Freitag, 4. August 2017

Tag 47: Ein(-)Fall von Massentourismus ?

Nein, eigentlich drei Fälle: Die Krimmler Wasserfälle, mit 385 Metern gesamter Fallhöhe, die höchsten Österreichs und sicherlich mit die bekanntesten in Europa und darüber hinaus (ca. 400.000 Besucher pro Jahr).

Und wieder steckt das Tauernfenster hinter dem Phänomen und daß es heute überhaupt noch besteht: Granit - also extrem hartes Gestein - ist hier an der Erdoberfläche und nur deshalb haben die Gletscher sowie später die gewaltigen Wassermassen der Krimmler Ache nicht einfach den Fels ausgewaschen und die Fallhöhe abgebaut.

Aber bis dahin (und danach) habe ich noch ein wenig Fußmarsch vor mir.

Immer wieder kommt mir heute die Pinzgauer Lokalbahn ins Blickfeld, die hier mit ein bis zwei Personenwagen und einem Fahrradwaggon von Zell am See bis nach Krimml fährt.

Es ist für Deutschland der bisher heißeste Tag des Jahres angekündigt, aber auch hier im Salzburger Land ist es ordentlich heiß.


Zum Glück führt mich mein Weg häufig durch den Wald mit jede Menge Schatten und so komme ich gegen Mittag am Fuß der Krimmler Wasserfälle an. Ich kann nun entweder den alten Tauernweg gehen (vermutlich recht ruhig) oder mit all den Touristen für drei Euro den Weg direkt an den Wasserfällen in Rampen bergauf und mit Aussichtskanzeln garniert.


Weil ich noch nie hier in der Gegend war, nehme ich das volle Programm: Unmengen an Leuten, die sich wirklich mit abenteuerlicher Ausrüstung die Steilrampen (teilweise) hochquälen. Ich meine, ich habe ja immerhin Allradantrieb, festes Schuhwerk und zwar einen schweren Rucksack, aber immerhin keinen Kinderwagen (ohne E-Hilfs-Antrieb) die 400 Höhenmeter hochzuschieben.
Ach ja, und den Frontballast habe ich in den letzten Monaten ja auch bereits arg dezimiert.




Die Einsichten und Ausblicke sind zum Teil wirklich spektakulär und die Menschenmassen lasse ich einfach an mir abprallen. Teilweise im Wortsinne, wenn ich bergauf stringent meinen Schritt gehe ;-)

Oberhalb der Wasserfälle auf 1.500 Metern wird der Menschenstrom deutlich geringer, der sich im Krimmler Achental einwärts oder auswärts bewegt, dafür kommen nun (E-)Radler und Wandertaxis dazu.


Ich muß nun zwar nur noch gut 100 Aufstiegsmeter an absoluter Höhendifferenz gewinnen, allerdings geht es immer mal leicht auf und ab und vor allen Dingen zieht sich das Tal über viele Kilometer gen Süden.

An der Hölzlahneralm kehre ich dann für eine erste richtige Pause für 45 Minuten ein und frisch gestärkt sind dann auch die letzten fünf Kilometer bis zum Krimmler Tauernhaus in einer Stunde abgefrühstückt.

War im Bereich der Wasserfälle der Schatten der Bäume und der Sprühnebel der Fälle kühlend, entfällt dies im Trogtal oberhalb, dafür bläst nun der Wind richtig ordentlich - nur über den Vorzeichenfehler im Richtungsvektor muß ich mit Petrus bei Gelegenheit mal in Klausur gehen ...
Nachteil: Teilweise durch den Wind, oftmals begünstigt durch die Autos wird Staub aufgewirbelt und ich muß mehr als ein Mal die Augen zukneifen und im Getriebe knirscht es zwar nicht, aber dafür im Gebiß.

Das Krimmler Tauernhaus vereint den Charakter eines Hotels mit (fast) allem Komfort mit den Möglichkeiten einer Schutzhütte: Zimmer habe ich am Vorabend keines mehr reservieren können, aber in einem der vier Lager komme ich super unter. Dort sind drei Gruppen zu je zwei Matratzen für Pärchen oder ähnliches und zwei Stockbetten, wo ich mich in einem einquartieren soll.

Letztlich sind im großzügig bemessenen Raum für zehn Personen nur sechs untergebracht.

