Sonntag, 18. Juni 2017

Tag 03: A wie Alternative

Die Auswahl zwischen  Pest und Colera beschrieb mein Dilemma für heute evtl. am besten. Bereits im Vorfeld hatte ich in meiner Planung bestimmte Etappen mit Warnfarben hervorgehoben. Das waren insbesondere jene mit 10 oder mehr Stunden reiner Gehzeit (in der Steiermark haben sie eine Etappe wirklich mit 12,5 h angegeben - Selbstmord ist da mit dem großen Gerät aus meiner Sicht wohl der bessere Zeitvertreib, auch wenn Gert, der 1. Vorsitzende der ÖAV-Sektion Weitwanderer das wirklich (mit leichtem Gepäck) am Stück durchgegangen ist (Gerts Blog)) und die Etappen mit 30 oder mehr Kilometern. Man muß wissen, wo seine Grenzen liegen und das Wichtigste beim Weitwandern sind nicht die (kurzfristigen) Leistungsexplosionen, die es abzurufen gilt, sondern die Kontinuität.

Da ich wiederum hintenraus noch ausreichend zeitlichen Puffer habe, mich niemand zu einer bestimmten Route zwingt (Stempeln gehe ich - wie an anderer Stelle bereits erwähnt - ja auch nicht), kann ich immer versuchen, das Beste daraus zu machen.

Für den heutigen Tag auf der Originalroute hätte das wohl der Quadratur des Kreises bedurft, denn die Rahmenparameter waren:
- es läuft noch nicht richtig rund
- die ersten beiden Etappen auf dem harten Grund stecken mir in den Knochen
- Frühstück erst ab 08:00 Uhr
- 32 km und einiges an Höhenmetern
- 3. Etappe
+ Weg durch Wald
- laut Führer auch Forststraßen

Das wäre mörderisch, auch wenn eine Längsüberschreitung der ganzen Bergkette des Leitha-Gebirges sicherlich seinen Reiz hat - aber nicht für mich und nicht unter den gegebenen Umständen.

Aber die Alternative ist nicht weit: A
02A.
Teilweise gibt es offizielle Alternativrouten und für den späteren Bereich am Alpenhauptkamm gibt es sogar einen ganzen separaten Führer-Band für die nicht-alpine Variante.

Nachteil dabei: Es geht weiter auf befestigten Radwegen.
Aber wie heißt es so schön: Einen Tod muß man sterben - dann doch den Tod auf dem Radweg als in den Hügeln des Burgenlands, wenn es schon keine Berge hat :-)

Als es heute mal kurz nicht den Radweg entlang ging, war es dann gleich höchst abenteuerlich: Der Wiesenweg wurde immer zugewachsener, aber es waren noch Spuren im Gras zu erkennen, der Weg muß also immer mal genutzt werden, bis ich schließlich auf den Geleisen Stand. Ja, AUF.
Ich prüfte zuerst mal die Verkehrssituation und dann machte ich mich daran, zu eruieren, wo denn dieser wilde Weg weitergehen könnte.
Es schien eine Spur ins Dickicht zu geben, also Augen zu und durch. Als ich die Augen wieder öffnete, war ich meinen Hut los und mein Rucksack um jede Menge Verzierungen in Form von Astwerk, Blättern & Co reicher. Die letzten Überbleibsel habe ich dann vorhin im Hotel aufgelesen.
Danach wurde der Weg aber wieder breiter und führte in den nächsten Ort.


Ein Vorteil an diesem Radweg: Immer wieder herrlich angelegte Rastplätze und im Ort sogar mit Wasseranschluß. Die teilweise vorhandenen Kirschbäume bzw. deren momentaner Ertrag fand auch reißenden Anklang beim radelnden Publikum, die Kids klettern sogar in die Bäume. Mir war das allerdings zu mühsam - mit einem Ruheplätzchen mit Lehne im Schatten war ich bereits wunschlos glücklich.

