Samstag, 29. Juli 2017

Tag 42: Dieses Kribbeln im Bauch ...


... das man nie mehr vergißt,
wie wenn man zuviel Brausestäbchen ißt.
Dieses Kribbeln im Bauch
vermißt du doch auch -
einfach überzusprudeln vor Glück.

Jetzt muß ich mal wie Ania (Weltraumaeffchen) einen Ausschnitt aus einem Songtext zitieren, ging er mir doch heute am Morgen permanent durch den Kopf, als ich blauen Himmel, grüne Wiesen, weiße Gipfel und den Großglockner als Sahnehäubchen sehen durfte und sich die tollen Ausblicke als absolute Launemacher (im positiven Sinne) herausstellten.

Brigitte geht es am Morgen auch besser und einen großen Hunger hat sie (verständlicherweise), nachdem nach der potentiellen Überanstrengung im Aufstieg am Vorabend der Magen rebelliert hatte.
Albrecht, der die Gegend wie seine Westentasche kennt, gibt mir noch ein paar Tipps und die besten Wünsche mit auf meinen weiteren Weg.
Er war auch bereits mehrfach auf dem Gipfel des Großglockners. U.a. ein Mal mit der einen und ein Mal mit der anderen Tochter in erwachsenen Jahren. Als ich höre, daß die beiden Mädels Zwillinge sind, bin ich denn doch erstaunt und muß nachhaken: Warum nicht mit beiden zusammen ? - Ja, ja, wie die Frauen halt so sind: Als die eine mit Mitte 20 mit dem Vater hoch will, hat die andere kein Interesse an den Bergen und ein paar Jahre später will sie dann doch und der Vater kann sich dem kindlichen Totschlagargument, mit der Schwester wäre er ja auch hoch, natürlich nicht entziehen. Kinder bleiben eben auch im Erwachsenenalter weiter irgendwie Kinder - zumindest für die eigenen Eltern.

Einer der vier Münchner hatte den Hüttenwirt am Vorabend noch angesprochen, wie das denn mit den Reservierungen durch kommerzielle Reiseveranstalter auf den Hütten sei, die bereits zu Jahresbeginn an beliebten Routen wohl sehr umfangreiche Kontingente blocken und wie die aktuelle Reservierungsobergrenze sei.
Da insgesamt nur gut zehn Leute auf der Hütte übernachten, hat der Chef etwas Zeit (mit dem Koch streitet er sich langwierig, lautstark und tiefgehend über die Verfügbarkeit heißen Wassers erst am Morgen), sich mit uns zu unterhalten.
Interessanterweise kennt er die Obergrenze gar nicht (ich würde sagen: wurde von OeAV, AVS und DAV vor wenigen Jahren von 75% auf 90% der Schlafkapazität erhöht), hat aber auch keine Probleme: Es wurde noch jeder untergebracht, im Zweifelsfall auf Nachbarhütten oder Notlager mit Matratzen im zweiten Gastraum.
Er hat auch noch ein paar Tipps, wie man auf der Hütte ein gutes Lager bekommt - auch ohne Reservierung - und gut schläft (auch wenn ein paar davon für mich nichts sind):
1. Mitsaufen
2. Spät ins Bett gehen
3. Als letztes melden, denn dann wird man nicht evtl. überfüllte in Lager dazugequetscht, sondern bekommt z.B. alleine den Gastraum als Notlager

Für Martin dürfte auch seine Hunde-Strategie interessant sein, die ich auch von anderen Hütten kenne: Es gibt ein Hunde-Zimmer. Dort kommen keine Allergiker rein und EIN Hundebesitzer mit seinen bis zu vier Hunden. Normalerweise nur mit Voranmeldung. Kommt trotzdem noch unangemeldet AV-Mitglied mit Hund, kommt wieder die Notlager-Option im zweiten Gastraum zum tragen.

In meinem Lager war es die ganze Nacht taghell - was mich aber nicht im geringsten stört - weil der ohrenbetäubende Feueralarm (den konnte auch ich nicht überhören) der zentralen Brandmeldeanlage am Vorabend (in der Küche war es zu heiß geworden - passiert wohl immer wieder) zwar lautlos geschalten worden war, aber noch nicht wirklich zurück gesetzt ist. An der Außenwand der Hütte leuchtet ein gelbes Warnlicht und im Lager die Fluchtwegbeleuchtungen mit voller Intensität.

