Mittwoch, 26. Juli 2017

Tag 34: Umgeplant ins Tal

Evelyn, die Wirtin der Franz-Fischer-Hütte, hatte am Vorabend schon aus dem Alpenvereinswetterbericht zitiert, daß man mittags Schutzhütte aufsuchen solle, da Wärme-bedingt schwere Gewitter/Unwetter drohen, trotzdem komme ich erst um 08:30 von der Hütte los.

Es ist bereits stark bewölkt, als ich gen Südwesten den Pfad am Hang entlang bergauf in Angriff nehme. Wie am Vortag ist der Weg super zu gehen.
Nach einer Weile komme ich an eine Abzweigung: Ich kann nun über die Weißgrubenscharte gen Tappenkarseehütte gehen oder über das 120 Hm niedrigere Haselloch, wobei letzteres der weitere Weg ist.

Ursprünglich wollte ich über das Haselloch und weiter oben in den Bergen bleiben zum Albert-Biwak gehen, dort selbst-versorgt übernachten und am nächsten Tag über den Weinschnabel (2.754 m) weiter zur Osnabrücker Hütte unweit des Kölnbrein-Speichersees. Da der Übergang allerdings Kletterstellen, versicherte Stellen und Steinschlaggefahr beinhaltet und das Wetter gleichzeitig labil und Gewitter-gefährdet ist, bin ich davon abgekommen.

Also gehe ich auf via Weißgrubenscharte auf die Wolkenberge im Westen zu. Im Anstieg kommt mir bereits ein älterer Österreicher entgegen und meint, auf der anderen Seite des Übergangs regne es bereits. Mir kommen dann noch ein paar Grüppchen entgegen, bis ich kurz unter der Scharte bei den ersten Regentropfen auf Schlechtwetter umrüste.

Das war optimales Timing, denn auf den 2.255 Metern der Scharte haut mich der Wind fast um. Hier wäre definitiv kein guter Platz zum Umziehen gewesen.

Von oben kann man die Tappenkarseehütte oberhalb des Seeendes bereits gut sehen und bereits vor Mittag bin ich dort. Der Regen war nie sehr stark, aber bis dato recht ausdauernd.

Ich kehre also frühzeitig auf einen Blaubeerschmarrn und zwei Getränke ein und danach sieht die Welt schon wieder viel besser aus: Sonne :-)


Ganz kurz habe ich  beim Abmarsch vor der Hütte Empfang und erhalte Adresse und Koordinaten meines heutigen Ziels im Großarltal, welches die Bodenkontrolle in Erlangen dankenswerterweise organisiert hatte, da ich wieder keinerlei Empfang hatte.


Über das Draugsteintörl folge ich dem Weg 702a bergab. 300 Hm tiefer liegen die beiden Draugsteinalmen, wo der Weg direkt zwischen den beiden nur wenige Meter auseinander liegenden Almen durchgeht. Dort ist einiges los, das Wetter ist (noch) traumhaft und es wäre sicher nett einzukehren, aber ich habe ja noch einen langen Abstieg und anschließend einen Zusatzmarsch zum Hotel zu absolvieren, also sehe ich lieber zu, daß ich Land gewinne bzw. Höhe verliere.

Auf halben Wege an einer Bank in der Sonne noch kurzen Telefonstopp mit Fräulein A. eingelegt, da das Handy gerade mal Empfang signalisiert. Da kommt ein Hund vorbei: Alleine und sehr zielstrebig ab ins Tal.

Kurz nachdem der Pfad an der Materialseilbahn der Almen auf eine Forststraße gemündet ist und die Parkplätze der Tagesausflügler passiert sind, komme ich an eine Abzweigung. Weil ich für diesen Bereich nun keine Papierkarte habe, schaue ich ganz genau hin: Entweder kann ich einfach der Straße folgen (60 min bis Karteis) oder in überstumpfem Winkel abbiegen und erstmal wieder bergauf laufen und soll in 50 min in Karteis sein. Letzteres klingt interessant, insbesondere weil es einerseits auf dem Wegweiser als 702 ausgewiesen ist und andererseits da der Weg auf der anderen Seite des Tals verläuft und somit jetzt am Nachmittag überwiegend im Schatten liegt, im Gegensatz zur Straße.

Der Weg ist echt nett und mündet letztlich bei einem Bauernhof mit Materialseilbahn auf dessen Zufahrtsstraße. Auf halbem Weg ins Tal kommt mir an einem Viehgatter der alte Bauer mit dem Auto entgegen und wir kommen ins Gespräch. Seit dem Krieg und einer Bekanntschaft mit einem Nürnberger hat seine Familie eine Hütte an diese Nürnberger bzw. die Nachfolgegenerationen verpachtet.
Auf seine Brüder ist er aber ganz schlecht zu sprechen, denn diese haben ihn aus der Familienjagd gedrängt und das "Jagern" hat solchereins im Blut, auch wenn er schon alt ist, merkt man, daß dies an ihm nagt.

Als ich in Karteis an der Kapelle ankomme, wo auch die Almzufahrtsstraße einmündet, heißt es nun mehr als 2,5 km die Hauptstraße talauswärts bis in die Ortsmitte von Hüttschlag zu gehen.
Hüttschlag kommt übrigens vom schlagen der Bäume zur Holzkohle-Generierung für die Verhüttung von Erz, welches hier im Großarltal abgebaut wurde.

Bereits aus der Ferne habe ich zwei Wanderinnen aus der Gegenrichtung kommen sehen. Wie sich herausstellt, sind die Wienerinnen Renate und Monika eine gute Woche auf dem Salzburger Almensteig unterwegs und übernachten im gleichen Hotel. Sie schaffen es auch, die Rezeption besetzt zu bekommen und am Abend ändern sie gleich mal die Sitzordnung und bitten mich an ihren Tisch, wo wir richtig nett plaudern.

Die beiden werden am kommenden Tag zur Tappenkarseehütte aufsteigen, über die ich ja heute vom Berg herunter und erstmals wieder (knapp) unter die 1.000-Meter-Marke komme, seit ich vor 1,5 Wochen in Donnersbachwald wieder die 02er-Spur aufgenommen habe.

Monika pilgert auch immer wieder in Österreich und ist bereits in Spanien den Jakobsweg gegangen. Mich würde interessieren, wie es mit Ihrer Idee ausgeht, den Jakobsweg von München durch Tirol und Vorarlberg nach Bregenz zu gehen ...


Begegnungen:
1 Eidechse
2 saubere Schweine (an den Draugsteinalmen)
Jede Menge Murmeltiere (akustisch)
1 Hund (alleine auf weiter Flur und zielstrebig ins Tal unterwegs)
1 verbitterter, ehemaliger Jäger
Renate und Monika im Hotel in Hüttschlag (unterwegs auf dem Salzburger Almensteig)


2.000er:
Weißgrubenscharte, 2.255
Draugsteintörl, 2.077

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