Donnerstag, 27. Juli 2017
Tag 40: Über 7 Almen mußt Du in die Sauna gehen
Am herrlichen Morgen waren die Geologen schon längst draußen an der Arbeit, als der oberpfälzer Hüttenwirt, die Stuttgarterin und ich noch ein wenig quatschten.
So war es schließlich 9:00 als ich mich endlich losmachte.
Das Wetter war schön und kaum etwas erinnerte an das Sauwetter vom Vortag. Über das Tal des Schoberbaches wollte ich hinüber zum Sadnighaus gehen, dem eigentlichen Ziel des Vortages.
Die Stuttgarterin kannte das Sadnighaus von früher und war eher nicht so begeistert, das sollte ich mal besser im Hinterkopf behalten, aber übernachten wollte ich dort sowieso nicht, denn drei Stunden angegebene Gehzeit sind für einen Wandertag doch etwas wenig.
Aber zuerst galt es das Tal hinauf an Almen vorbei aufzusteigen.
Ein Alpensalamander kreuzte meinen Weg - er war eine der Erinnerungen an den nassen Vortag ;-)
Etwas später sah ich einen Steinadler über dem Felsrücken kreisen, der in der Maggernispitz seinen Höhepunkt findet. Ich überschreite aber nur unterhalb den Sattel des Schobertörls auf 2.360m, wo auch der Sadnig-Höhenweg von rechts/Norden kommend einmündet, den ich am Vortag hätte gehen wollen.
Durch Murmeltiergelände heißt es nun, an einem Bach entlang gen Westen absteigen. An einer verlassenen und einer bewirtschafteten Alm steige ich bis in den Talschluß des Astener Tals ab.
Geradeaus würde der Weg nun zum Sadnighaus führen, allerdings hatte ich dafür ja nicht gerade eine Empfehlung bekommen und so ziehe ich es vor, lieber weniger Höhe zu verlieren und stattdessen etwas aufzusteigen zur Kröllalm und dort dann dem Panoramaweg noch an weiteren bewirtschafteten Almen leicht ansteigend gen Südwesten zu folgen.
Zum Einkehren war es mir da noch zu früh, aber am Gasthof Glocknerblick biege ich dann doch ab, um mich zu stärken.
Gerade als ich mit Essen fertig bin, kommen die ersten dicken Tropfen. Die Gäste flüchten nach innen. Die Bedienungen bringen Kissen und sonstiges Inventar in Sicherheit, ich rüste mal (wieder) auf naß um und gehe dann ins Haus, um zu zahlen.
Als ich wieder ins Freie komme, ist der Spuk schon wieder vorbei und die Steinplatten am Boden sogar schon wieder trocken.
Argh, also Anorak wieder wegpacken und weiter geht's.
Nun kommt ein langer Abstieg, quasi ins Ungewisse: Ich habe noch keine Ahnung, wo ich heute eigentlich übernachten könnte, möchte oder sollte.
In Döllach habe ich gut 1.000 Meter an Höhe verloren und jetzt am Nachmittag sollte ich mir doch mal Gedanken zwecks Unterkunft machen.
Also Bank zum Sitzen gegenüber der Kirche am Weg entdeckt und Handy zwecks Recherche gezückt. Sollte ich etwa doch noch (mit einem kleinen Kraftakt) das eigentlich ursprüngliche Tagesziel Heiligenblut am Großglockner aus eigener Kraft und ohne Hilfsmittel heute erreichen können ?
Eine kurze Recherche erbringt keine (brauchbaren) Quartiere vor Heiligenblut selbst, aber direkt dort, gibt es ein paar Optionen. Aber wie weit mag das noch sein ?
Es wird bereits 15:30 Uhr sein, bis ich wieder loskomme, ein paar Erledigungen stehen auch noch auf dem Plan und so setze ich mir bis 10 km Wegstrecke als problemlos, 10-15 km als in Erwägung zu ziehen und mehr als nicht sinnvoll als Limit.
Laut GPS könnten es knapp 10 Kilometer Luftlinie und gut 12 zu Fuß sein.
Also nix wie los ...