Nachts hatte es nochmal etwas geschneit. Aber nicht sehr viel und es ist auch nur stellenweise liegen geblieben.


Bevor ich mich auf die kurze Etappe nach Kals am Großglockner mache - bei schönem Wetter hätte ich die auch noch an die gestrige ohne Probleme direkt anhängen können - erklimme ich erst noch den Aussichtsrücken (mit Bank) nördlich der Hütte, nachdem die vier Münchner begeistert von der Foto-Session von dort zurückkommen.

Von dort kann man auch die Salmhütte gut sehen und der Wucherer-Hubschrauber pfeift immer wieder über mich hinweg: Im Gegensatz zur Glorer Hütte mit ihrer Materialseilbahn, muß die Salmhütte nämlich aus der Luft ver- und entsorgt werden und heute ist augenscheinlich mal wieder eine große Lieferung fällig und Wetter-technisch auch möglich.
Auch die Hütte an der Adlersruhe auf dem Grat und der Glockner selbst sind zu sehen. Perfekte Bedingungen - wie im Bilderbuch.

Die Aussichtsflanke hatte ich noch ohne Gepäck erklommen, zurück an der Hütte heißt es also erstmal Rucksack schultern, verabschieden und dann den netten Weg ins Tal antreten.

Bergab kommen mir viele Tagesausflügler entgegen, die das gute Wetter nutzen. Von kurz oberhalb des Lucknerhauses gibt es nochmal einen anderen Blick durch das Ködnitztal zum Glockner.


Nur kurz gilt es dann für ein paar Hundert Meter der Kalser Glocknerstraße zu folgen, bevor mein 702B-Weg links abzweigt und unterhalb der Verkehrsstraße ein flott zu gehender Schotterweg ins Tal führt.

Bereits nach 2,5 Stunden von der Hütte erreiche ich mit Glor den ersten Ortsteil von Kals am Großglockner.

Nun heißt es, entweder eine Unterkunft suchen/finden oder auf der anderen Seite noch zum Kals-Matreier-Törl-Haus aufzusteigen, um die morgige Etappe zu verkürzen.

Da ich dringend mal wieder Wäsche waschen muß, wäre im Tal bleiben geschickter.
Nachdem mein Handy ca. 25% Akkuleistung ohne zählbares Ergebnis verbraten hat, nun der Akku fast leer ist und es mittlerweile bedeckt sowie frisch geworden ist, gehe ich einfach mal gen Großdorf zum Gasthof Gamsalm.

Es ist gerade Punkt zwölf und so stärke ich mich mit Knoblauchsuppe und Schnitzel, weiter mit meiner Entscheidung bzw. Quartierfindung bin ich aber auch nicht, insbesondere weil dort kein Zimmer mehr frei ist.

Ein paar Tiroler vom Nebentisch meinen denn auch samt Bedienung:
1. Auf dem Kals-Matreier-Törl-Haus kann man gar nicht übernachten.
2. Heute bleibt es trocken.
3. Ich könnte doch noch direkt zur Sudetendeutschen Hütte weiterlaufen.

Nun, um mal etwas klar zu stellen:
1. Die Wirtin oben auf der privaten Schutzhütte wird am nächsten Morgen ungehalten reagiert haben, als ich ihr von diesen Gerüchten erzähle, daß ihre 20-25 Lager nicht existierten.
2. Ab 16:15 Uhr wird es (mal wieder) regnen.
3. Der AV-Führer sagt 7,5 Stunden. Selbst wenn man nur 5 rechnen würde, wird es bei einem Start gegen 13:30 richtig spät.

Alles Unsinn !
Unwissende Pseudo-Besserwisser.
Als hätte ich nicht recht ... ;-)

Nicht weit, bei der Pension Wurlerhof bekomme ich sofort ein nettes Zimmer. Ich kann Waschen, WLAN gibt es auch und das Frühstück und die Lage passen ebenso. So war es heute zwar ein sehr kurzer Tag, aber das darf auch mal sein und ich kann mal ein paar Dinge nachholen, die sonst bisher immer auf der Strecke blieben.

Apropos Strecke - Die gelben Pinnadeln im Lagezentrum der Bodenkontrolle dokumentieren schon ganz gut meinen FortSCHRITT:


Und daß böse Zungen sich nun auch schon wieder das Maul zerreißen über den weiteren potentiellen Verlauf ist mir schon auch klar ... ;-)



Begegnungen:
5 Murmeltiere

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