Montag, 10. Juli 2017

Tag 25: Es fährt kein Bus nach nirgendwo

Beim x-ten Mal Durchlesen des Kleingedruckten (die Fußnoten des Busfahrplans sind hier in der Steiermark teilweise länger als der eigentliche Inhalt an Fahrten) war mir gestern Abend noch gekommen, daß der Bus nur bis Donnersbach und nicht bis Donnersbachwald fahren würde.
Laut Bodenkontrolle ca. 11 Kilometer Straße, die den KLEINEN Unterschied ausmachen würden.

Mmmh, nicht wirklich eine Option, galt es doch heute den Rest der Freitags-Etappe bis hoch zur Mörsbachhütte zu gehen und dann noch die eigentliche Etappe, die mit 4,5 Stunden angegebener Gehzeit aber sehr moderat aussieht.

Die Arbeitshypothese war also, den Bus um 8:50 Uhr zu nehmen, in Donnersbach zu versuchen per Anhalter weiterzukommen oder notfalls das örtliche Taxi in Anspruch zu nehmen.

Wie das mit Hypothesen bzgl. der Zukunft so ist: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

Als ich gegen 6:00 mal raus muß, schüttet es draußen höllisch und die Wolken hängen extrem  grau, extrem tief.
Völlig demotiviert stelle ich die Wecker erstmal prophylaktisch auf später als ursprünglich geplant: Bei dem Wetter kann ich mich gleich vom Taxi am Hotel in Stainach abholen lassen.

Eine Stunde später schaut es nicht mehr so schlecht aus: Es ist trocken vor der Tür und die Wolken reißen auf.


Zurück zum ursprünglichen Plan: Eine nette Einheimische bestätigt mir auf Nachfrage am Bahnhof noch, daß ich richtig stehe und daß der zweite Bus der meinige sein wird.

Es kommt aber nur einer. Der fährt auch nicht pünktlich. Der Fahrer kramt noch herum, nachdem ihn die Frau wohl wegen mir angesprochen hatte. Dann steigt er aus und spricht mich an: Er hat nachgeschaut und der zweite Bus - der nach Donnersbach - wird heute gar nicht kommen, denn nun sind Ferien in der Steiermark und da fährt dieser gar nicht.

Argh :-(

Er nimmt mich dann immerhin mal bis Irdning mit.
Dort ist guter Rat bzw. das Taxi teuer, denn eine andere Möglichkeit gibt es wohl nicht, hoch nach Donnersbachwald zu kommen.

Den Taxi-Anbieter aus Donnersbach gibt es auch seit drei Jahren nicht mehr und so kommt das Ennstal-Taxi aus Stainach (die Anfahrt muß ich natürlich zahlen: ich hätte zum gleichen Preis also wirklich aus dem Hotel mit dem Taxi losfahren können ...).

Egal, um 9:45 stehe ich wieder in Donnersbachwald und der Österreich-Ausflug 2017 kann weitergehen, auch wenn ich bereits jetzt bei knapp 30° im eigenen Saft schmore.

Die gut 300 Höhenmeter bis zum Mörsbachwirt sind in einer Stunde Geschichte, das Wetter schaut nicht so übel aus, mit zunehmender Höhe werden auch die Temperaturen angenehmer und einen Hollundersirup mit Wasser bekomme ich auch noch.

Über die Gstemmerscharte führen Zentralalpen- und Salzsteig-Weg ins Großsölktal.
Der Abstieg nach Mößna führt durch sehr Wasser-reiches, ja teilweise fast sumpfiges Gebiet, aber der Pfad ist traumhaft schön, top gepflegt sowie selbst, links und rechts des Weges noch ca. 50 Zentimeter gemäht.


Das letzte Stück gen Mößna führt über Forststraßen. Die drei Kilometer an der Landstraße entlang in Richtung Süden hinauf nach Sankt Nikolai im Sölktal können da dann auch nicht mehr wirklich schrecken. Das Angebot einer netten Autofahrerin mich mitzunehmen, muß ich NATÜRLICH dankend ablehnen. - Wir haben ja schließlich alle unsere Prinzipien, Martin.

Der Gasthof zum Gamsjäger macht einen prima Eindruck und obwohl es tagsüber ab und an nach Regen/Gewitter aussah, bleibt es trocken und ruhig. Wenn ich die nächsten Tage bis zum Einbruch der Kaltfront auch so gut überstehe, mache ich drei Kreuze.


Aus einem vermeintlichen Zonk-Tag wurde also noch ein richtig guter.
Besser so als anders herum. Ich sage ja immer: Pessimisten können vom Leben wenigstens mal positiv überrascht werden ;-)


Begegnungen:
1 Gams
4 Frösche
Dutzende Schafe (akkustisch)
1 Schlange (Farbe: grau/anthrazit)
Nette Autofahrerin, die mich zwischen Mößna und St. Nikolai mitnehmen möchte

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen