Montag, 26. Juni 2017

Tag 10: Vom Wechsel am Wechsel

Mit zeitig Frühstücken und bald los gehen, klappt es hier leider selbst auf den Berghütten nicht so richtig.

Dabei war es morgens so schön draußen und ein Häschen sah ich auch aus meinem Zimmer im zweiten Stock unter dem Dach hoppeln.


Trotz des Gewitters und dem sperrangelweit offenem Fenster hatte es leider nicht so richtig in meinem Zimmer abgekühlt, aber der Tag begann beim Losgehen mit 22-24 Grad sehr angenehm.


Mir wurde trotz schnell warm, nicht nur weil mehr und mehr die Sonne zwischen den Wolken hindurch schaute, sondern weil es ab der Bergstation des nächsten Lifts über die sog. Steinerne Stiege ganz ordentlich nach oben ging. Dann ging es durch den lichter werdenden Wald, bis ab 1500 Meter freies Terrain vorherrschte. Über selbiges erreichte ich den Gipfel des Niederwechsels, wo mich 4 Pferde erst interessiert aus der Ferne musterten, bevor dann die Neugier obsiegte und sie mich, meinen Rucksack und meine Stöcke nach Umzingelung sowie Einkesselung anstupsten.


NEIN, ich und meine Sachen sind nicht zum Anknabbern.
Nach einer ordentlichen Standpauke, zogen sie denn aber (beleidigt) von dannen.

Weiter ging es zum Hochwechsel.
Auf dem Weg begegneten mir nun mal richtig Wanderer am späten Sonntag Vormittag. Die ersten von Ihnen freuten sich über den ersten Entgegenkommenden (meiner einer) genauso wie ich mich über sie freute und wir kamen kurz ins Gespräch.

Am Wetterkogler Haus auf dem Hochwechsel stand dann eine erste Pause und Stärkung an, denn ich hatte heute ja noch einiges vor mir und die dunklen Wolken verhießen nicht nur Gutes.

In großem Bogen nach Norden, über Umschussriegel und Schöberlriegel ging es weiter bis nach  einem Abstieg nach Westen an einer Alm der erste Regen einsetzte.
Die Leute dort flüchteten nach drinnen und ich überlege, ob ich auch erneut Einkehren sollte. Ich entschied mich dagegen und packte nur Kamera & Co weg und setzte dem Rucksack den Regenüberzieher auf. Die Entscheidung sollte sich später bewähren.

Einige hundert Meter war der Regen denn aber doch so stark, daß ich zumindest mal den Anorak zum Weitermarschieren anzog.

Nach einiger Zeit hörte der Regen auf und der Anorak wurde wieder weg gepackt, die Wolken wurden aber immer finsterer und Gewitter waren gut hörbar im Gange. Kurz vor dem Feistritzsattel begann es dann u.a. mit Starkregen loszubrechen. Ich hatte nur noch 200m zum Sattel, verpaßte in der Hektik den richtigen Weg und schlug mich durch 1m hohe Sumpfpflanzen auf einem aufgelassenen Weg bis zur Straße durch. Dumm nur, daß es hier außer einem Parkplatz nichts gab. Nichts ?
Naja, ein Loipen-Kassenhäuschen bot mir zumindest ein überstehendes Dach.

Dann ging die Welt unter. Teilweise hielten Autos auf dem Parkplatz, da sie ob der Wassermassen nicht mehr weiter fahren konnten. Der Wind kam genau aus der falschen Richtung und peitschte den Regen unter das Dach. Am Ende stand ich mit dem Rücken an der Tür ans Haus gepreßt.

Nach knapp einer Stunde war das gröbste vorbei. Kein Blitz und Donner mehr und gleichmäßiger Regen. Mit Regenhose und Anorak mußte ich nun wieder los, denn es war ja schon spät geworden.

Über den Harterkogel ging ich gen Pfaffensattel und ich muß Euch sagen, da oben, auf den freien Flächen zwischen den Wäldern auf beiden Seiten, bei leichtem Regen, wenn der Wind die Wolken und den Nebel immer wieder über den Sumpf trieb, kam ich mir etwas vor wie in jenen Edgar-Wallace-Filmen aus der guten alten Zeit.

Es war naß. Es war schaurig. Es war schön, denn ich sollte den ganzen Tag nur 77 Meter Asphalt gehabt haben (1 Straße kreuzen, 1 Straße schräg queren).
Hinab zum Lost Place am Paffensattel führte dann ein sehr steiler Haxenbrecherweg, aber da der Regen mittlerweile aufgehört hatte, war das kein Problem.

Gerne hätte ich mich dort für die 411 Aufstiegsmeter zum Stuhlegg nochmal gestärkt, aber hier gibt es wohl schon länger nichts mehr:


Regenhose und Anorak wurde weggepackt, eine kleine Jause vom Rucksack in den Wanderer umgelagert und dann ging es an den Schlußspurt für heute: Entweder 1,75 h  den Fußweg oder 1,75 h die 4 km Maut(schotter)straße hoch.

Ein breiter Weg war mir nach dem Regen lieber, wollte ich doch mit kurzer Hose nicht jede Menge (weiteres) Wasser in den Schuhen sammeln.

Also los ...

Ich kam mir vor wie ein Uhrwerk, wie ich ohne Unterlaß die steile Fahrstraße hochging. Jetzt nur nicht mehr anhalten. Ab und an ein Blick aufs GPS und ich kam  wirklich gut voran. Oberhalb der Baumgrenze wurde der (Gegen)Wind heftiger und es wurde langsam frisch. Der Nebel wurde immer dichter. Aber so weit konnte das Alois-Günther-Haus ja nicht mehr sein. Als ich in spitzem Winkel einen Pfad mit 3 sichtbaren Stickeln einmünden sah, prüfte ich die Richtung am GPS und erkannte, daß ich hier die letzte Serpentine des Fahrwegs wohl würde abschneiden und direkt zur Hütte kommen würde. Nach und nach wurde der Nebel so dicht, daß ich nur noch einen Holzpfahl vom aktuellen aus sehen konnte - wohlgemerkt, die waren hier nicht in 50 m Abstand wie an der Straße, sondern eher 10 bis maximal 15 Meter auseinander.

Gespenstisch !
Unwirklich !
So kam ich dem Angestellten auf der Hütte auf 1782 m dann wohl auch vor, als ich kurz vor 18:30 Uhr plötzlich zur Tür herein kam.

Nachdem er sich vom ersten Schock erholt hatte, holte er dann auch noch den Koch aus den Federn, damit ich noch etwas warmes zu Essen bekam.



Begegnungen:
1 Hase
Erste Alm-Pferde
Erste Alm-Kühe
Duo, daß sich über Entgegenkommenden freut
1 Schneehuhn (oder ähnliches)
1 Fasan
3 Gämsen und 3-4 Jungtiere


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