Mittwoch, 30. August 2017

Tag 68: Der Countdown läuft

Nun beginnt die Zeit der letzten Tage. Wenn alles (weiterhin) glatt läuft, wird heute der letzte Dienstag meines Österreich-Ausflugs 2017 gewesen sein.

Der Tag hält eine recht kurze Etappe parat, weswegen es auch gar kein Problem ist, daß ich am Morgen erst wieder aus Galtür mit dem Bus zur Bieler Höhe am Silvretta-Stausee hoch fahren muß, wo ich gestern am Gasthof Piz Buin meine letzte Etappe beendet hatte.

Ich nehme den Bus kurz vor 10 Uhr und so kann es eine gute halbe Stunde später los gehen.
Nun bin ich endgültig in Vorarlberg - nun gibt es kein zurück (nach Tirol) mehr.

Zuerst muß ich gen Westen einige Höhenmeter absteigen und komme im Schatten der westlichen Staumauer am Madlenerhaus vorbei, was früher dem DAV Wießbaden gehörte.
Jetzt ist mir auch klar, warum sie das Haus vor ein paar Jahren an die Kraftwerksgesellschaft verkauft haben: Die vormalige DAV-Hütte steht nun in Mitten eines Arbeiterdorfes und auch an das Haus selbst wurden temporäre Anbauten vorgenommen.
Über einige Jahre wird hier nämlich ein Druckstollen mit knapp 7 Meter Durchmesser durch den Berg getrieben, um die Anlage aus den 40er-Jahren mit 20 MW Leistung durch eine moderne Anlage mit -360 bis +360 MW Leistung zu ersetzen.
Die heute über Tage verlaufende, metallerne Druckleitung mit geschätzt weniger als 2 Meter Durchmesser wird dann komplett von der Bildfläche verschwinden.
Das neue Kraftwerk liefert bei gleichen Stauseen dann die 18-fache Leistung und kann zusätzlich im Pumpbetrieb die gleiche Leistung verbrauchen, was für den auch in Österreich wachsenden Anteil an volatilen Energiequellen aus Wind und/oder Sonne zur Zwischenspeicherung nötig ist.
2020 sollen wohl alle Arbeiten letztlich abgeschlossen sein. Mal sehen, was dann aus dem Madlenerhaus wird ...

Ich folge heute nicht dem 02er-Originalweg durch die Steinschlag gefährdeten Hänge der Tschifernella und über die Gletscher (oder was davon übrig ist) nach der Saarbrücker Hütte, sondern folge der Route der Roten Via Alpina, die sich am Ende von Norden der Tübinger Hütte nähert.


Vom Stausee geht es hinab bis ins Kromertal, wo die Zufahrtstraße zur Saarbrücker Hütte gekreuzt wird. Dann geht es zuerst gen Nordwesten bergauf am Hang entlang, dann das Maderer Täli entlang, bis der Pfad steiler in Serpentinen bergauf führt, während man anfangs noch den niedrigeren Stausee im Blick hatte:


Ein zwischenzeitlich ausgelöster Steinschlag ist keinem Verursacher (Menschen können im Norden kaum sein und Tiere sind zumindest nicht zu sehen) zuzuordnen.
Schließlich erreiche ich das Hochmadererjoch, wo ich eine Pause in der Sonne einlege, bis zwei Mädels nach mir den Weg hochkommen.

Wie üblich, sind die ersten Höhenmeter vom Joch bergab steil, aber diesmal geht es in einem Bogen hinab und weiter bis zum Giantschettatäli, wo sich der Weg teilt: Interessanterweise kann man aus dem Osten kommend, entweder gen Norden gehen oder gen Süden, zur Tübinger Hütte oberhalb des Talschlußes, allerdings gibt es keinen Weg nach Westen hinab ins Garneratal, welches sich hier tief und steil nord-südlich einschneidet.


Am Hang entlang auf einer Geländestufe gehe ich also den Steig leicht absteigend zur Tübinger Hütte.

Herr Huber, von Kemmler ist leider erst in der Folge-Woche hier auf der Hütte, aber es wäre ja total lustig, wenn ich evtl. eine der 10 Personen vom Tübinger Alpenverein auf der Hütte treffen würde, mit denen ich eine ihrer beiden Wochen auf der GTA vor drei Jahren parallel unterwegs war.

Nach der langen Etappe gestern, heute planmäßig nur eine Halbtagestour und so kann ich es mir auf der Terrasse der Hütte kulinarisch erstmal richtig gut gehen lassen.

Als einige Leute auf der Hütte ankommen, bin ich etwas unsicher: Ist der eine Herr nicht Hans, der damalige 1. Vorsitzende des Tübinger DAV, der vor drei Jahren mit im Piemont unterwegs war ?
An der Getränkeausgabe steht vor mir ein Mann aus der Gruppe, den ich mal darauf anspreche, ob sie nicht zufällig aus Tübingen seien.
Nun, es handelt sich um den Mann der Tübinger Bürgermeisterin, wie er mir erklärt. Sie sind mit der ganzen Familie hier und werden geführt vom 1. Vorsitzenden und seiner Frau. Doch Hans !

Es gibt ein großes Hallo als ich an den Tisch gehe und Hans begrüße.
So klein ist (mal wieder) die Welt !
Nach auf den Tag (22. August) genau drei Jahren sieht man sich also wieder, allerdings ist es diesmal erst mein 68. Tag, damals war es der 85. Auf dem Weg den Alpenbogen entlang von Graz nach Monaco: Project-82

Auch die Tübinger sind dabei, die Hütte (Schlafplätze, Gasträume & Co) zu erweitern und eine gute Million ist auch hier verplant.
Im Unterschied zu den Heidelbergern, die 2017 den Beitrag um 10 Euro erhöht haben und 2018 um weitere 10 auf dann insgesamt 90 (NEUNZIG) Euro für eine A-Mitgliedschaft, planen die Schwaben hier aber keine Änderungen. Auch der Lager-Preis von 7,50 Euro ist wohl einer der günstigsten der ganzen Tour.
Die schwäbische Devise "Spare, spare, Häusle baue." bewährt sich hier wohl und auch die vielen Gäste aus Tübingen, hier auf dem höchsten Haus der Stadt, sprechen wohl für die Hütte und die Verbundenheit der Region der Sektion.

Als ich gegen 20:30 ins 28er-Lager gehe, muß ich feststellen, das ETWAS (Geschlecht nicht erkennbar, da keinerlei Teile eines menschlichen Körpers sichtbar sind) in einem fetten Daunenschlafsack am Fenster liegend, beschlossen hat, daß das komplette Lager nicht nur mit Frischluftzufuhr über Klappfenster, sondern mit Schockfrosten durch komplett geöffnete Fenster und Minusgrade auf knapp 2.200 Metern Seehöhe Ende August rechnen muß. Schön, wenn die Early Birds gleich alle Weichenstellungen vornehmen. Dummerweise gibt es ausgerechnet hier auch nur eine Alpenvereinsdecke und nicht wie sonst üblich derer zwei.
Nach kurzem Grummeln finde ich für mich persönlich die beste Lösung: Ich melde mich freiwillig für nochmal Aufstehen und das Licht löschen und dann gehe ich gen Schlafsackmumie und nehme einfach deren (ungenutzte) Decke, die auch noch frech im offenen Fenster klemmte.
Nun habe ich zwei Decken, hatte mir nachmittags sowieso den besten Platz am weitesten vom Fenster entfernt gesichert und kann somit prima (und warm) schlafen. Wäre doch gelacht !


Begegnungen:
2 kleine Frösche
2 Murmeltiere
Erste Bürgermeisterin (Stellvertretung des Oberbürgermeisters) von Tübingen (Dr. Christine Arbogast) mit Mann und Kindern
Hans, 1. Vorsitzender der DAV-Sektion Tübingen (GTA, 2014) mit Frau
3 Franken aus Heroldsbach
Familie König aus Tübingen


2.000er:
Hochmadererjoch, 2.505

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