Oh, halt, zuallererst für optimierte Bedingungen sorgen:
1. Unterkunft in der weitest entfernten Unterkunft online gebucht (Sauna bis 19 Uhr - das sollte als Nachbrenner den Schritt beschleunigen)
2. Ein Liter (überflüssiges) Wasser einem Baum gespendet
3. Postkarten der letzten Tage eingeworfen (Ballast minimieren)
4. Auf der Bank am Automat auch nur Geld in den größten verfügbaren Noten abgehoben
Derart leichten Fußes und guten Mutes gehe ich dann kurz an der Hauptstraße entlang, bevor ich mir einen R8 gönne.
Nein, nicht mit vier Ringen aus Ingolstadt - die haben ja gerade ganz andere Sorgen und den Auto-Verkäufer will ich sehen, der meinen Hinkelstein an Rucksack aufrecht stehend in solch eine Kiste bekommt (mit dem Kleinwagen kein Problem). Den R8 den ich nun nehme ist quasi ein Kärntner Original: Den Glockner-Radweg.
Bei den Radwegen in den Bergen muß man wissen, daß diese meist erheblich kompatibler zu Wanderern als zu Rennradfahrern sind: Schotter und teilweise Gras-überwachsen.
Hier komme ich ganz gut voran, asphaltiert ist der Radweg nur über eine Kuppe für ein paar Hundert Meter, vermutlich um Erosionsschäden zu vermeiden. Immer wenn ich mal stehen bleibe - z.B. weil die Bodenkontrolle anruft - fängt es an zu tröpfeln, es gilt also schleunigst Land zu gewinnen, dabei hatte doch auch dieser Tag so schön begonnen.
Nur durch eine Engstelle des Tals muß ich ein Stück an der Hauptstraße entlang gehen. Danach verläßt der Radweg selbige wieder und führt erneut auf der anderen Seite des Flußes im Grünen des Tal hinauf gen Norden.
Bei Rojach folge ich weiter einem Schotterweg am Fluß entlang, während der Radweg nun auf die Hauptstraße führt.
Mehr als 150 Höhenmeter Aufstieg sind nun - durch eine Geländestufe bedingt - nach Pockhorn noch über den Winterwanderweg zu überwinden und prompt fängt es kurz vorher wieder an zu regnen. Diesmal scheint es Petrus ernst zu meinen: Also Regenhose und Anorak anziehen - ausgerechnet vor dem Aufstieg :-(
Wenige Hundert Meter weiter, ist der Spaß schon wieder vorbei - Petrus hat mich also schon wieder dran gekriegt. Zumindest den Anorak werde ich nun aber wieder los, bis es in den Aufstieg geht.
Am Gasthof Sonnblick ist die Zielhöhe ca. erreicht und ich gehe jetzt noch ein ganzes Stück auf der orographisch rechten Seite des Flußes an Heiligenblut vorbei bis in den Ortsteil Winkl.
Punkt 18:00 Uhr erreiche ich mein Hotel für heute und trotz Einchecken, Umweg über den dritten Stock, Anruf bei Fräulein A. und kleiner Stärkung sitze ich um 18:24 Uhr in der Sauna.
Eine Herausforderung war auch noch die Auswahl der RICHTIGEN Sauna: Kräuter oder normal. Infos zu den Temperaturen gab es nicht, aber in der Kräutersauna sind keine Aufgüsse erlaubt und Kräuter hatte ich gestern in Suppe und Hauptspeise bereits jede Menge - ich sage nur: Thymian.
Also rein in die normale Sauna und wegen des begrenzten Zeitbudgets einen auf russische Variante gemacht:
Rein.
Tür zu.
Zehn Schöpfer Aufguß.
7 Minuten durchhalten.
Tür auf.
Raus.
Tür zu.
Kalt abduschen.
Ein Mal rumlaufen.
Tür auf.
Rein.
Zehn Schöpfer Aufguß.
10 Minuten durchhalten.
<die Haut löste sich nun gefühlt bereits vom Körper>
Raus.
Abduschen.
Durch das feuchte und sehr weichte Alpengras barfuß im Garten spazieren und dann noch ausruhen bis 18:57 Uhr.
Danach konnte das Abendessen verdient in Angriff genommen werden, ich hatte heute mit 29 Kilometern wieder einen guten Lauf quasi direkt in die Sauna und zurück in den Plan ...
Begegnungen:
1 Alpensalamander
1 Steinadler
1 Murmeltier
2.000er:
Schobertörl, 2.360
Glocknerblick, 2.047
Respekt! Der Radweg ist zach, vor allem als Abschluss...!
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