nie.

Was soll ich sagen ?
Ich komme mir vor, wie im Frühsommer 2014: Ich bin mal wieder der einzige Gast über Nacht und bekomme ein nettes 4er-Zimmer unter dem Dach für mich. Die beiden Stockwerke geben nochmal ordentlich Zusatzhöhenmeter. Teile der Hütte sind richtig urig und beispielsweise an folgendem Schild hätte mein Großvater, der mich als Kind in die Berge (Zillertal) gebracht hat, auch wenn er nie auf einer dieser Hütten übernachtet hat, seine helle Freude gehabt:


Leider wollte er meinen München-Venedig-Bildervortrag (mein erster beim Coburger DAV) nicht sehen und die folgenden (aus dieser Tour wird wohl Nummer 5) konnte er dann nicht mehr erleben ...

Eine Dusche und WLAN gibt es hier auch und der Hagel, der Starkregen und die Blitze beginnen in genau dieser Reihenfolge auch erst eine Stunden nach meiner Ankunft.


Das Essen nehme ich somit doch lieber im Haus :-)

Bliebe nur noch die Sache mit dem Dreitausender.
Nun, ganz einfach:
Erstmals über 1.000 Aufstiegsmeter am Tag.
Erstmals über 1.000 Meter Seehöhe gekommen.
Erstmals über 1.000 Meter Seehöhe schlafen.

Summa summarum: Drei Tausender

Und warum das jetzt alles so lange gedauert hat ?




Begegnungen:
1 herrenloser Hund
1 Reh
Burgenländer Ehepaar (sie Hamburgerin, er 40 Jahre dort gewohnt), die mit der Rente ins Burgenland gezogen sind
Der 35km-Sportler

2 Kommentare:

  1. Du hast die einiges über 1000 kJ vom Apfelstrudel vergessen, sonst wären es schon viertausender....schaut lecker aus

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  2. Hallo Kai du bist ja gut unterwegs. Ich hoffe, dass ich auch so schnell wieder fit bin. Willkommen in der Steiermark, die du heute immer wieder streifen wirst. Schade, dass ich noch arbeiten muss, sonst hätt ich mit dir den 02er Multi vom Gert (Fischbacher Alpen) beginnend vom Feistritzsattel gemacht. So aber heißt es Zeugnis schreiben, Kinder bei der Hitze beschäftigen und noch drei Wochen auf den Start meines Spazierganges zu warten.
    Lg Volker

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