Montag, 17. Juli 2017

Tag 26: Vom verspäteten Schwertransport zum Schlüsselkind ?

Von Sankt Nikolai im Sölktal soll es heute quasi auf die Alpensüdseite zur Rudolf-Schober-Hütte der Sektion Stuhlecker gehen.

Aber bereits vor dem Frühstück ist draußen nur grau zu sehen. Beim Frühstück ist es dann noch schlimmer: Das grau ist aus der Straße verschwunden, dafür regnet es :-(

Dabei hatte ich doch extra bereits um 7:00 Uhr gefrühstückt, um möglichst bald los zu kommen und damit möglichen Gewittern am Nachmittag beim momentan labilen und sehr heißen Wetter aus dem Weg zu gehen.

Also nun im Regen starten oder etwas abwarten, dafür aber das Risiko am Nachmittag erhöhen ?

Letztlich haue ich mich noch 1 Stunde in die Falle und hole fehlenden Schlaf vom Wochenende nach. Danach sieht die Lage draußen in der wirklichen Welt schon viel besser aus: Es ist trocken und die Sonne scheint :-)

Einzig ein kleines Problem mit der Rudolf-Schober-Hütte hat sich noch ergeben: Laut ÖAV-Seite ist die Hütte momentan nur Donnerstag bis Montag Morgen ehrenamtlich bewirtschaftet, da der langjährige Pächter aus gesundheitlichen Gründen den Betrieb 2017 plötzlich nicht aufnehmen konnte und ein neuer Pächter noch nicht gefunden ist.
Allerdings soll es möglich sein, mit einem AV-Generalschlüssel mit Selbstversorgung unterzukommen.

134 Tage habe ich nun auf dieser und meiner letzten Alpen-Wanderung die ca. 50 Gramm AV-Schlüssel durch die Gegend getragen und einige Anstrengungen unternehmen müssen, um ihn überhaupt so lange von der Sektion aus der Heimat zu bekommen (Danke an Rolf, den 2. Vorsitzenden des DAV Coburg an dieser Stelle !), nun sollte nach immerhin umgerechnet 0,125 Tonnen-Kilometern an ungenutztem Transport also die große Stunde schlagen ...

Also schnell noch im Laden neben dem Gasthof Gamsjäger ein paar Süßigkeiten und einen Liter Saft gekauft. Der Rucksack ist nun mit dem restlichen Proviant, den ich schon am Vortag gekauft bzw. im Depot 1 nachgefüllt hatte, ganz ordentlich schwer. Ich komme mir vor wie ein überladener Schwertransport und um 9:30 geht es dann mit ausgiebiger Verspätung endlich los.

Gen Südwesten folge ich bei ganz leichter Steigung einer Almfahrstraße am Braualmbach entlang, der hier teilweise mäandernd durch die Wiese zieht. Es ist bereits richtig heiß und vom Regen am Morgen ist außer ein paar Pfützen nichts geblieben.


Ab dem Kreuzsteg geht es dann richtig bergauf, bis die Hohenseealm (am gleichnamigen See) erreicht ist. Sogar ein Boot liegt in der Nähe der gerade verlassenen Gebäude am Ostufer.

In weitem Bogen führt der wieder perfekt freigemähte Pfad durch Weidegebiet mit Kühen um den See und dann geht es wieder steiler bergauf. Fünf beeindruckende Wasserfälle waren bis dahin schon zu erblicken. Bereits seit meinem Abstieg gestern bin ich ja in einem sehr feuchten Gebiet, wo der Boden oft nach- und schmatzende Geräusche von sich gibt.


Der Schimpelrücken wird überschritten und dann geht es an einem traumhaft schönen Bachlauf weiter gen Südwest. Kurz vor dem Schimpelsee auf 1.947 Metern steigt der Weg nun aber nach links hoch in die Flanke und auch der Übergang nach Süden ist bereits aus der Ferne zu erspähen.

Die Sonne ist mittlerweile verschwunden und die Wolken am Himmel lassen sich nicht richtig einordnen, ob es nun trocken bleibt oder doch noch etwas runter kommt.

Nicht mal mehr 100 Höhenmeter waren mir bis zur Schimpelscharte auf knapp 2.300 Metern verblieben, als große Tropfen auf mich einprasseln. Also schnell Regensachen an und - im Eifer des Gefechts - prompt mal wieder die Regenhose falsch herum erwischt. Argh, jetzt aber erstmal nicht mehr zu ändern.

Bei der Nässe mit einer gehörigen Position Vorsicht, steige ich bis zum Übergang oberhalb der Scharte auf - immerhin gewittert es nicht.

Dafür beginnt es am Anfang des Abstiegs richtig stark zu regnen und mittelstark zu hageln. Im Nu bilden sich braune Sturzbäche, die kleines Geröll mitschieben, wo vorher noch mein Weg war. Jetzt heißt es richtig aufpassen !

100 Höhenmeter tiefer ist der Spuk - Gott sei Dank - auch schon wieder vorbei und die Sonne brennt wieder auf mich herab.

Weiter draußen im Tal scheint es aber zu gewittern.
Ich lege also einen Gang zu, um möglichst bald bis zur Rudolf-Schober-Hütte auf 1.667 Metern abzusteigen, insbesondere weil es schon wieder zu tröpfeln beginnt.

An der Hütte sind die Fensterläden offen und beim Vorbeigehen meine ich, Licht gesehen zu haben.
Komisch.
Als ich um´s Eck biege, ist die Tür wirklich offen und im Gastraum richtig ordentlich eingeheizt.
Welch freudige Überraschung: Toni von der Sektion ist da, ich bekomme etwas warmes zu Essen, Getränke in rauen Mengen, Buchteln und noch ein paar nette Unterhaltungen, bis der Meister mal ins Tal fährt und mich damit betraut, auf die Hütte aufzupassen und mir Getränke selbst zu zapfen und halt aufzuschreiben.
Ja, Gerald (Hüttenwirt im Ottokar-Kernstock-Haus am Rennfeld), auch SO kann man das handhaben ...


Draußen geht dann noch mehrfach die Welt in Blitz, Donner und Starkregen unter. So falsch war meine Einteilung also gar nicht, für den AV-Schlüssel muß ich mir somit weiterhin eine Einsatzmöglichkeit suchen und mit meinem Glück kann ich einmal mehr sagen: The trail provides !


Begegnungen:
3 dicke Kröten
4 kleine Frösche (einer davon hat in seiner Sprungbahn glatt noch abrupten Abpraller an meinem Stiefel hinnehmen müssen)
3 Alpen-Salamander (im/nach dem Regen)
1 Ehrenamtlicher auf der Rudolf-Schober-Hütte: Toni

2000er:
Übergang oberhalb der Schimpelscharte, 2.287

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