Als ich morgens aufstehen will, regnet es vor der Tür (dafür wird es in den nächsten Tagen endlich richtig Sommer werden). Von wollen kann dann mal keine Rede mehr sein. Ich ziehe mich ins Büro zurück und surfe ein wenig. Zu Fürths höchstem Haus gab es früher mal einen Geocache, aber auf die Schnelle finde ich ihn nicht. Vermutlich ist er sowieso nur von Norden her machbar (gewesen).
Ich stolpere aber über ein Event ganz in der Nähe auf der Landkarte. Mit mäßigem Interesse öffne ich die Details: Ah, am 30.07.2017. Unterwegs habe ich kaum ein Gefühl für Wochentage, geschweige denn Datumswerte. Ein kurzer Check ergibt: Ja, heute ist wirklich der 30. Nun, GC-Events sind meistens abends, aber der Vollständigkeit halber, lese ich den Text doch ganz: Oh, 10-12 Uhr im Venediger-Haus.
Also kurz den netten Owner Nils kontaktiert, gemütlich gefrühstückt, etwas getrödelt und dann mittlerweile im Trockenen auf den Fahrweg (keine Lust auf nasse Wiesen) gen Venedigerhaus gemacht.
Eine Stunde später um 9:45 Uhr bin ich am Zwischenziel. Ein Nils ist nicht zu erkennen, allerdings war mir auf dem Weg auch ein Hamburger Auto mit Mann am Steuer entgegen gekommen. Evtl. holt er ja noch jemanden, da sie in Innergschlöss für zwei Wochen wohnen, dürfen sie den Fahrweg benutzen, im Gegensatz zu Tagesgästen, die laufen, radeln oder Taxi bemühen müssen.
Plötzlich werde ich von der Seite angesprochen: Die Frau von Nils hält die Stellung, während er Tochter und deren Familie abholt, die über Nacht angereist sind.
Ein paar Österreicher kommen dann auch noch.
Und natürlich T@baluga, der wie ich im Matreier Tauernhaus übernachtet hat.
Nils gab mir vorab per Mail noch den Tipp, daß dieser mit einem schwarzen Hund unterwegs sei, aber der Verdächtige beim Frühstück hat keinen Hund und das Ehepaar mit schwarzem Hund, das ich auf dem Weg nach Innergschlöss überholte, reagiert verständnislos auf meine Ansprache ;-)
Später sollte sich zeigen, daß mein erster Verdacht beim Frühstück schon der richtige war und nur der Hund nicht mit zum Frühstück durfte.
Die Österreicher empfehlen mir noch ein paar (Weit-)Wandercaches, allerdings kenne ich München-Venedig (GC1FPN1) und Graz-Monaco (GC11PTE) irgendwie schon :-)
Die Neue Fürther Hütte (ich werde den Bereich des Hochvenedigers und seinen Gletschern ringsum im Norden umgehen) ist am Venedigerhaus mit 5,5 Stunden angeschrieben. Das kann ich bei rund 1.000 Aufstiegs-, 500 Abstiegsmetern und keiner besonderen Entfernung nicht glauben !
Der sog. 916A-Weg ist zu Beginn schwierig: Um Reste von Farbpigmenten der Markierung zu finden, bräuchte man wohl einen Forensiker sowie einen Massenspektrographen und die Kühe haben so viele Wege in den Hang getreten, daß ich ohne GPS wahrscheinlich immer noch den Ausgang aus dem Stacheldraht der Weide suchen würde.
Kurzzeitig ist dann der Weg durch Mäharbeiten mal erkennbar - das währt aber auch nur kurz, dann geht es wieder steil, teils weglos und mit Resten einer uralten Markierung weiter bergauf.
Erst ab dem Zeigerpalfen ist der Weg plötzlich als solcher erkennbar und bis zum Übergang ins Salzburger Land am Sandebentörl optimal markiert. Wie grob geschätzt, hat der Aufstieg 3 Stunden gedauert.
Etwas windgeschützt nördlich und unterhalb der Scharte mache ich eine kurze Pause. Der Kratzenbergsee ist bereits zu sehen, Fürths höchstes Haus allerdings nicht.
Richtig überrascht bin ich allerdings, daß man hier große Teile des Wilden Kaisers und das Kitzbühler Horn im Norden sehr deutlich sehen kann und noch mehr überrascht bin ich von mir selbst, daß ich mal einen Gebirgszug/Berg richtig erkenne - mit Namen und Formen habe ich es ja sonst eher nicht so ;-)
Recht unangenehm geht es durch Blockwerk und Steinschlagabgänge in der Größe von SUVs gen Nordosten erstmal den Hang entlang. Die Markierungen sind verbesserungswürdig, aber rote und blaue Slalomstangen weisen den Weg.
Nach einer Weile liegt dieser Bereich aber auch hinter mir und ich kann einfacher zur Hütte absteigen.
Als ich im Trockenraum gerade meine Sachen ablege, höre ich ENDLICH mal wieder vertrauten Dialekt: Uff dera Neun Fördder Hüddn gibts also fei au wärkli Fördder. Allmächt, un die Brominenz is a no do: Der erste Vorsitzende der Sektion weilt gerade auch noch auf der Hütte.
Nur auf meinen Vorschlag, den Weg zum Übergang nach Süden doch mal wieder mit neuer Farbe zu beglücken, findet (vorerst) nur ein schlechtes Gewissen, aber noch keinen Tateneifer.
Wenn ich wieder zu Hause bin, muß ich evtl. einfach mal einen weißen und einen roten Farbtopf in Fürth vorbeibringen ;-)
Die Neue Fürther Hütte (der Vorgänger, die heutige Riesenfernerhütte in Südtirol ging im Ersten Weltkrieg verloren) ist sehr gemütlich, die Wirtsleute nett, die Portionen umfangreich und das Preis-Leistungs-Verhältnis ist für eine Berghütte relativ fränkisch zu nennen. Z.B. das erste Mal für nur zwei Euro (wenig) und gleich fünf Minuten (viel) mit RICHTIG heißem Wasser duschen dürfen. Die Relationen für Speisen, Lager und Getränke sind ähnlich.
Einzig der Apfelstrudel bekommt Abzüge in der K-Note.
Mindestens für Bruder Thomas interessantes Detail am Rande: Auf 2.201 Metern befindet sich hier quasi die höchste Brauerei Österreichs, denn der Wirt braut einige unterschiedliche Biersorten direkt selbst auf der Hütte - nur das mit dem Alkoholfreien haut wohl noch nicht hin.
Begegnungen:
Geocacher am Venedigerhaus
1 kleiner Frosch
1 Schlange
1. Vorsitzende DAV Sektion Fürth mit Frau
1 Pärchen aus Fürth + Neukirchen am Großvenediger
1 Ehepaar aus Teisendorf/Berchtesgadener Land
2 Mädels, Mutter, Oma, Opa und vermutlich der Bruder aus Bischofshofen
2.000er:
Zeigerpalfen, 2.506
Sandebentörl, 2.751
Scheinbar verschlägt dich das lange Wandern auch in ein anderes Jahr ;-)
AntwortenLöschenHallo Volker.
LöschenWenigstens ein aufmerksamer Korrektor.
Sonst würde ich Mur wohl immer noch mit h schreiben - obwohl ich es längst besser wußte. Das wird in den Stubaiern wieder relevant werden. Also die Sache mit Muren & Co.
Schöne Grüße,
K2.
Apropos Muren: der Sölkpass ist so kaputt durch Murenabgänge, dass die Straße erst 2018 wieder aufsperrt.
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