Naja, eigentlich nicht ganz, denn an der Inneren Keesalm (der letzten der sieben Almen auf 1.810 Metern) führt bereits der Weg 519 Richtung Birnlücke, kurz bevor der Weg zur Warnsdorfer Hütte am Ende des Fahrwegs beginnt.
Ein Zubringertaxi hat kurz vor mir einen Schwung an Leuten am Ende des Fahrwegs ausgespuckt.
Zwei sehe ich hinter mir in meinen Weg einbiegen, andere gehen entweder talauswärts oder hinauf gen Warnsdorfer Hütte.
Die beiden beratschlagen gerade, da für (Nach)Mittag Gewitter angekündigt sind und sie statt der angeschriebenen zwei Stunden mit vier Stunden bis zum Übergang nach Südtirol rechnen.
Nun, ich bin weder Wettergott, noch kann ich ihre körperliche Verfassung beurteilen, aber vier Stunden erscheint mir doch ein wenig viel für 600 Aufstiegsmetern bei 2 Kilometern Wegstrecke und nach Gewittern um Punkt zwölf sieht es gerade auch noch nicht ansatzweise aus.
Nachdem Christoph noch einen Absturztest sehr real mit seinem Rucksack simuliert hat (der kam nach 15 Metern denn doch noch zum Stehen), entschließen sie sich, doch weiter zu gehen.
Es stand wohl 50:50 und evtl. konnte ich einen kleinen Beitrag zur Entscheidung beisteuern und schaue in der Folge bis zur Scharte immer mal ein wenig nach den beiden. Ist natürlich nichts gegen meine Aktivitäten in Südtirol 2014 (Ein ungleiches Gespann), aber ist mir immer eine Freude, ein wenig unterstützen zu können.
Der Weg führt in Serpentinen erst durch ein Blumenmeer und dann etwas flacher rechts oberhalb des Talgrunds angenehm zu gehen hoch zur Scharte.
Nach 2:15 Stunden Gehzeit sind die beiden auch an der Birnlücke auf 2.665 Metern angekommen und 200 Höhenmeter tiefer sieht man schon die Birnlückenhütte liegen, wo wir heute alle drei übernachten werden.
Die beiden wandern nämlich bereits zum zweiten Mal nach Kiens im Pustertal (kennt man auch von: Pustertal 2014) in den Urlaub auf dem Bauernhof. Sie haben kein Auto und haben das (mit logistisch geschickt vorausgeschicktem Paket) als nette Variante für sich entdeckt.
Vom Übergang kann man ins hintere Ahrntal hinab schauen und linker Hand liegen oberhalb des Tals die imposanten Gipfel der Riesenfernergruppe.
Hier verlasse ich jetzt auch den Nationalpark Hohe Tauern.
An der Scharte weiß man - auch ohne Grenzstein - sofort, wo genau Italien beginnt: Dort wo 100% Handyempfang und Internet mit H+ möglich ist. Geht man fünf Meter zurück: 0, nix.
Innerhalb von wenigen Tagen habe ich auf meiner Venediger-Umgehung den Hauptalpenkamm also nun wieder nach Süden überschritten, nachdem ich gen Fürther Hütte ihn ja nach Norden gequert hatte.
Bis zur Hütte sind es dann nur noch wenige Minuten und auch dort wieder die realen Anzeichen Italiens (auch wenn das die Südtiroler gar nicht gerne hören):
1. Große Getränke (außer Weißbier) sind nur noch 0,4 Liter
2. Dutzende Leute lümmeln rund um die Hütte im Gras und sind urplötzlich am späteren Nachmittag alle verschwunden (auf dem Weg ins Tal zu den Autos)
Am Abend spiele ich dann mit Lena und Christoph Canasta und ich glaube, die beiden sind froh, wenn sie wieder zu zweit Karteln, dann hat nämlich am Ende des Spiels zumindest einer der beiden einen positiven Punktestand - wie war das nochmal mit dem Glück als Rindvieh, daß seinesgleichen sucht ? ;-)
Im 6er-Zimmer residieren dann nur wir drei einzelnen Herren (Rudi, ein Niederländer und ich), ansonsten bleibt noch ein anderes deutsches Pärchen über Nacht und drei ältere Italiener.
Die Italiener wollen vermutlich (wie viele ihrer Landsleute) den nördlichsten Gipfel Italiens besteigen, der sich nordwestlich der Birnlückenhütte (nördlichste Schutzhütte Italiens) oberhalb des Lausitzer Höhenweges am Alpenhauptkamm befindet.
Na, hoffentlich passen sie gut auf sich auf, denn am heutigen Nachmittag war aus der Ferne ein Hubschraubereinsatz an Schneefeld unterhalb des steilen, schmalen, ausgesetzten Steigs zum Gipfel zu beobachten, der evtl. nicht gut ausging: Der Hüttenwirt sieht den Hubschrauber nach dem Start vom Hang unten im Tal auf dem Sportplatz landen. Meist bedeutet dies wohl, daß ein Leichnam in Kapelle zur späteren Abholung gebracht wird, denn sonst landet laut Wirt der Hubschrauber entweder kurz bei ihm an der Hütte, wenn noch Erstversorgung eines Patienten vervollständigt werden oder Aufnahme vom langen Seil erfolgen muß, oder der Hubschrauber fliegt natürlich mit Verletzten direkt von der Unfall-/Rettungsstelle ins nächste Krankenhaus.
Die angekündigten Gewitter sehen wir nur aus der Ferne und kurze Zeit später ist schon wieder bestes Wetter.
Begegnungen:
Lena und Christoph (ursprünglich aus Nürnberg bzw. Bamberg)
1 Niederländer
Rudi aus Bayern
1 Bartgeier (?) im Tiefflug über Hütte
2.000er:
Birnlücke, 2.665
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