Die sechste hat es aber in sich: Eine Frau, die - kaum ist sie im Raum - nur rummosert: Warum sind so viele Männer im Lager (vier), warum hat man sie nicht in ein anderes Lager gelegt (was haben der Herr und ich, die gerade im Raum sind, damit zu tun ?), wehe wenn jemand schnarcht, ... und das alles garniert mit einer Mimik ... :-(
Was soll man dazu sagen ?
Tussi, nimm Dir ein Einzelzimmer oder bleib zu Hause !

Der Wellnessbereich ist klasse und so verziehe ich mich erstmal in die Sauna. Allerdings habe ich heute wohl schon zu viel Hitze abbekommen und so halte ich es nicht sehr lange bei 90° aus.
Aber zum Kennenlernen eines netten älteren Ehepaars aus Wolfratshausen (Ludwig kennen sie natürlich auch) genügt es.

Als ich mich nach dem ersten Gang gerade kalt abdusche, nehme ich Tumult-artige Szenen ums Eck war: Eine kriminalistische Rekonstruktion der Ereignisse deutet darauf hin, daß der Wolfratshausener aus Versehen nach der Dusche das Handtuch der nervigen Nörglerin aus dem Lager erwischt hat. Das kann wirklich leicht passieren, denn alle Handtücher sind uniform grün und die Tussi hat ihr Handtuch gegenüber des Dampfbads an Haken gehängt, nicht aufgepaßt und dummerweise ist dieser Haken auch der näheste zur Dusche.

Daß sie nicht noch die Cobra-Einheit (Einsatzkommando Cobra) der österreichischen Polizei gerufen hat, grenzt an ein Wunder. Ich meine, so etwas kann passieren und da wer weiß wie rum zu lamentieren, sich aufzuregen und ewig Terz zu machen, ist eines Ruhebereichs auch nicht gerade angemessen ...

Kurz vor Ausbruch des dritten Weltkriegs kann die Lage noch eben mal befriedet werden und ich kann mich auch wieder den wichtigen Dingen des Lebens widmen: Entspannen !

Übrigens, wer mal wissen will, was besser als Sauna ist, der gehe mal in 1.600 Metern Höhe abends in die Sauna, dusche sich ab und wandle dann in den Außenbereich, wo die restlichen Sonnenstrahlen gerade noch den Liegestuhl wärmen, die Krimmler Ache in Sichtweite links vorbei rauscht, die Glocken der Kühe von rechts beruhigend schallend und geradeaus der Blick auf den Alpenhauptkamm mit beeindruckenden Felsen und grünem Almgelände im unteren Teil des Tals fällt.
Unübertrefflich, wie mir scheint !

Das Abendessen nehme ich dann mit meinen neuen Bekanntschaften aus der Sauna (also eigentlich aus Wolfratshausen) und deren Freundin aus dem Salzburger Land zu mir.

Später im Lager ist das Bett der Nörglerin verwaist und am nächsten Morgen sehe ich sie mit einem Zimmerschlüssel beim Frühstück. Haben sie letztlich wohl doch noch ein Zimmer für sie gehabt.

Einzelhaft war wahrscheinlich das Beste für alle Beteiligten. Geschnarcht hat nachts übrigens niemand und die fünf Personen im 10er-Lager hatten auch sonst keinerlei Probleme miteinander. Ich hatte nicht mal mitbekommen, wie/wann die anderen vier ins Bett gegangen sind.



Begegnungen:
1001 Tourist aus aller Herren Länder und vielfach in Vollverschleierung
Eva (aus Salzburger Gegend), Christa und Mann (aus Wolfratshausen)
1 nervige Nörglerin


3 Kommentare:

  1. Lieber Kai
    Die Beschreibung deines Sauna-Ganges (inkl. Ruheraum) ist schon seeeeehr grenzwertig. Ein Mix aus Vorstellung, Mordgelüsten und "ich gönn es dir von Herzen" hat beim Lesen in mir gekämpft.
    Die Nörglerin kannst du mal vorbeischicken. Ich werd ihr mal eine Nacht "Holz sägen". ;-)
    Frohes Spazieren und liabi Grüass

    PS: An den L- aus W. hab ich auch gedacht. Müsste am 2. den 95. gefeiert haben.

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  2. Hallo Pepi.

    Vielleicht müssen wir da einfach mal gemeinsam hin ;-)

    Sonnige Grüße,
    K2.

    P.S.: Und die Mordgelüste kanalisierst Du besser auf Menschen, die es nicht anders verdient haben ... :-)

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  3. Bei Sauna kommt bei mir immer das Bild, wie mir letztes Jahr nach einem acht Stunden Regentag die Sauna am Abend die Gesundheit erhalten hat.

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