Am Nachmittag kam ich dann an meinem heutigen Ziel in Oggau westlich des Neusiedler Sees an.
Nach der üblichen Restauration war mir wie gestern nach einem Tee und etwas Süßem. Daß die Mehlspeise (Apfelstrudel) gestern wirklich hausgemacht war, bezweifle ich auch heute noch, aber wenn ich mein Stückchen vom Glück hier betrachte, habe ich keine Zweifel:




Begegnungen:
Libellen in allen Größen und Farben (eine sitzt hier im Restaurant sogar an der Wand)
9 Pfauen (davon ein Herr im schwarzen Frack und acht Damen im braunen Kleidchen)
Kellner, der bereits 2x am portugiesischen Jakobsweg unterwegs war (Ausrüstung: 9,5 kg er, 7,5 kg die Frau - andere Länder, andere Sitten)
Mohntorte

8 Kommentare:

  1. Einen Radweg zu laufen, kann Frau sich ja wiederum gar nicht vorstellen. Allerdings hat mich die gute Infrastruktur der österreichischen Radwege auch begeistert. Das Highlight bei mir: Ein Rastplatz mit Trinkwasserspender, Liegestuhl und freiem WLAN

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Immerhin KANN ein Wanderer Radwege gehen, umgekehrt tun sich die Radfahrer ja dagegen mi zunehmender Ausprägung auch nur eines der folgenden Aspekte schwer:
      - Steil bergauf
      - Steil bergab
      - Stufen
      - Schneefelder
      - Geröllhalden
      - Enge

      Ich gebe natürlich zu, es gibt auch eisenbereifte wie Pietro, der sein Mountainbike geschont und über die ganze Via Alpina geschleppt hat: http://www.via-alpina.org/de/page/771/fragen-antworten#Ist_die_Via_Alpina_mit_dem_Mountainbike_befahrbar_

      Von Fahren kann bei 1/3 ja nicht mehr die Rede sein.

      Ist wirklich toll, als erster in die Geschichtsbücher einzugehen, aber da fände ich eine Plastikdose statt des Bikes über die Alpen zu tragen einfacher und wenn man dann den Startpunkt zur Dose in eine Großstadt legt, hat man bestimmt sogar noch ein größeres Publikum. Aber das nur mal so als Gedankenspiel ;-)

      Liebe Grüße in die Heimat,
      K2.

      Löschen
  2. Du meintest nach meinen Login-Problemen, ich soll einen Browser nehmen, den ich sonst nie verwende: Test mit Edge hat funktioniert!

    :)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Martin.
      Manchmal habe ich eben Recht. Passiert. Kann nix für.
      Immerhin ist das Teil jetzt mal für was gut und Du wirst den Blog damit sehr bewußt erleben - weil Du ja normal nicht genutzte Programm extra dafür startest ;-)

      Schöne Grüße
      K2.

      Löschen
  3. Also wirst du definitiv nicht von Hohentauern auf die Planneralm spazieren. Schade, denn dann hättest du gesehen, wo ich mich in der Kindheit herumgetrieben habe.
    Bleib nur lieber bei deinen Radwegen statt die Berge zu genießen.
    Lg

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Volker.
      Ich bin immer wieder überrascht von Deinen zu schnellen, zu falschen Interpretationen ! :-)

      Du scheinst mir ähnlich falsch zu liegen wie Frank die Tage, was die Systematik der österreichischen WWWs angeht: Die Varianten wie a führen generell immer - früher oder später - wieder zum Hauptweg zurück.
      Manchmal gibt es wohl mittlerweile an bestimmten Stellen sogar mehr als eine Variante. Habe schon Karten mit x02b gesehen ...
      Eine Besonderheit des 02ers ist, daß es IM ZENTRALALPENTEIL einen nicht-alpinen 02a gibt, der sogar ein eigenes Buch bekommen hat, wo nur wenige Etappen mit dem 02 übereinstimmen.
      Es gibt also 3 Führer, aber eigentlich geht man I + II ODER I + III, die Etappenzählung gilt immer pro Buch !
      Ich möchte eine eigene Kombination gehen, weil ich beim Blick auf die Karte einerseits teilweise am gesunden Menschenverstand der Macher zweifeln muß (Stichwort: Teerstraße das ganze Stilluptal rinter, statt Traumsteig über die 7 Schneiden - aber evtl. 1978 noch nicht markiert ? Schau Dir mal Fotos bei GC12N58 an !) und andererseits kann ich Gletscher alleine und Mangels Ausrüstung nicht gehen.

      Schöne Grüße und lange Rede, kurzer Sinn: DOCH da will ich gehen,
      K2.

      Löschen
    2. Das beruhigt mich, weil wo sonst kann man einen Alpenkamm über 13 Stunden ohne Straßen bewandern. (Notfalls kann man ja immer noch ein Biwak aufschlagen.
      Allerdings spucke ich große Töne, weil ich die Strecke selbst nie gegangen bin. Im Moment ist mir gerade ein Sommerspaziergang dazwischengekommen, der mich noch zwei Sommer lang beschäftigt.
      lg Volker

      Löschen