Die meisten Stubaier-Höhenweg-Begeher brechen ihre Tour nun ab, steigen ins Gschnitzer Tal ab und fahren aus dem Tal, statt weiter zur Innsbrucker Hütte zu gehen.
Ich stimme mich mit der Chefin ab und sie meint, zur Nürnberger Hütte zu gehen sei möglich (kein Schnee, keine Vereisung), aber der Weg mit höchster Vorsicht zu genießen.
Kurz vor meinem Abmarsch fängt mich der Wirt aber ab: Chef der Nürnberger Hütte hat gerade angerufen: Weg von dort ins Stubaital momentan nicht begehbar, Sulzenau-Nachbarhütte auch nicht zu gehen, diesmal Murenabgänge im Stubaital, große Schäden und Hauptstraße zum Gletscher mehrfach verschüttet.
Die Nürnberger Hütte ist am Morgen des 11. August 2017 also nicht wirklich eine Option.
Natürlich möchte ich es NICHT als Wink des Schicksals bezeichnen, daß 99 Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs mein Völker-verständigender Fußmarsch von Fürths höchstem Haus zu dem der Erzfeind- Nachbarn aus Nürnberg nun kurz vor dem Ziel zum Scheitern verurteilt ist :-(
Nun ist guter Rat teuer: Den Stubaier Gletscher kann ich nicht gehen, deswegen wollte ich von jeher nach Norden ausweichen und auf der 02a-Route ins Ötztal weiter. Nun komme ich allerdings nicht nach Norden ins Stubaital, um von dort über die Franz-Senn-Hütte nach Praxmar zu kommen, wo ich dann weiter nach Westen gehen wollte.
Der Wirt der Bremer versucht noch die Innsbrucker Hütte weiter im Osten zu erreichen, es kommt allerdings kein Gespräch zu Stande.
Er empfiehlt mir, zurück ins Tal abzusteigen und dann den Normalweg unter der Materialseilbahn zur Innsbrucker Hütte aufzusteigen, von dort sollte ich dann am nächsten Tag über einen der verschiedenen Wege nach Neustift im Stubaital kommen.
Mir bleibt nichts anderes als der taktische Rückzug nach Osten übrig. Kurz nach dem Losgehen krame ich schnell noch Mütze und Handschuhe heraus, denn nun wird aus allen Rohren mit 3 Millimeter-Hagel gefeuert. Puh, im Nu ist alles weiß und die Felsen noch rutschiger als vorher.
Recht schmerzhaft aufs Steißbein knalle ich aber erst auf einer schrägen Felsplatte weiter unten, als Hagel und Regen längst vorbei sind. Das hätte für Handgelenk und Knochen am Steiß auch böse ausgehen können :-(
Im Wald lasse ich drei Elsässer vorbei, die etwas flotter als ich sind und wie sich heraus stellt, auch wieder auf die Innsbrucker Hütte aufsteigen wollen.
Diesmal gehe ich komplett den Fahrweg bis kurz vor Feuerstein.
Dann zweige ich an der beschriebenen Materialseilbahn ab. Kurz danach geht es auf einen Pfad in vielen Serpentinen bergauf.
Die Abzweigung hatte ich gestern Mittag bereits passiert. Wenn man in die Glaskugel blicken könnte, hätte ich mir also einen Tag vor und zurück an dieser Stelle sparen können ...
Bald holt mich ein allein gehender Niederländer ein und ich lasse ihn passieren.
Die Elsässer sehe ich komischerweise nicht. Am Ende wird sich herausstellen, daß sie noch Mittagessen waren und dann eine Stunde schneller als ich bergauf gegangen sind. Wow !
Beim Abendessen beginnt es nach einer Hageleinleitung dann endgültig zu schneien auf 2.369 Metern.
Zum Teil ist es ein richtiger Schneesturm und die Chefin meint, wenn es nur mal im Winter so wäre ...
Nachdem die Hütte am Mittag noch sehr leer war und nur ein paar bekannte Gesichter von der Bremer Hütte hier waren, füllt sie sich bis 19 Uhr noch ganz schön. Wo auch immer die ganzen Leute herkamen und wo sie morgen hinwollen.
Begegnungen:
1 Holländer
3 Elsässer
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